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Victoria Ingrid Alice Dėsirėe und die Folgen
Für eine weibliche .Thronfolge in Schweden stimmen heute die Konservativen, eine Mehrheit innerhalb der Zentrumspartei und der liberalen Volkspartei, auch ein Teil der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion dürfte für diese Reform stimmen, war es doch eine sozialdemokratische Abgeordnete, die durch ihr Überlaufen ins bürgerliche Lager einen dahingehenden Vorschlag - der eigentümlicherweise ebenfalls von einem sozialdemokratischen Landeshauptmann kam - erst ermöglicht hat. Wenn nun erwartet werden kann, daß einige liberale Abgeordnete - und möglicherweise auch der eine oder andere Abgeordnete der Zentrumspartei - gegen die Erweiterung des königlichen Erbrechtes stimmen, so müssen doch die Sozialdemokraten damit rechnen, daß noch viel mehr unter ihren eigenen Fraktionsmitgliedern die Weisung der Partei, gegen die weibliche Erbfolge zu stimmen, mißachten.
Ist schon das Abstimmungsergebnis im Parlament schwer vorauszusagen, so verursachte der Reformvorschlag allen Parteien der Mitte zusätzliche Zwistigkeiten. Am einfachsten ist die Situation noch für die Kommunisten, die gegen die weibliche Thronfolge sind, und für die Konservativen, die geschlossen dafür stimmen werden. Bei der liberalen Volkspartei gibt es einige überzeugte Republikaner und auch der Jugendverband des Zentrums ist gegen die Reform. Am schwersten dürften es die Sozialdemokraten haben: ihr Ziel ist es, wieder zur Regierung zu gelangen, nehmen sie aber im nächsten Wahlkampf klar gegen die Monarchie Stellung, dann verlieren sie diese Wahl, wie Alt-Parteiführer Tage Erlander ihnen wiederholt vorausgesagt hat.
Die Erweiterung des königlichen Erbrechts auf die Frauen ist eine Verfassungsfrage, und eine solche muß von zwei aufeinanderfolgenden Parlamenten behandelt werden. Die Sozialdemokraten können also - eigentümlicherweise - die Einführung der weiblichen Thronfolge nur dann verhindern, wenn sie im nächsten Wahlkampf sich hüten, dieses heiße Eisen anzufassen.
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