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Strom für morgen

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Allgemein zeigt sich in der Öffentlichkeit ein zunehmendes Verständnis für die Probleme in der Energiewirtschaft. Diese Probleme sind in der letzten Zeit relativ klar erkannt worden. Gewisse Widersprüche in der öffentlichen Diskussion zeigen jedoch, daß eine vermehrte Information notwendig erscheint.

Die auch weiterhin zu erwartende starke Zunahme des Energiebedarfes in Österreich, die weltweit angespannte Situation auf dem Sektor wesentlicher Primärenergieträger und nicht zuletzt die Frage des Umweltschutzes, verschärfen nicht nur die bestehenden Probleme der Elektrizitätswirtschaft, sondern stellen letztere zum Teil vor völlig neue Aufgaben. Eine gesicherte Energieversorgung ist Voraussetzung für das reibungslose Funktionieren der Volkswirtschaft. Zur Erreichung eines hohen Grades der Versorgungssicherheit ist es wesentlich, daß sich die Aufbringung der benötigten Energie in möglichst hohem Maße auf die heimischen Energieträger stützt. Diese Bedingung ist jedoch in nur ungenügendem Maße gegeben. Die Importabhängigkeit auf dem Rohenergiesektor gerade der Industriestaaten ist während der letzten Dezennien sehr stark angestiegen. Betrachtet man die Rohenergiebilanz Europas, so zeigt sich, daß im Jahr 1971 der Inlandsanteil an der Rohenergieaufbringung nur etwa 42 Prozent betrug, während nahezu 58 Prozent importiert werden mußten. Die Werte Österreichs zeigen ein ähnliches Bild: Konnten im Jahr 1953 noch mehr als 70 Prozent des Rohenergieaufkommens im eigenen Land aufgebracht werden, so sank dieser Anteil in den folgenden Jahrzehnten ständig ab und betrug im Jahr 1972 knapp 44 Prozent.

Die Stramaufbringung in der öffentlichen Elektrizitätsversorgung betrug in Österreich im Jahr 1973 29,7 Milliarden Kilowattstunden. Hie-von entfielen 26 Milliarden Kilowattstunden auf die Erzeugung in heimischen Kraftwerken der Elektrizitätsgesellschaften und 3,2 Milliarden Kilowattstunden auf Stromimporte.

Der Verbfauch der elektrischen Energie im Inland nahm im abgelaufenen Jahr um 7,8 Prozent gegenüber dem Jahr 1972 zu. Uber die letzten fünf Jahre ergibt sich eine durchschnittliche jährliche Steigerung von mehr als 7,1 Prozent, was etwa dem Trend der Verdoppelung des Stromverbrauchs innerhalb von zehn Jahren entspricht.

Falls sich die Stromverbrauchsentwicklung künftig entsprechend dem bisherigen Trend fortsetzen sollte, was aus heutiger Sicht anzunehmen ist, werden in Österreich innerhalb der nächsten zehn Jahre neue Kraftwerke mit einer Leistung von mehr als 7400 MW errichtet werden müssen.

Der Verbundkonizern, dessen Kraftwerke mehr als die Hälfte der österreichischen Stromproduktion erzeugen, hat aus diesem Grund ein Bauprogramm für die nächsten 10 Jahre erstellt, das zwei Schwerpunkte aufweist:

Die Wasserkraft stellt einen großen Schatz unseres Landes dar. Sie ist eine Energie, die sich nicht verbrauchen kann und unabhängig vom Ausland ist. Bisher wurde das ausbaufähige Wasserkraftpotential im Gegensatz zu den übrigen westeuropäischen Ländern erst zur Hälfte genutzt. Man wird in Zukunft selbstverständlich nicht jeden Bach nutzen wollen, jedoch steht insbesondere mit dem Donauausbau noch die Möglichkeit der Nutzung eines bedeutenden Potentials offen. Zur Deckung des Bedarfes ist die Wasserkraft allein jedoch zu wenig. Das Donaukraftwerk Ottensheim reicht heute aus, um 70 Prozent des jährlichen Bedarfszuwachses zu decken. In zehn Jahren würde es aber nur mehr 35 Prozent des Zuwachses ausmachen. Daneben muß aber noch gesagt werden, daß aus technischen und wirtschaftlichen Überlegungen für den Donauausbau eine Staffelung des Baubeginnes der einzelnen Werke mit drei Jahren praktisch gegeben ist. Die auftretende Energielücke wird daher neben der hydraulischen Energie in erster Linie durch Kernkraftwerke zu decken sein, weil diese nach den Wasserkraftwerken den Zielvorstellungen Preisgünstigkeit, Umweltgerechtheit und Brennstoffbevorratung am ehesten entsprechen.

An der Donau entsteht nach Fertigstellung des Kraftwerkes Ottens-heim-Wilhering die größte Donaustufe: das Kraftwerk Altenwörth. In Projektierung sind die Kraftwerke Abwinden-Asten und Melk. An der Drau entstehen die Kraftwerke Ros-egg und Ferlach, das siebente und letzte Draukraftwerk Annabrücke wird projektiert. Das Speicherkraftwerk Malta, eines der größten Kraftwerke Europas, wird in den Hohen Tauern gebaut.

In Vorarlberg wird das Pumpspeicherwerk Rodund II errichtet.

Vor den Toren Wiens erfolgt der Ausbau des Wärmekraftwerkes Korneuburg, das bis zur Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes über den größten Kraftwerksblock Österreichs verfügen wird.

Gemeinsam mit sieben Landesgesellschaften entsteht das erste österreichische Kernkraftwerk im Tull-nerfeld.

Im Herbst dieses Jahres wird der Baubeschluß über das zweite Kernkraftwerk, das im Raum der Enns-mündung in die Donau seinen Standort haben wird, gefaßt. Auch dieses Kraftwerk wird ein Gemeinschaftswerk der Verbundgesellschaft und der Landesgesellschaften sein. Seine Kraftwerksleistung wird fast doppelt so groß sein wie die des ersten Kernkraftwerkes.

Im Bauprogramm befindet sich auch die erste Ausbaustufe des Speicherkraftwerkes Zillergründl in Tirol.

Kraftwerke, die wir heute nicht bauen, können morgen keinen Strom liefern. Was wir heute versäumen, ist nicht wieder aufzuholen. Bis 1980 werden wir 22 Milliarden Schilling in den Kraftwerksbau investieren. Das bedeutet aber auch neue Aufträge für die heimische Wirtschaft und gesicherte Arbeitsplätze.

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