6803251-1971_45_07.jpg
Digital In Arbeit

1+1=?

Werbung
Werbung
Werbung

Die Zusammenlegung von Großunternehmen ist ein Gebot der Zeit und eine nahezu alltägliche Erscheinung geworden. Niemals zuvor hat es jedoch in Nordeuropa eine Fusion von vergleichbarer Größe und mit so nachhaltigen Folgen gegeben wie jene der Skandinaviška Banken und Stockholms Enskilda Banken.

Die Skandinaviška Banken erzielte im Vorjahr 24,7 Prozent des Umsatzes aller schwedischen Geschäftsbanken, die Enskilda Banken, die vom bekannten Finanzhaus Wallenberg dominiert wird, hatte 8 Prozent des Gesamtumsatzes. Betrachtet man das Geschäftsergebnis, dann erzielte die erstgenannte Bank jedoch nur 19,7 Prozent des Nettos und die Enskilda Banken das überraschend hohe Ergebnis von 21,2 Prozent. Das von beiden Banken verwaltete Kapital beträgt etwa 14 Milliarden Kronen, gegen 13 Milliarden der Svenska Handelsbanken, die bisher die Nummer eins in der Bankenwelt Skandinaviens gewesen war.

Zur Interessensphäre der Skandinaviška Banken gehören unter anderem Volvo, Billerud, der Granges- berg-Konzern, der Rüstungskonzern Bofors, die Göta-Verken, Kockums und der Uddeholms-Konzern. Dem Wallenberghaus eng verbunden sind ASEA, der Kugellager-Konzern SKF, LM Ericson, Electrolux, Atlas Copco, SAAB-Scania, die STAB (Streichholzkonzern), die ASTRA und Stora Kopparberg. Man erkennt hier die hohe Bedeutung der Enskilda Banken gerade im Sektor der industriellen Großunternehmen. Insgesamt beschäftigen die im Einflußbereich der beiden Banken stehenden Industrieunternehmen etwa 300.000 Personen. In den beiden Banken selbst sind 6600 Personen beschäftigt.

Stockholms Enskilda Bank ist 1856 von A. O. Wallenberg, dem Großvater des jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Marcus Wallenberg, gegründet worden. Die Bank mit ausgesprochenem Familiencharakter hat sich immer auf die Kre- ditgebung an die Industrie konzentriert und erarbeitete sich dadurch eine Achtung und einen Einfluß, der weit über den Anteil am Finanzwesen Schwedens hinausging.

Die Aktien der Skandinaviška Banken repräsentierten am 21. September einen Wert von 715 Millionen Kronen, die der Enskilda Banken etwa 368 Millionen Kronen: die Fusion betrifft also einen Aktienwert von etwa 1100 Millionen Kronen. Das Aktienpaket verteilt sich auf zusammengenommen 73.000 Aktienbesitzer. Der größte Posten — 26,5 Prozent der Stammaktien der Enskilda Banken — befindet sich im Besitz der Wallenberg-Stiftung, 5 Prozent besitzen verschiedene Mitglieder des Hauses Wallenberg. Darüber hinaus gibt es keine ausgesprochene Konzentration in einzelnen Händen.

Politische Folgerungen

Die Nachricht von der Zusammenlegung der beiden Großbanken hat in Kreisen der Wirtschaft und der Politik nicht nur großes Aufsehen, sondern zum Teil auch Bestürzung hervorgerufen. Nicht nur die Vertreter der Kommunistischen Partei, auch führende Sozialdemokraten und Sprecher der Liberalen Volkspartei stellen in Frage, ob diese harte Konzentration im Finanzwesen wünschenswert ist und ob sie unter diesen Formen durchgeführt werden mußte. Viele Bankangestellte bangen um ihren Arbeitsplatz, denn es wird ja unvermeidbar sein, räumlich nahe beieinander liegende Bankfilialen zusammenzulegen. Auch manche der Industrieunternehmen, die nun in den Einflußbereich ein und derselben Großbank geraten, waren bisher Konkurrenten, und auch hier muß mit Zusammenlegungen und andere- ren Rationalisierungsmaßnahmen gerechnet werden.

Der Finanzminister, der bereits im Vorjahr über die Fusionspläne unterrichtet worden war, hat jedoch dieser Konzentration zugestimmt, sich dem Argument beugend, daß der harten internationalen Konkurrenz mit den erhöhten Mitteln einer Großbank begegnet werden muß. Die Auseinandersetzung darüber, ob das richtig oder falsch war, hat in den Parteien bereits begonnen und wird ganz sicher auch im Parlament ihre Fortsetzung finden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung