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Das Jugendteam

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Seit dem 4. September hat Finnland eine neue Regierung. Es ist die 56. seit Gründung der Bepublik. Wie oft hier die Regierungsmannschaft gewechselt wird, kann aus dem Umstand ersehen werden, daß einer der Minister — es ist der Vorsitzende der Zenterpartei Virolainen — nun zum zwölftenmal Mitglied einer Regierung geworden ist, woraus man nur den Schluß ziehen kann, daß hier entweder die Regierungen kein langes Leben haben, oder die Minister sehr alt werden. Aber Virolainen, diesmal Finanzminister, ist erst 58 Jahre alt...

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Seit dem 4. September hat Finnland eine neue Regierung. Es ist die 56. seit Gründung der Bepublik. Wie oft hier die Regierungsmannschaft gewechselt wird, kann aus dem Umstand ersehen werden, daß einer der Minister — es ist der Vorsitzende der Zenterpartei Virolainen — nun zum zwölftenmal Mitglied einer Regierung geworden ist, woraus man nur den Schluß ziehen kann, daß hier entweder die Regierungen kein langes Leben haben, oder die Minister sehr alt werden. Aber Virolainen, diesmal Finanzminister, ist erst 58 Jahre alt...

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Leiter der Regierung ist der erst minister Karjalainen gehört mit

41 Jahre alte Sozialdemokrat Kalevi seinen 49 Jahren dabei sozusagen

Sorsa, der eine recht junge Mann- schon zur alten Garde. Der Verteidischaft um sich geschart hat. Außen- gungsminister — es ist der Finnland-Schwede Gestrin — ist nur 43 Jahre alt, der Verkehrsminister und der Sozialminister sind erst 34, Justizminister Louekoski ist 31 und der Unterrichtsminister, der Sozialdemokrat Ulf Lundquist, ist gar nur 27 Jahre alt. In Helsinki spricht man bereits von einer „Kindergartenregierung“. Und diese außergewöhnlich junge Mannschaft soll das gebrechliche Schifflein „Suomi“ durch ein gefahrenreiches und stürmisches Fahrwasser führen, zu neuen Ufern, wie man in Helsinki hofft.

Dieser Regierung aus Sozialdemokraten, der Zenterpartei, finnischen und schwedischen Liberalen bestehend, die nur über 107 von den 200 Mandaten des Parlaments verfügt, stehen wahrlich schwere Aufgaben bevor. Auf außenpolitischem Gebiet soll man endlich die seit Jahren diskutierte Europäische Sicherheitskonferenz zustande bringen; auf die Einladung zu einer Vorkonferenz Ende November in Helsinki haben jedoch die USA, England, Frankreich und Westdeutschland immer noch nicht geantwortet. Die Verhandlungen mit Ost-Berlin über die Anerkennung der DDR und die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen stehen zwar vor dem Abschluß, doch der gleichzeitig angestrebte Vertrag mit Bonn steht noch im weiten Feld.

Der neuen Regierung wird es auch nicht erspart bleiben, mit der EWG zu irgendeiner Art von Abkommen zu gelangen; der ausgehandelte FreihandelsVertrag wird von starken Kräften in Finnland, vor allem von Volksdemokraten und einigen Gewerkschaften, heftig angegriffen.

Wenn man etwas in Finnland vermeiden muß, dann ist es eine harte Opposition der linksgerichteten Gewerkschaften, die sich nur widerwillig dem Wunsche Präsident Kek-konens nach einem Burgfrieden beugen.

Nimmt man dazu noch die schwere Aufgabe der Wirtschaftshilfe für die notleidenden Waldgebiete, das Problem der Abwanderung ausgebildeter Arbeitskräfte nach Schweden und die unberechenbare Rückwanderung . enttäuschter Auswanderer, dann hat man ein Arbeitsprogramm vor sich, das durchzuführen großer Anstrengungen und eines zähen Wilsens bWdärf — vor'Inefn' aber einer längeren Lebensdauer der Regierung, wie man sie bisher in Finnland leider nur selten feststellen konnte.

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