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Atomexplosion droht

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Hinter den Kulissen der Regierungsbildung in Schweden geht es vor allem um die Entschärfung eines Problems, das zu einer politischen Atomexplosion führen könnte. Der Führer der Zentrumspartei hat sich vor der Wahl auf ein absolutes Nein zur Kernenergie festgelegt — aber mehrere Atomkraftwerke sind bereits im Bau.

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Hinter den Kulissen der Regierungsbildung in Schweden geht es vor allem um die Entschärfung eines Problems, das zu einer politischen Atomexplosion führen könnte. Der Führer der Zentrumspartei hat sich vor der Wahl auf ein absolutes Nein zur Kernenergie festgelegt — aber mehrere Atomkraftwerke sind bereits im Bau.

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Die schwedische Kernkraftpolitik gründet sich auf einen 1975 gefaßten Beschluß des Reichstages. Er sah den Bau von 13 Kernkraftwerken mit zusammen 10.400 Megawatt vor. Die fünf Werke, die bereits in Betrieb genommen wurden, erzeugen 3200 Megawatt. Im Bau befinden sich fünf weitere Blocks von zusammen 4200 Megawatt. Die Gesamtaufwendungen für die Erhöhung der Energieproduktion bis 1980 wurden auf 26,4 Milliarden Kronen berechnet — nach den Preisen von 1974. Die Baukosten für ein Kernkraftwerk dürften nun aber schon bei 3500 Millionen Schwedenkronen liegen. Man kann sich ausrechnen, was verloren gehen würde, wenn die vorhandenen Anlagen stillgelegt und abgerissen werden müßten, wie es der Führer der Zentrumspantei, Fälldin, verlangt — wenn er nun an seiner Forderung festhielte.

Das Kraftwerksprogramm soll — auch das ist eine Forderung der Zentrumspartei — durch ein Energiesparprogramm ersetzt werden, das es ermöglichen soll, den Energieverbrauch in Privathaushalten bis zu 50 Prozent zu verringern. Nach Expertenberechnungen würde ein solches Ziel Investitionen im Wohnungsbestand in der Höhe von 50 bis 60 Milliarden Kronen erfordern. Auch die Regierung Palme hat bereits ein Sparprogramm vorgelegt, das es Privatpersonen ermöglichte, zinsfreie staatliche Anleihen für zusätzliche Isolierungen und ähnliche Maßnahmen zu erhalten; für diesen Zweck sind über eine Milliarde Kronen zur Verfügung gestellt worden. “Während sich der Energieverbrauch früher im Jahresdurchschnitt um 4,5 Prozent erhöhte, soll die Erhöhung nun auf zwei Prozent gedrückt werden. Spätestens 1990 soll die Erhöhung des Energieverbrauches aufhören. Es war vorgesehen, daß die Kernkraft 1980 ein Drittel der benötigten Energiemenge liefern sollte und 1985 bereits 40 Prozent des Verbrauches.

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