Es besteht kein Zweifel mehr daran, daß sich das einstmals so reiche und vom Schicksal so begünstigte Schweden auf dem Wege des wirtschaftlichen, politischen, sozialen und - jeder Tag kann neue Beweise dafür liefern - auch des moralischen Niederganges befindet. Eine erstaunte Umwelt, die sich daran gewöhnt hatte, in diesem Land den Spitzenreiter auf dem Weg zu einer von sozialen Kümmernissen und politi-sehen Zerwürfnissen freien Welt zu sehen (und dabei die sich aufdrängenden Warnzeichen einer herannahenden Krise geflissentlich übersehen hatte), beginnt sich nun zu fragen, wieso das
Mit Riesenschritten nähert sich die Menschheit einer globalen Katastrophe, werden bei der Abrüstung nicht bald echte Fortschritte erzielt. Eine schwedische Studie und eine norwegische Umfrage geben dieser Warnung Nachdruck:
Die Bezeichnung „Wirtschaftswunder“ ist allzu oft und allzu leichtfertig mißbraucht worden, als daß man es wagen könnte, sie ohne Bedenken auf die Situation eines Landes in unserer Zeit anzuwenden. Dieses Wort drängt sich aber geradezu auf, wenn man die wirtschaftliche Entwicklung Finnlands mit jener in einigen anderen Ländern vergleicht.Bei solchen Vergleichen schneidet Finnland schon deshalb besser ab, weil man sich in diesem Lande über die Größe der zu bewältigenden wirtschaftlichen- und übrigens auch der politischen Probleme niemals Illusionen hingegeben hat. Von mancherlei
Großzügige Staatshilfe kann zwar Schwedens Zeitungen nicht aller materiellen Sorgen entheben, leistet aber einen sehr wesentlichen Beitrag zur Erhaltung eines breiten Meinungsspektrums
Schweden war in diesem Jahrhundert Zufluchtsort für Hunderttausende: Nach den Flüchtlingen aus dem nationalsozialistischen Deutschland kamen die vor den Kriegsgefahren flüchtenden Finnen und nicht lange nach ihnen die Deserteure der Deutschen Wehrmacht. Gegen Ende des Krieges kam die große Welle der vor der Roten Armee flüchtenden Polen, Esten und Letten und dann der nie abreißende Strom der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa. Allen diesen Menschen erschien Schweden als Insel der Sicherheit, der Ruhe und des Wohlstandes.Ohne vorher besorgte Einwande- rungs- und Arbeitserlaubnis können
Keiner der führenden Sprecher der tschechischen Bürgerrechtsgruppe, die sich in der „Charta 77“ an die Welt außerhalb des Ostblockes gewandt haben, glaubt an die Wiederkehr eines „Prager Frühlings“, wie ihn die CS SR 1968 während einiger Monate erlebt hatte: Denn ohne eine tiefgreifende Veränderung des politischen Regimes in Moskau werde in der Tschechoslowakei niemals mehr eine „sozialistische Bewegung mit menschlichem Antlitz“ entstehen. Und eine solche Veränderung sei frühestens in zehn Jahren zu erwarten.
Wenn heute fast überall in Europa der Eurokommunismus als neue Erscheinung auf der politischen Szene diskutiert wird, zieht man dazu fast ausschließlich die Entwicklungen in den romanischen Ländern heran. Was in Italien Togliatti und Berlinguer, in Frankreich Marchais und Jean Ellein-stein, in Spanien Carrillo, Azcarate und andere führende Kommunisten über ihr Verhältnis zur Demokratie und ihre Beziehungen zur kommunistischen Führungsmacht Sowjetunion gesagt haben und sagen, wird einerseits als Beweis für eine grundlegende Wandlung im westeuropäischen kommunistischen Lager, anderseits
Das Schweden von heute ist ein Land der verlorenen Illusionen. Nach drei Jahrzehnten eines beispiellosen wirtschaftlichen und sozialen Aufstieges begann 1975, damals von wenigen in seiner Bedeutung erkannt, der Niedergang. Die Meldungen über Entlassungen und Betriebsschließungen in der Industrie überstürzen sich. Von den Leitungen großer Unternehmen, wie etwa der VOLVO und der ASEA, kommen Warnungen von einem Verfall der Arbeitsmoral, die tief beunruhigen müssen.
Im November 1976 wurde vom schwedischen militärischenÜberwachungsdienst das Einlaufen zweier sowjetischer U-Boote der Klasse „Golv II“ in die Ostsee beobachtet Nun sind Durchfahrten von Kriegsfahrzeugen der Ostseeländer durch den Oresund keine Seltenheit Für U-Boote gilt lediglich die internationale Bestimmung, daß ihre Durchfahrt in Oberwasserlage erfolgen muß.Ungewöhnlich war jedoch, daß es sich dabei mit Atomraketen bestückte Fahrzeuge handelte, und daß den ersten zwei Booten in zwei Gruppen noch vier weitere derselben Klasse folgten. Da es sich jedoch um ziemlich veraltete
Die Geschichte der schwedischen Arbeiterpresse ist reich an trübe stimmenden Kapiteln. Das Zentralorgan der Sozialdemokratie, „Morgon-tidningen“, früher „Socialdemokra-ten“ genannt, wurde schon in den fünfziger Jahren eingestellt. Ihm in die Versenkung folgte die Abendzeitung „Aftontidningen“. Die vom Hause Kreuger übernommene „Stock-holms-Tidningen“ war das nächste Flaggschiff der Partei. Auf Grund seiner allzu offenen Sprache und seiner kritischen Haltung zur amerikanischen Militärpolitik - nicht ohne die Mitwirkung hoher Parteifunktionäre-wurde diesem Blatt von der
„Die stärkste Seite der Regierung Fälldin“, sagte ein Mitglied des schwedischen Reichstags, „ist diese miserable Opposition, die nicht weiß, was sie will, und die das, was sie gestern wollte, heute schon wieder vergessen hat.“Im politischen Programm der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens, das auf dem Parteikongreß des Jahres 1975 angenommen wurde, steht im ersten von 36 Abschnitten die Forderung nach Einführung der Republik. Noch vor der Parlamentswahl vom September 1976 hatte der Abfall einer sozialdemokratischen Abgeordneten zur Einsetzung einer Kommission geführt,
Es ist bereits einige Jahre her, als die Postverwaltungen der Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden Briefmarken mit einem einheitlichen Motiv herausgaben. Sie zeigte fünf stolze Schwäne im Flug, einem gemeinsamen, irgendwo in westlicher Ferne liegenden, Ziel zustrebend. Es war eine ebenso rührende wie eindrucksvolle Geste, die die brüderliche Verbundenheit dieser Länder dokumentieren sollte. Schon damals hatte man allerdings den mißlungenen Versuch hinter sich, den europäischen Norden zu einem Verteidigungsbund zu vereinen, einem Ziel, dem sich vor allem der
„Schwedens Verhältnis zu fremden Mächten ist gut!” Diese einleitenden Worte zu jeder Thronrede, die bei der feierlichen Eröffnung des Parlamentes gehalten wurde, bis, von vielen beklagt, vor drei Jahren das glanzvolle Schauspiel durch eine farblose und langweilige Zeremonie ersetzt wurde - diese Worte also könnte der König heute nicht mehr ohne Bedenken aussprechen, denn Schwedens Verhältnis zu der einen und der anderen auswärtigen Macht ist heute alles andere als gut. Und geradezu getrübt ist das Verhältnis zu Finnland, zu jenem Land, auf dessen prekäre Lage zwischen den
Die Erhaltung der Privatwirtschaft und die Bewahrung ihres Einflusses in Staat und Gesellschaft spielt in Schweden eine größere Rolle, als allgemein angenommen wird. 44 Jahre sozialdemokratischer Regierung haben daran nichts Wesentliches geändert, ein Jahr bürgerlicher Regierung hat diese Maxime nachdrücklich unterstrichen.
Die schwedische Öffentlichkeit wurde dieser Tage durch die Nachricht überrascht, daß sich die „Dagens Nyheter“, die größte Morgenzeitung Nordeuropas, gezwungen sehen wird, die Zahl ihrer Angestellten um 500 abzubauen. Der Konzern der „Dagens Nyheter“ war bis vor kurzem als finanziell gesund angesehen worden, hatte er doch noch im Vorjahr einen Reingewinn von 34 Millionen Kronen melden können.Wenn schon die große liberale Presse in wirtschaftliche Bedrängnis gerät, wie geht es da erst der weit schwächeren Arbeiterpresse oder der christlichen Presse, die sich niemals aus
Die am 28. August bekanntgegebene Devalvierung der schwedischen Krone beleuchtet überdeutlich die schwere wirtschaftliche und staatsfinanzielfe Situation, in die Schweden geraten ist. Es ist die dritte Verminderung des Kronen wertes in weniger als einem Jahr. Für einen ständigen Beobachter der Entwicklung kam sie nicht überraschend: Die sozialdemokratische Regierung in Schweden hatte sich jahrzehntelang Einkommensteuererhöhungen in einem Ausmaß erlaubt, die mit einer verantwortungsbewußten Lohnpolitik nichts mehr zu tun hatten. Und nun kommen die unvermeidbaren Rechnungen, die von den Nachfolgern vorgelegt werden müssen.
Mit dem Wort „Raggare“ bezeichnet rungen von Cafės und Gaststätten (am man in Schweden jene jungen Leute, liebsten solcher, die von alleinstehen- denen der zwei- oder vierrädrige moto- den Frauen oder älteren Leuten geleitet risierte Untersatz zum Inbegriff unbe- werden), dann war man noch geneigt, gjrenzter Möglichkeiten der Bewe- diese Exzesse als einen Ausdruck ju- gungsfreiheit, der Handlungsfreiheit gendlichen Übermutes, der Tatenlust und auch der Machtausübung gewor- oder gar nur der Langeweile zu deuten, den ist. Treten die Anhänger dieser Geschehen ist nach jedem derartigen
Für eine weibliche .Thronfolge in Schweden stimmen heute die Konservativen, eine Mehrheit innerhalb der Zentrumspartei und der liberalen Volkspartei, auch ein Teil der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion dürfte für diese Reform stimmen, war es doch eine sozialdemokratische Abgeordnete, die durch ihr Überlaufen ins bürgerliche Lager einen dahingehenden Vorschlag - der eigentümlicherweise ebenfalls von einem sozialdemokratischen Landeshauptmann kam - erst ermöglicht hat. Wenn nun erwartet werden kann, daß einige liberale Abgeordnete - und möglicherweise auch der eine oder andere
Ein internationaler Kongreß von Medizinern, Psychologen und Sozialwissenschaftlern, der sich in der finnischen Hauptstadt mit den Ursachen der steigenden Selbstmordwelle in der Welt befaßte, mußte die entmutigende Feststellung machen, daß allem Anscheine nach, der wachsende Wohlstand und das Streben nach immer mehr Reichtum die wesentlichsten Ursachen des Freitodes sind - und daß es kein Mittel gibt, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.Dieser internationale Kongreß dürfte wohl vor allem deshalb in eines der nordischen Länder verlegt worden sein, weil nach allgemeiner Auffassung das
Finnland hat eine neue Regierung erhalten; es ist die sechzigste seit der Selbständigkeitserklärung der Republik und die dreißigste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Finnische Regierungen haben kein langes Leben: Kaum hat man sich daran gewöhnt, die Namen ihrer Mitglieder einigermaßen richtig auszusprechen, muß man darangehen, eine neue Namensliste auswendig zu lernen. Und das ist nicht so leicht, wenn - wie es jetzt der Fall ist - der Sozialminister Pirko Työläjärvi heißt und der Verteidigungsminister Taisto Tähkämaa. Zum Glück für den armen nichtfinnischen Beobachter heißt
Seit den Tagen der Spionageaffäre Wennerström ist kein Rechtsfall in Schweden hinter einer derartigen Mauer des Schweigens und der strengsten Abgeschlossenheit behandelt und abgehandelt worden wie jene Terroristenaffäre, die am 1. April in einem Stockholmer Vorort ihren Anfang genommen hat. Im Verlaufe einer blitzartig durchgeführten Polizeiaktion wurde an diesem Tage im Vorort Trollbäcken und an einigen anderen Orten des Landes eine große Anzahl von Personen festgenommen. Unter ihnen befanden sich der bundesdeutsche Staatsbürger Norbert Kröcher, der als Mitglied der Baader-Meinhof-
Das schwedische Volk ist nun gezwungen, eine Rechnung zu bezahlen, die seit Jahren fällig gewesen wäre, deren Berechtigung anzuerkennen man sich aber beharrlich geweigert hat. Die Arbeitskosten der Industrie erhöhten sich in den letzten zwei Jahren um 37 Prozent, in Westdeutschland beschränkte sich die Erhöhung auf 13 Prozent und in den USA auf 15. Auch für das Jahr 1977 erreichen die automatischen Ausgabenerhöhungen bereits 6 Prozent, ohne daß dabei schon die Forderungen der Gewerkschaften berücksichtigt worden wären. Die erzielten Einkommensverbesserungen wurden durch eine starke
Gefangen in einer Ideologie, deren innerster Kern der unbezwingbare Drang zur Selbstvemichtung zu sein scheint, strebten seit Jahren einige der größten regionalen Organisationen der Kommunistischen Partei Schwedens einem Höhepunkt der inneren Auseinandersetzungen zu, an deren Ende nur der vollständige Zusammenbruch der Partei und das totale Chaos stehen konnten. Dieser Punkt wurde am 1. März 1977 erreicht; nach diesem Datum gibt es im Lager der Linken zwar noch ein halbes Dutzend Splittergruppen, aber es gibt keine KP von Bedeutung mehr.Die KP Schwedens, die in einigen Monaten ihren
Auf die ersten ölfunde im norwegischen Teil der Nordsee reagierten die Norweger vorerst mit Zurückhaltung und Skepsis. Erst als man bemerkte, daß sich kapitalkräftige Gesellschaften aus aller Welt um Bohrlizenzen bemühten, gewann die Uberzeugung Platz, daß hier das an Naturschätzen so arme und felsige Land am Rande des Nordmeeres ein Glückslos gezogen hatte, und nun folgte auf das anfängliche Mißtrauen ein Erdölrausch, der alle Schichten des Volkes ergriff und eine Umwälzung der Wirtschaftsstruktur des Landes einleitete. Was ist von den überschwenglichen Hoffnungen, die damals
Es mag unglaublich klingen, ist aber wahr: Tag für Tag wird nun die schwedische Öffentlichkeit durch Situationsschilderungen darauf aufmerksam gemacht, daß der so vorbildlich scheinende Wohlfahrtsstaat drauf und dran ist, in die trostlosen wirtschaftlichen Zustände zu versinken, wie sie in Großbritannien und Italien herrschen. Die schwedischen Träume von einer für die ganze Welt beispielgebenden Volksgemeinschaft — wohin ist sie geraten?Ein gewaltiges Defizit im Außenhandel, ein noch gewaltigeres in der Zahlungsbilanz, eine verschlechterte Konkurrenzfähigkeit, eine
In jener Stunde am 21. Oktober, . als der Sekretär der Nobelstiftung, Dr. h. c. Karl Ragnar Gierow, offensichtlich verlegen und fast stotternd, den Pressevertretern mitteilte, daß die königlich-schwedische Akademie beschlossen habe, den Literatur-Nobelpreis jenem Amerikaner zuzusprechen, den die gesamte schwedische Presse schon seit drei Tagen als den nächsten Preisträger feierte, wurde jedem Zuhörer klar, daß die berühmte Institution sozusagen an einem Endpunkt angelangt ist. Von jetzt und von hier an wird die Akademie einen neuen Weg einschlagen müssen. Man denkt dabei gar nicht an
Hinter den Kulissen der Regierungsbildung in Schweden geht es vor allem um die Entschärfung eines Problems, das zu einer politischen Atomexplosion führen könnte. Der Führer der Zentrumspartei hat sich vor der Wahl auf ein absolutes Nein zur Kernenergie festgelegt — aber mehrere Atomkraftwerke sind bereits im Bau.
Die Führer der schwedischen Arbeiterpartei müssen sich nun eingestehen, daß eine Reichstagswahl, hätte sie Ende des Monats Juli stattgefunden, mit absoluter Sicherheit das Ende der vierzigjährigen Regierungsperiode der Arbeiterpartei zur Folge gehabt hätte. Zu eindeutig sind die Ergebnisse der Meinungsbefragungen, die in den letzten Wochen durchgeführt worden sind.
Mit einer Eindringlichkeit, die auch den blauäugigsten Optimisten in seiner Überzeugung wankend machen könnte, mehren sich die Zeichen dafür, daß der hohe Norden Europas und die ihn umgebenden Meeresgebiete zu einem strategischen Brennpunkt erster Klasse geworden sind. Was die Großmächte wirklich im Auge haben, weiß man nicht. Möglicherweise wissen es nicht einmal die verantwortlichen Staatsmänner. Aber was sie tun, hat einen der einmal ruhigsten Teile der Welt in den Mittelpunkt des Interesses der Strategen gerückt.
Nach den letzten Wählerbefragungen, durchgeführt von einem Institut, dem man große Zuverlässigkeit nachsagt, haben in den Monaten März und April 4 Prozent der Gesamtwählerschaft, somit genau 10 Prozent der eigenen Wählerschaft, der Sozialdemokratie den Bücken gekehrt. Niemals zuvor hat die Arbeiterpartei innerhalb so kurzer Frist einen so schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Mit nur 38,5 Prozent hat die Partei zum erstenmal wieder jenen Punkt erreicht, von dem aus sie in den zwanziger Jahren ihren Siegeszug angetreten hat.
Die am 15. Oktober erfolgte Ausweitung der isländischen Fischereizone auf 200 Seemeilen hat bereits zu ernsten Zwischenfällen zwischen isländischen Fahrzeugen der Hochseefischerei auf der einen, und englischen und deutschen Trawlern auf der anderen Seite geführt. Großbritanniens Fischereiminister antwortete auf die einseitige isländische Maßnahme mit massiven Drohungen, und die Bundesrepublik hat noch nicht einmal die vor zwei Jahren erfolgte Erweiterung der isländischen Fischereizone von 12 auf 50 Meilen anerkannt. Für einen neuen erbitterten Fischereikrieg sind alle Voraussetzungen gegeben.
Regierunschef Trygve Bratteli in Oslo hat es wahrhaftig nicht leicht. Eine interne Partei-Opposition und die Linkssozialisten kritisieren ihn, weil er sich für den Ankauf eines amerikanischen Kampfflugzeugs eingesetzt hat, dabei in einer Gruppe von vier NATO-Ländern sogar die führende Rolle spielte und sehr großzügige schwedische Flugzeugangebote unbeachtet gelassen hat. Im Parteivorsitz wurde er auf dem letzten Kongreß der Arbeiterpartei durch den EG-Gegner Reiulf Steen ersetzt, obwohl er selbst den rechtsorientier ten Odvar Nordli vorgeschlagen hatte. Seine schärfsten innenpolitischer
In Schweden stellt man zur Stunde düstere Überlegungen darüber an, warum wohl im „größten Rüstungsgeschäft dieses Jahrhunderts“, der Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges für die Länder Belgien, Holland, Dänemark und Norwegen, die schwedischen Bemühungen um einen Bauauftrag mit einem vollständigen Fiasko geendet haben.
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so bringen die für den 9. Jänner angesetzten dänischen Parlamentswahlen eime Veränderung der politischen Szene. Die Taktik des Leiters der Mimderheitsregierumg und Führers der „Venstre”, Poui Härtling, im Zeichen einer rasch sich verschärfenden Wirtschaftskrise die Wähler um die Zustimmung zu einem Regierungsprogramm zu ersuchen, das einschneidende Entbehrungen mit sich bringt, auf längere Sicht aber eine wirtschaftliche Gesundung verspricht, scheint sich als wohlüberlegt zu erweisen. Während die von der Regierungspolitik überraschten
Man kann nicht umhin, sich zu fragen, ob es in dem Prozeß, der dieser Tage von der 25. Abteilung des Kopenhagener Stadtgerichtes gegen den Steuerbetrüger und Führer der sogenannten „Fortschrittspartei”, den Advokaten Mogens Glistrup (48), eingeleitet worden ist, nicht um mehr geht als um eine lange Reihe raffiniert ausgeklügelter Winkelzüge, die einzig und allein den Zweck hatten, den Kaiser um das zu betrügen, was — schon nach dem Buch der Bücher — des Kaisers ist. Die Gründung von 2706 Luftgesellschaften, eine Reihe von anderen Handlungen, die vom Staatsanwalt als
„Der Nobelpreis in Literatur ist ein Rettungsring für einen Meisterschwimmer”, so sagte einmal ein berühmter Kritiker, „für einen Meisterschwimmer, der längst das rettende Ufer erreicht hat!” — Wenn man nur die pekuniäre Wirkung einer Preiszuer- kennung im Auge hat, dann trifft diese ironische Charakterisierung der Entscheidungen der schwedischen Nobel-Akademie auch für dieses Jahr zu, wenn man jedoch mit dem Erreichen des rettenden Ufers eine internationale Bedeutung und eine bereits errungene Weltgeltung meint, dann fällt die Wahl des Jahres 1974 aus dem Rahmen des bisher
Schweden hat zweifellos auf einigen Gebieten der sozialen Fürsorge Vorbildliches geleistet. Um so bemerkenswerter ist es, daß dieses Land im Krankenpflegewesen außerordentlich schwere Mängel aufweist, daß es vor allem auf dem Sektor der vorbeugenden Gesundheitsfürsorge in einem Maße versagt hat, das ausländischen Beobachtern bei der ersten Konfrontierung fast unglaubhaft erscheinen muß.
Das schwedische Allwetter-Kampf- fluigzeug „Viggen“ ist nach Meinung so gut wie aller technischen Sachverständigen, die es genauer geprüft haben, in seiner Leis’timgsfähigkeit den basten amerikanischen und französischen Kampfflugzeugen gleichzusetzen. Die Militärs, die ihren Regierungen die Anschaffung eines neuen Modells ziu empfehlen haben, sind be-greilUcherweise etwas vorsichtiger in üiren Äußerungen, denn die feste Bindung an das eine oder andere Bündnissystem gestattet ihnen kaum eine offene und unvoreingenommeneStellungnahme. Die Politiker und Regierungsmitglieder, die
Norwegens Regierungschef und Führer der Arbeiterpartei, Trygve Bfatteli (64), hat bekanntgegeben, daß er spätestens auf dem Kongreß seiner Partei, der zu Beginn des nächsten Jahres einberufen werden wird, sein Mandat im Vorstand niederlegen Will. Die Frage der weiteren Regierungsführung ließ er offen. Nach einer langen Reihe von Rückschlägen bereitet nun dieser rechtschaffene, doch in seinem Tun und Lassen nicht immer glückliche Politiker seinen Abgang von der politischen Bühne vor.
Sprecher sind außer Staatsminister Olof Palme Finanzminister Gunnar Sträng, der Führer der Gewerkschaftszentrale Gunnar Nilsson und der Zentralsekretär der Arbeiterpartei, Sten Andersson. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Parteileitung die repräsentative Versammlung — es werden an ihr nicht weniger als 600 Delegierte teilnehmen — um die Zustimmung zu einer Regierungspolitik ersuchen wird, der auch die liberale Volkspartei zustimmen kann, und die möglicherweise sogar im Regierungszusammenwirken mit dieser Partei durchgeführt werden soll.Fast 18 Jahre lang regiert
Das schwedische Naturschutzamt teilte in einer kurzen Notiz mit, daß im Vorjahr in Schweden 43.000 Elche erlegt worden seien, so gut wie alle innerhalb weniger Wochen im Herbst.Durch Erfahrungen gewarnt, gibt der Berichterstatter diese Zahl mit dem unguten Gefühl weiter, daß sie auf verschiedenen Seiten wütende Proteste auslösen wird. Die Protestierer können in zwei Gruppen eingeteilt werden, teils in jene, die nun Schwedens Regierung den Vorwurf machen werden, nichts zu tun, um die völlige Vernichtung des Elchstammes zu verhindern, und weiters in jene Gruppe von
„Dänemark noch in unserem Besitz!“ seufzte ein Kollege aus einem zur EG gehörenden Land, der soeben im dänischen Folke-tinget die Debatte über das Verbleiben oder Nichtverbleiben Dänemarks in der EG nach einem etwaigen Austritt Großbritanniens verfolgt hatte.
Vor wenigen Wochen erst hat Dänemarks Regierungschef Anker Jörgensen, ganz überraschend auch für seine engsten Parteifreunde, eine umfassende Umbildung seines Kabi-nettes vorgenommen: drei Regierungsmitglieder mußten ihre Posten verlassen, vier neue wurden ernannt, einige der verbleibenden Minister erhielten neue Aufgaben. Um der immer beschwerlicher werdenden Linksopposition in seiner eigenen Partei entgegenzukommen, nahm Jörgensen sogar zwei Gegner der EWG-Mitgliedschaft Dänemarks in das Kabinett auf, darunter eine erst 32 Jahre alte Volksschullehrerin, die an der Spitze des
Unter dem Eindruck der Wahldramatik in Schweden sind die keineswegs weniger bedeutungsvollen politischen Ereignisse in Norwegen für die Weltpresse zu Geschehnissen zweiten oder dritten Ranges geworden. Sehr zu Unrecht, denn wenn ein Wechsel an der Macht in Schweden zu einer strategischen Gewichtsverlagerung im Norden führen kann, so kann der Linksruck in Norwegen genau dieselben Folgen für das politische Gleichgewicht in diesem Teil der Welt haben, nur zuungunsten des westlichen Bündnissystemes. Es kann nun einmal nicht übersehen werden, daß die sozialistische Linke Norwegens nach ihrem
Der Wahlkampf vor den Parlamentswahlen vom 16. September war unter der alles andere übertonenden Frage geführt worden, ob Schweden weiterhin von Sozialisten regiert oder ob die mehr als vierzig Jahre währende Epoche sozialdemokratischer Regierungen durch eine Regierung der verbündeten Rechtsparteien abgelöst werden sollte.
Nach der Annahme eines neuen Verteidigungsprogramms in Dänemark, das — trotz der scharfen Proteste von Seiten der NATO — eine drastische Verkürzung der Dienstzeit und eine Verminderung der Mannschaftsstärke auf einen sehr bescheidenen Stand vorsieht, will nun auch Schweden aus finanziellen Gründen gerade jenen Teil seiner Ausgaben vermindern, der für die Erhaltung einer starken Luftverteidigung bestimmt war. Hinweise auf die verminderte politische Spannung in Europa und in der übrigen Welt können nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier ein Verteidigungszweig arg beschnitten wird,
Dänemarks Minderheitsregierung unter dem Sozialdemokraten Anker Jörgensen befindet sich wahrhaftig in keiner beneidenswerten Lage. Angewiesen auf die Stimmenhilfe der „Sozialistischen Volkspartei“ (SF) und einiger Abgeordneter von den atlantischen Inseln — die ihr alle zusammen doch nur ein knappe Mehrheit von ein oder zwei Stimmen geben können —, sieht sie sich gezwungen, eine schon von der Regierung Krag eingeleitete Politik zu führen, die von ihren Hilfstruppenim Parlament oft hart kritisiert wird. Als besonders unheilvoll wirken sich dabei jene Preiserhöhungen auf dem
„Wir sind gegenüber der NATO und der EG vollständig loyal, doch wir sind nicht gewillt, weitere Verpflichtungen zu übernehmen, und vor allem nicht gewillt, jenes Gebiet noch zu erweitern, das heute durch den NATO-Vertrag gedeckt ist. Und ich zweifle nicht im geringsten daran, daß Dänemark nicht das einzige Land ist, das sich einer solchen Ausweitung des NATO-Pakts widersetzt!“ So lautete die Antwort des dänischen Außenministers K. B. Andersen auf den bekannten Atlantik-Charta-Vorschlag des amerikanischen Präsidentenberaters Kissinger.Alle großen Parteien in Dänemark, mit Ausnahme
Die Entfremdung zwischen den USA und Schweden begann mit dem amerikanischen Bombenkrieg in Vietnam, und sie hat seitdem an Stärke nur zugenommen. Bereits der Vorgänger des letzten amerikanischen Botschafters in Schweden (der Stockholm im Sommer des Vorjahres verlassen hat) wurde wegen der schwedischen Kritik der amerikanischen Kriegsführung in Südostasienzeitweise abberufen. (Nach der Abberufung Mr. Jerome Hollands weigerte sich Präsident Nixon, einen Nachfolger zu ernennen. Und als sich Schwedens Premier Palme kurz vor Weihnachten sehr kritisch über die Bombardierung Hanois und anderer
Das vornehmste Prvilegium, das dem schwedischen König nach Einführung der neuen Verfassung bleibe, werde es sein, die Straßen ungestraft bei Rotlicht überqueren zu dürfen! Das behauptete jedenfalls einer der bekanntesten schwedischen Humoristen in einem seiner täglichen Beiträge zum Zeitgeschehen. Und diese Behauptung enthält sogar noch eine Untertreibung.Im neuen Grundgesetz, das am 28. März dem schwedischen Reichstag vorgelegt worden ist, hat der künftige Monarch eine noch viel-bescheidenere Stellung als der regierende neunzigjährige König. Gustaf VI. Adolf wird keines seiner
Bei den letzten Parlamentswahlen, im September 1970, erhielten die Sozialdemokraten in Schweden 45,3 Prozent aller abgegebenen Stimmen und die Zenterpartei 19,9 Prozent. Das war kein besonders leuchtendes Resultat für die regierende Arbeiterpartei, denn im Februar desselben Jahres hatten — so ergaben die Untersuchungen der Meinungsforscher — noch 50,5 Prozent aller Befragten erklärt, für die Arbeiterpartei stimmen zu wollen und im Februar 1969 waren es sogar 52,5 Prozent gewesen.Nach den letzten, eben bekanntgewordenen Untersuchungen, aber ist der Anteil der Sympathisanten der
Zwischen dem Erwarteten und Erhofften auf der einen Seite und dem tatsächlich Erreichten oder erreichbar Scheinenden auf der anderen klafft im norwegischen Erdölabenteuer noch ein breiter Abgrund. Sind deshalb die großen Hoffnungen auf Schwemmsand gebaut? Auch bei noch so nüchterner Betrachtung muß man sich eingestehen, daß mit den Erdölfunden im Eskimofeld, weit draußen in der nördlichen Nordsee, eine Periode der industriellen Entwicklung Norwegens eingesetzt hat,die das wirtschaftliche Gesicht des Landes weitgehend verändern wird. Wenn man irgendein Geschehen damit vergleichen
Welche Erfolgschancen hat eigentlich jener „Botschafter-Salon“ in Helsinki, wie nun die vorbereitenden Gespräche für eine Europäische Sicherheitskonferenz allgemein genannt werden? Nach Beginn der zweiten Verhandlungsrunde sind die früher so wortreichen Berichte der „eigens nach Helsinki entsandten Sonderberichterstatter“ auffallend dürftig und in ihrem Ton gedämpft. Manche Beobachter befürchten, daß man sich auf den Weg in eine Sackgasse befindet; andere — es ist eine Minderheit — behaupten, daß sie nie etwas anderes erwartet hätten, denn die Verhandlungen hätten ganz
Wer zuerst auf diesen Gedanken gekommen war, ist schwer festzustellen, doch der Plan, die Verleihung des Nobelpreises in Literatur für das Jahr 1972 mit einer Ausstellung aller jener Bücher und Dokumente zu verbinden, die mit Heinrich Heine in Verbindung gebracht werden können, und diese Ausstellung durch den Nobelpreisträger Heinrich Boll eröffnen zu lassen, verdient unter allen Umständen uneingeschränktes Lob und die höchste Anerkennung, und das aus mehr als einem Grund.
Wahrscheinlich gibt es keinen heute regierenden Staatsmann der ersten Garnitur, der auf dem mitunter recht gefährlichen internationalen Parkett solche Flexibilität bewiesen hat wie der Präsident der Republik Finnland, Dr. Urho Kekkonen. Im vergangenen Jahr hat eine Reihe von widerspruchsvollen Handlungen und Unterlassungen die Frage aufkommen lassen, ob das Staatsschiff Finnlands wirklich vom Geiste höherer Einsicht gesteuert wird, oder ob sich hier nicht doch eine gute Portion Exzentrizität um jeden Preis dokumentiert, die man schwer mit dem Signum staatsmännischer Weisheit versehen kann.
Seit dem 22. November bemühten sich in der Hauptstadt Finnlands die Vertreter von 34 Ländern, herauszubekommen, ob einige Aussicht darauf besteht, in einer großen europäischen Sicherheitskonferenz zu einer „Verminderung der militärischen Spannung und zu einer Verstärkung der friedensfördernden Zusammenarbeit“ in Europa zu kommen. An dieser Botschafterkonferenz nehmen alle europäischen Staaten (außer Albanien), die USA und Kanada, teil.Die Konferenz ist auf wiederholte finnische Anregungen und auf ein direkt an alle berührten Staaten gerichtetes Memorandum der finnischen Regierung
Die Regierung, die am 18. Oktober da» Kabinett des glücklosen Führers der Arbeiterpartei, Trygve Bratteli, ablöste, hat die schwächste parlamentarische Unterlage, auf die sich eine norwegische Regierung jemals stützen konnte. Wenn man trotzdem ziemlich allgemein annimmt, daß sie sich bis zu den nächsten Parlamentswahlen halten kann, dann deshalb, weil eine andere Regierungsbildung zur Zeit ganz einfach nicht möglich ist: Der mit unerhörter Erbitterung geführte Kampf für und gegen eine norwegische Mitgliedschaft in der EWG hat ein politisch geschwächtes Norwegen zurückgelassen.
Eine der schönsten in der Nachkriegszeit im Norden herausgegebenen Briefmarken zeigt fünf wilde Schwäne auf blauem Grund, die gemeinsam einem Ziel entgegenfliegen. Fünf wilde Schwäne, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island — welcher Künstler besitzt die Kühnheit, sie heute noch in dieser erhebenden Gemeinsamkeit und Einigkeit des Willens darzustellen?
Seit dem 4. September hat Finnland eine neue Regierung. Es ist die 56. seit Gründung der Bepublik. Wie oft hier die Regierungsmannschaft gewechselt wird, kann aus dem Umstand ersehen werden, daß einer der Minister — es ist der Vorsitzende der Zenterpartei Virolainen — nun zum zwölftenmal Mitglied einer Regierung geworden ist, woraus man nur den Schluß ziehen kann, daß hier entweder die Regierungen kein langes Leben haben, oder die Minister sehr alt werden. Aber Virolainen, diesmal Finanzminister, ist erst 58 Jahre alt...
Wieder einmal hat' das kleine Island in seinem Kampf um die Lebensgrundlagen der Fischerei die großen Fischereinationen vor vollendete Tatsachen gestellt und sie zu heftigen Protesten veranlaßt: Ab 1. September erweiterte es seine nationale Fischereizone von 12 auf 50 Seemeilen vor Land. Großbritannien uhd Westdeutschland verlangen vom Internationalen Gericht in Den Haag die Verurteilung Islands wegen Verletzung internationaler Bestimmungen; betroffen sind aber auch die Fischer aller anderen Nationen, vor allem die Dänen, die Norweger, die Ostdeutschen und die Russen. Es besteht die
Unter den 500 Inseln, aus denen lache Gesellschaft für die geologischeDänemark besteht, ist Grönland die Erforschung Grönlands forderte vor unvergleichbar größte und zugleich kurzem die dänische Regierung auf, die größte Insel der Welt. Mit einer die Untersuchung des Festlandsok-Gesamtfläche von 2,175.000 Quadrat- kels vor der Westküste zu einer kilometern ist sie ziemlich genau staatlichen dänischen Aufgabe zu fünfziiigmal größer als das Mutter- machen; es bestehe sonst die Gefahr, land. Doch von dieser riesigen Flä- von den zahlreichen hier tätigen inche sind nicht weniger
Dr. Urho Kaleva Kekkonen ist nicht nur seit 16 Jahren Präsident der Republik Finnland, er ist in dieser Zeit auch zu einer Institution geworden, ohne die man sich Finnland, diesen Flecken Erde zwischen der russischen und der amerikanischen Einflußsphäre, schwer vorstellen kann. Vieles von dem, was Finnland heute ist, wurde es mit und durch Kekkonen. Sein Name steht stellvertretend für eine Politik, die es verstanden hat, sich gegen den mächtigen Nachbarn im Osten zu behaupten und sich gleichzeitig im Westen Respekt zu verschaffen.
Die Regierung Palme hat sich in eine Situation hineinmanövriert, aus der man keinen anderen Ausweg mehr sehen kann als die Auflösung des Parlamentes und die Durchführung von Neuwahlen. Dieser Entwicklung stehen heute eigentlich nur zwei Hindernisse entgegen: Die innerhalb der schwedischen Parteien seit jeher tief verwurzelte Abneigung gegen außerordentliche Neuwahlen und die für Wahlen sehr ungünstige Jahreszeit.Auf der anderen Seite weiß die Regierung Palme, angesichts des Trümmerhaufens ihrer Lohn- und Preispolitik, nicht mehr aus und ein, und viele Beobachter meinen, daß ihr gar
Dänemarks Regierung hat in der letzten Zeit wahrlich zu spüren bekommen, welche Probleme und Gefahren es mit sich bringen kann, genau an der Nahtstelle zweier Machtbereiche zu liegen, einem von ihnen anzugehören, und sich gleichzeitig um ein möglichst gutes Verhältnis auch zur Großmacht im anderen Lager bemühen zu müssen. Und die dominierende Militärmacht im Westen hat dem kleinen Land zwischen den Giganten den Balanceakt wahrlich nicht erleichtert.
Kann ein Land von der Größe Schwedens es sich heute noch erlauben, weder dem Ostblock noch der NATO, weder der EWG noch dem COMECON anzugehören? Zu einem Zeitpunkt, da niemand mehr an die Bildung einer nordischen Wirtschaftsunion glaubt und die EFTA — die oft geschmähte und doch so unerwartet erfolgreiche — vor dem Zerfall steht? Schwedens Regierungschef Olof Palme versuchte, während der eben zu Ende gegangenen 20. Session des Nordischen Rates in Hel-singfors darauf eine Antwort zu geben. Leider war es eine Antwort, die die Entwicklung der letzten Zeit auf eine eigentümlich anmutende
Wie wird sich Finnlands Lage nach der Abwanderung Dänemarks und Norwegens in das EWG-Lager in einem zersplitterten und geschwächten Norden gestalten? Wie wird die Sowjetunion auf die in der letzten Zeit sichtbar werdenden Rüstungsverstärkungen der NATO reagieren? Fragen, die über das Schicksal des kleinen Landes entscheiden.
Nach dem für Norwegen enttäuschenden Ergebnis der Verhandlungen mit dem EWG-Ministerrat in Brüssel über die künftige Stellung der norwegischen Fischerei in einer erweiterten Wirtschaftsgemeinschaft beginnt man sich hier zu fragen, ob nicht gewisse Kräfte in Brüssel am liebsten Norwegen außerhalb der EWG sehen möchten.
Einen Besucher Schwedens, der versucht, sich aus dem von offiziellen Stellen freigebig und überreichlich zur Verfügung gestelltem statistischem Material ein Bild über die Entwicklung des Bildungs- und Schulwesens zu machen, wird feststellen müssen, daß kaum ein anderes Land Europas soviel für die Schulung seiner Jugend und die nachschulische Bildung seiner Erwachsenen getan hat. Und wenn er zu jenen gehört, die glauben, daß sie aus statistischen Zahlenreihen die reine unverfälschte Wahrheit erkennen können, wird er voller Bewunderung heimkehren und seinen Landsleuten empfehlen, ihre
Westliche Politiker, die sich darum bemühen, ein wahres Bild vom Weg und von den Absichten der dänischen Politik zu erhalten, sehen sich heute vor eine schwere Aufgabe gestellt. Es gibt dänische Erklärungen zu allen wichtigen Tagesfragen, und es gibt ebenso viele Erscheinungen, die an der Richtigkeit dieser Erklärungen zweifeln lassen. Die Unsicherheit im Innern erzeugt ein verwirrendes Bild nach außen.
Finnland steht vor dem Beginn eines Wahlkampfes, der aller Voraussicht nach der längste, bitterste und dabei unnötigste sein wird, den man jemals in diesem Land der vielen politischen Krisen geführt hat. Die außerordentlichen Parlamentswahlen werden am 2. und 3. Jänner 1972 stattfinden, es wird aber deshalb keinen weihnachtlichen Burgfrieden geben.
Die Zusammenlegung von Großunternehmen ist ein Gebot der Zeit und eine nahezu alltägliche Erscheinung geworden. Niemals zuvor hat es jedoch in Nordeuropa eine Fusion von vergleichbarer Größe und mit so nachhaltigen Folgen gegeben wie jene der Skandinaviška Banken und Stockholms Enskilda Banken.Die Skandinaviška Banken erzielte im Vorjahr 24,7 Prozent des Umsatzes aller schwedischen Geschäftsbanken, die Enskilda Banken, die vom bekannten Finanzhaus Wallenberg dominiert wird, hatte 8 Prozent des Gesamtumsatzes. Betrachtet man das Geschäftsergebnis, dann erzielte die erstgenannte Bank
Wenn der Führer der dänischen Sozialdemokratie, Jens Otto Krag, in diesen Tagen auf dem Stuhl des Regierungschefs Platz nimmt, dann hat er alle Ursache, auch Frau Fortuna einen Gedanken der Dankbarkeit zu widmen. In jenem Lotteriespiel, zu dem sich das Ringen um eine parlamentarische Mehrheit in Kopenhagen entwickelt hat, befand sich Krag und die Arbeiterpartei dreimal auf der gewinnenden Seite.
Nur etwa vierhundert Stimmen fehlten der neugegründeten „Christlichen Volkspartei“ in Dänemark, um die Sperrgrenze zu überschreiten und vier Mandate im Folketinget zu erhalten. Diese vier Mandate hätten den Parteien rechts von der Sozialdemokratie eine klare Mehrheit und damit den Weiterbestand der Regierung Baunsgaard gesichert Der Mandatsgawinn der Arbeiterpartei bei diesen Wahlen läßt leicht übersehen, daß im vergangenen Jahrzehnt die sozialdemokratischen Parteien im Norden Europas stark an Boden verloren haben, daß es die Parteien der Mitte sind, die ihre Positionen
1,300.000 Tonnen sauerstoffabsorbierende Abfallstoffe strömen pro Jahr in die Ostsee; rings um die Insel Gotland breitet sich ein weites halbkreisförmiges Becken aus, das in den tieferen Regionen einer Jauchengrube gleicht, in der es kein Leben mehr gibt; der Mälaren, einer der schönsten Seen des Nordens, ist in den letzten zwanzig Jahren biologisch um 10.000 Jahre gealtert; Industrieabgase aus dem Ruhrgebiet bewirken in einem großen Teil Schwedens eine Verlangsamung des Baumwuchses und sind dabei, Zehntausende von Seen zu vergiften.
Die nordischen Länder sind zu einem Mekka aller jener Frauen geworden, die gegen eine von ihnen als unwürdig und beschämend empfundene Rolle in der modernen Gesellschaft protestieren. Gegen soziale und politische Unterdrückung, gegen Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, gegen den Ausschluß von wichtigen Führungsposten in Staat und Gesellschaft, gegen eine vermeintliche oder auch wirkliche Ausbeutung im Rahmen der Familie. Das Sündenregister, das diese Frauen der Männerwelt Vorhalten, ist lang.
Schwedens Ärzte gehören zweifellos zur Klasse der wirklichen Großverdiener. In Schwedens öffentlicher Meinung gehören sie neuerdings auch zu jener Gruppe von Zeitgenossen, die sich bei der Abfassung ihrer Steuererklärungen die größten „Freiheiten“ erlaubt und dadurch dem Staat und den Gemeinden Millionenbeträge vorenthälit. In einer Reihe von Prozessen vor schwedischen Gerichten soll Antwort auf die Frage gefunden werden, wie es um die Steuermoraü der schwedischen Ärzte steht.Im Jahre 1969 hatten die obersten Steuerbehörden in Stockholm beschlossen, die Steuererklärungen der
Die Treffen führender westeuropäischer Sozialdemokraten auf dem schwedischen Staatsgut Harpsund, idyllisch zwischen Seen und Wäldern der Provinz Södermansland gelegen, sind bereits unter Tage Erlander Tradition geworden. Olof Palme hat sich bemüht, sie am Leben zu erhalten, doch der frühere, weltoffene und leichte Unterhaltungston, der sie einmal ausgezeichnet hat, scheint abhanden gekommen zu sein. Weit seltener als früher stellen sich nun die Politiker eindringlichen Fragen der Presseleute, und die Pressekonferenzen — soweit es überhaupt dazu kam — zeichneten sich schon in den letzten Jahren durch eine auffallende Dürftigkeit aus.
Wenn irgendwo von den politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten Finnlands gesprochen wird, dann denkt man in 99 von 100 Fällen an die Nachbarschaft zur Sowjetunion, den Freundschafts- und Beistandspakt mit dem mächtigen Nachbarn und die überaus exponierte Lage des kleinen Landes zwischen den großen Blöcken. Kaum jemand kommt auf die Idee, daß wirklich ernste Probleme aus der Nachbarschaft zu Schweden entstehen könnten. Tatsächlich aber überschatten die Fragen, die aus den engen finnisch-schwedischen Beziehungen entstanden sind, alles andere.Die Auswanderung von Finnen im besten
Seit dem 14. Juli hat Island eine neue Regierung. Und schon in der ersten von dieser Regierung ausgesandten Erklärung wurde klar ausgesprochen, daß sie außenpolitisch einen anderen Kurs steuern will als die bei den Wahlen unterlegene Koalitionsregierung der Konservativen und der Sozialdemokraten. Es wird unter allen Umständen ein Kurs sein, der mit dem der NATO und der USA in wichtigen Fragen nicht mehr parallel läuft.
Vor fünf oder sechs Jahren zeigte das schwedische Fernsehen in einem Film, dem erklärender Anfang wie erlösender Ausklang fehlt, den Seitensprung einer von ihrem Ehemann vernachlässigten Frau mit einem erlebnishungrigen jungen Mann, der seinerseits seine nette junge Frau bedenkenlos betrog. Geschichten dieser Art sind zu Tausenden geschrieben und verfilmt worden. Wenn es nach dieser Sendung zu einem „Fernsehersturm“ bis dahin nie erlebten Ausmaßes kam, dann deshalb, weil die Kamera den völlig textilfreien Freizeitvergnügungen der beiden Sünder allzu aufdringlich folgte, ohne doch
Der Kongreß der Sozialistischen Internationale, der in der letzten Maiwoche in der Hauptstadt Finnlands stattfand, stand ganz im Zeichen der großen westöstlichen Gegensätze. Von israelischer und von amerikanischer Seite wurde versucht, die Vertreter aller anderen sozialdemokratischen Parteien zu einer klaren Stellungnahme für die Forderung Israels nach verstärkter militärischer und moralischer Unterstützung zu gewinnen, und es besteht kaum: ein Zweifel rdaran, daß ein Festhalten an den ursprünglichen scharfen Formulierungen das Ende der Internationale bedeutet hätte.Unter dem
Mit steigender Verwunderung und nicht ohne Unruhe beobachtet man in schwedischen Regierungskreisen amerikanische Bemühungen, die Frage der amerikanischen Kriegsgefangenen in Nordvietnam mit der Vermittlungsbereitschaft der schwedischen Regierung in Verbindung zu bringen.
Eine Untersuchung des schwedischen Fernsehens über die Stimmung in der Wählerschaft, noch während der Streikwochen vorgenommen, ergab für die Regierung Palme ein niederschmetterndes Resultat. Nachdem im September 1968 50,1 Prozent sozialdemokratisch gewählt hatten und im September des Vorjahres 45,3 Prozent, erklärten nun knapp 37 Prozent aller Befragten, sich für Olof Palme und seine Partei entscheiden zu wollen. Es ist die niedrigste Zahl von Sympathisierenden, die Schwedens Arbeiterpartei seit Beginn ihrer Regierungstätigkeit jemals verzeichnet hat.
Reges Kommen und Gehen am spartanisch einfachen, direkt am Hafen gelegenen Amtssitz des ßnnischen Staatspräsidenten Kekkonen: Die Regierungsumbildung ist abgeschlossen, aber von der nächsten wird bereits gesprochen.
Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die wirtschaftliche Situation der Zeitungen entscheidend verschlechtert. Steigenden Löhnen, Preiserhöhungen beim Zeitungspapier und einem immer kostspieligeren technischen Aufwand stehen fal- lende Inserateneinnahmen gegenüber. Der Vorschlag des Finanzministers, über eine zehnprozentige Inseratensteuer Barmittel für eine Untenstützung der — am schlechtesten gestellten — sogenannten „Zweitzeitungen“ in einem Verbreitungsgebiet zu schaffen, begegnete harter Kritik, auch bei der Mehrzahl der sozialdemokratischen Zeitungen. Zu einer stärkeren
Die für norwegische Verhältnisse endlos erscheinende Regierungskrise endete mit der Übergabe der Regierungsmacht an den Führer der Arbeiterpartei Trygve Bratteli. Das ist ein Resultat, das die vier bürgerlichen Parteien nach dem Zerfall ihrer Koalition gegen Ende Februar auch unter Wahrung ihrer Selbstachtung und eines Mindestmaßes an politischer Einigkeit hätten haben können. Kompromittiert , erscheint vor allem der Gedanke einer bürgerlichen Zusammenarbeit gegen die Sozialdemokratie.Die Meinungsverschiedenheiten in den Fragen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft erwiesen sich
Schon im Herbst des Jahres 1970 war erkennbar geworden, daß innerhalb der norwegischen Regierung in bezug auf die Europamarktpolitik schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten bestehen: Die Konservativen, die Liberalen und die Christliche Volkspartei — diese allerdings etwas zögernd — wünschen eine Vollmitgliedschaft Norwegens in der EWG und sind bereit, für die Eintrittskarte aUch Interessen der eigenen Bauern, und Fischerbevölkerung zu opfern.
Am Beginn der vierten Woche des Akademikerstreikes in • Schweden geht es, das wird immer deutlicher, nicht mehr um einige Prozent Gehaltserhöhung mehr oder weniger, sondern um Sein oder Nichtsein der sozialdemokratischen Minderheitsregierung, vor allem aber um die Position des Regierungschefe Olof Palme, der nun die schwersten Angriffe über sich ergehen lassen muß, denen ein Staatsminister in Schweden jemals ausgesetzt war. In allen Sektoren der Staats- imd Kommunailverwaltung wird jetzt gestreikt. Der Zahl der Streikenden steht eine -größere Zahl Ausgesperrter gegenüber. Die
Die Streikbewegungen, die zur Stunde Schweden erschüttern und das Land in chaotische Verhältnisse zu sürzen drohen, sind gekennzeichnet durch unüberbrückbar erscheinende Gegensätze und eine Gehässigkeit der Argumentation, wie man sie bisher nicht gekannt hat. In den späten Nachtstunden des „Hauptkampftages" richtete die neutrale SchUch-tiingskommission in Stockholm alle Anstrengungen darauf, die Still-legung der schwedischen Eisenbahnen doch noch zu verhindern. Zur selben Stunde gaben die streikenden Beamtenverbände bekannt, daß nicht weniger als 35 weitere Beamtengruppen der
Die Rauschgiftbeute des schwedischen Rauschgiftdezernats stellte in den letzten Monaten alles bisher Erlebte ziemlich in den Schatten. Mitunter erreichten die beschlagnahmten Narkotika Millionenwerte. Die Hoffnung, daß damit dem illegalen Handel ein tödlicher Schlag zugefügt werden konnte, hat sich jedoch nicht erfüllt. Dieser Handel hat im Gegenteil seine Bemühungen vervielfacht, und die Beschlagnahmeerfolge sind einfach ein Symptom dafür. Heute steht man vor einer Rauschgiftwelle größten Ausmaßes. Besonders deprimierend ist, daß die Händler es anscheinend sehr leicht haben, ganz junge Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren in den Teufelskreis der Rauschgiftsucht hineinzulocken!
Die umfassende schwedische Entwicklungshilfe, die nun durch 25 Jahre an Äthiopien gegeben worden ist, kann als ein Musterbeispiel dafür dienen, wie die Gutgläubigkeit und die Großmütigkeit eines Spenders mißbraucht werden kann, wie ein Bemühen um menschlichere Verhältnisse schließlich zur Zementierung der Unmenschlichkeit und zur Korruption auch der Helfer führen kann. Was den Ärmsten des Landes dienen sollte, dient heute einer Handvoll feudaler Machthaber dazu, einen großen Teil der Bevölkerung des Landes mit brutalster Gewalt niederzuhalten.
Es kann ohne Übertreibung gesagt werden, daß das Verhältnis der nordischen Staaten zu Deutschland und zur deutschen Frage 1970 eine tiefgreifende Änderung durchgemacht hat. Es begann mit der Ablösung der Regierung Kiestager durch die Regierung Brandt-Scheel, die Wandlung wurde beschleunigt durch den Besuch von Bundespräsident Heinemann im Norden und wurde deutlich erkennbar nach dem Anlaufen der neuen deutschen Ostpolitik.Wenn man der deutschen Frage heute im Norden ein größeres Interesse entgegenbringt als zur Zeit Adenauers und Kiesingers, ist dies keineswegs darauf zurückzuführen,
Mit einer aufsehenerregenden Ansprache an das Volk Finnlands hat der Präsident der Republik, Doktor Urho Kekkonen, noch ‘im Dezember in die festgefahrenen Lohnverhandlungen zwischen den zentralen Organisationen auf dem Arbeitsmiairfkt eingegriffen. Es war nicht nur ein ungewöhnlicher Auftritt to aller Öffentlichkeit, es war auch ein Schritt, der durch keinen Artikel der Verfassung gedeckt war und deshalb leicht als ein Mißbrauch der Präsidentengewalt gedeutet wenden konnte. Die Verfassung Finnlands gibt dem Präsidenten etoe bedeutungsvolle Stellung, und besonders in ausgesprochenen
Das Ergebnis der letzten Parlamentswahlen hat sowohl auf dem äußersten linken wie auch am rechten Flügel der politischen Parteien Schwedens zu schweren Zerwürfnissen geführt, die sehr wohl in einer völligen Umgruppierung der politischen Kräfte in der Führung des Landes ausmünden können. Daß dabei auch die Wahlniederlage der regierenden Arbeiterpartei eine Rolle spielt, ist unverkennbar;.
Norwegens Regierung, vom Führer der liberalen Zentrumspartei, Per Borten, durch fünf Jahre erfolgreich geleitet, ist nahe daran, an der Frage der EWG-Mitgliedschaft zu zerbrechen. In Schweden schießt der stellvertretende Vorsitzende der Zentrumspartei — der Siegerin bei den letzten Parlamentswahlen — aus allen Rohren gegen den Plan, der EWG als Vollmitglied beizutreten. In Finnland gewinnt der extrem EWG-feindliche Flügel der Kommunistischen Partei zunehmend an Gewicht und sogar im bisher so anschlußfreudigen Dänemark werden nun kritische Stimmen laut, die eine vorsichtigere Gangart bei den Verhandlungen empfehlen und davor warnen, anschlußfreudiger zu sein als die Briten! Der Weg aller dieser Länder in die EWG dürfte sich länger hinziehen als man bisher angenommen hat.
Die „Stockholm Conference on Vietnam“ ist zu einer ständigen Einrichtung geworden, die in regelmäßigen Abständen von verschiedenen Städten in der Welt, vor allem auch von der schwedischen Hauptstadt selbst aus, auf das dem Anscheine nach endlosen Leiden der Völker in einigen Ländern Südostasiens aufmerksam macht. Die diesjährige Herbsttagung fand vom 21. bis zum 25. Oktober wieder in Stockholm statt. Ihr Vorsitzender war Professor Gunnar Myrdal, Leiter des Instituts für Friedensforschung in Stockholm, Teilnehmer waren die noch lebenden Mitglieder des ehemaligen Russel-Tribunales,
Aus einer sicheren sozialdemokratischen Mehrheit im Parlament wurde in der Wahlnacht des 20. September — wenn man die kommunistischen Stimmen unberücksichtigt läßt —r eine bürgerliche Mehrheit von einem Mandat und schließlich, nach Zählung der Poststimmen, eine bürgerliche Mehrheit von 171 zu 162 Mandaten. Deutlicher als vorher noch ist erkennbar geworden, daß Olof Palme nur bei Stimmenhilfe durch die Kommunisten weiter regieren kann. Die Behauptung Palmes, daß man trotz allem eine rein sozialdemokratische Politik machen wird, es den Kommunisten überlassend, die Regierung zu stützen oder zu stürzen, wirkt wenig überzeugend. Man wird schon in der Stockholmer Staatskanzlei auf die Meinung der Kommunisten hören müssen, wenn man nicht in Kürze Neuwählen haben will— und das will heute die Arbeiterpartei unter keinen Umständen.
Das Wort „Schicksalswahl“ ist von den Propagandaapparaten der Parteien schon zu oft angewandt worden, als daß man es ohne Bedenken von neuem einer politischen Übersicht voransetzen könnte, doch die in Schweden ins Haus stehenden Wahlen vom 20. September bedeuten nun wirklich den Beginn einer neuen Epoche der parlamentarischen Demokratie in diesem Lande, die sehr wohl einen Wechsel am Begierungsruder bringen kann. Denn diesmal treten alle Parteien unter völlig neuen Bedingungen zum Kampf um die Gunst des Wählers an.
Als Finnlands Staatspräsident, Dr. Urho Kekkonen, seinen ersten Staatsbesuch in den USA durchführte — es war dies im Oktober 1961 —, erreichte ihn gegen Ende der Reise in Hawaii die Nachricht von der Überreichung jener berüchtigten Sowjetnote, in der unmittelbare militärische Konsultationen auf Grund des finnisch-russischen Beistandspaktes vom Jahre 1948 verlangt wurden. Die politische Spannung, die sich in den vorausgegangenen Monaten Schritt für Schritt verschärft hatte, erreichte damals einen neuen Höhepunkt.
Was geht eigentlich im Nordatlantik vor? Seit dem großen NATO-Manöver in Nordnorwegen, „Polar-Expreß“ genannt, zieht dieser Teil des Ozeans zunehmend das Interesse politischer und militärischer Kreise in den nordeuropäischen Ländern auf sich. Es scheint hier auch ein Zusammenhang zwischen der militärischen Aktivität der USA in anderen Teilen der Welt und dem Geschehen im Nordmeer zu bestehen. So folgten auf den Beginn der Bombanafiengive. Israels gegen Ägypten > und dem. Einsatz amerikanischer militärischer Kräfte in Kambodscha und Laos i russische Flottenmanöver im Nordatlantik, NATO-Ubungen in Dänemark und Norwegen, das Auslaufen von Teilen der russischen Ostseeflotte in den Atlantik, und schließlich sogar die Errichtung eines sowjetischen Patrouillendienstes an der Ostküste Grönlands.