7214346-1992_43_16.jpg
Digital In Arbeit

DAS SPAREN BLEIBT UNS NICHT ERSPART

Werbung
Werbung
Werbung

Heute bestimmt Strom unser Leben: am Arbeitsplatz wie in der Freizeit, in der Kommunikation wie in der Information, in der Medizin wie im Verkehrswesen, in der Sicherheit wie im Umweltschutz. Strom hat damit weitgehend unbeachtet die Funktion eines Lebensmittels übernommen, eines Mittels zum Leben.

Dabei zeigt sich eine Tatsache besonders deutlich: Obwohl Strom die am häufigsten und vielfältigsten verwendete Energieform ist, ist sie quan-titiativ keineswegs im Spitzenfeld des Bedarfes zu finden: Rund 19 Prozent des gesamten österreichischen Energiebedarfes entfallen auf Strom. Zum Vergleich dazu: Auf Erdöl entfallen rund 41 Prozent!

Im Hinblick auf den hohen Stellenwert, den Strom in unserem Leben spielt, kommt der Versorgung eine große Bedeutung zu. Sie ist keinesfalls eine rein technische oder wirtschaftliche Aufgabe, sondern eine Symbiose beider Aspekte mit hohem ethischem Anspruch. Um die Lebensqualität und den Wohlstand in unserer Heimat zu erhalten, gilt es, Strom im ausreichenden Maße zuverlässig und in konstant guter Qualität zur Verfügung zu stellen.

Energieversorgung ist eine Aufgabe, die keinesfalls nur auf die Gegenwart fixiert ist. Vielmehr orientiert sie sich im Hinblick auf die relativ langen Bau- und Entwicklungszeiten der erforderlichen technischen Einrichtungen auf die folgenden Jahre. Das bedeutet, daß Prognosen über die Bedarfsentwicklung in unserem Lande eine wichtige Rolle in den Entscheidungen spielen. So prognostiziert etwa das Österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut, daß in der Zeit von 1990 bis 2000 der Strombedarf in Österreich um 24 Prozent steigen wird. Es müssen also heute jene Vorkehrungen getroffen werden, damit es auch morgen nicht zu dirigistischen Zwangsmaßnahmen kommen muß. Versäumnisse von heute können nämlich sehr leicht zu Verzichten von morgen werden.

Diese stark zukunftsorientierte Tätigkeit erfordert auch eine klare Beurteilung der sich abzeichnenden internationalen Entwicklung auf dem Energiesektor. Sie sieht nicht allzu rosig aus. Einerseits ist schon heute absehbar, daß die Erdölvorräte, mit Ausnahme jener der Golfstaaten, bald erschöpft sein werden, sodaß die Scheichs allein über Verteilung und Preis bestimmen werden.

Andererseits rechnet man bis zum Jahr 2030mit einer Zunahme der Welt-bevölkerung von derzeit fünf Milliarden auf acht Milliarden Menschen. Ihr Energiebedarf wird um 50 bis 70 Prozent höher als heute sein. Verschärft wird diese Situation durch die sich bereits heute deutlich abzeichnende C02-Problematik, die Verbrennungsvorgänge zunehmend in Frage stellen muß.

Zukunftsorientierte Energieversorgung heißt also, klare Prioritäten zu setzen. In der Form etwa, daß erneuerbaren, heimischen, umweltfreundlichen und sparsam einsetzbaren Energieformen der Vorrang eingeräumt wird. Strom erfüllt diese Anforderungen. Ihm wird daher gerade in der Zukunft steigende Bedeutung zukommen. Dabei wird es vor allem aber auch wichtig sein, daß Strom ökonomisch wie ökologisch sinnvoll erzeugt wird.

In Österreich ist es die Nutzung der Wasserkraft, die diese beiden Aspekte zu vereinen imstande ist, die grundsätzlich auch bei der jüngsten Weltenergiekonferenz in Madrid auf internationaler Ebene als sinnvoll und erstrebenswert erklärt wurde. Die Wasserkraft ist eine erneuerbare Energie, die mit hohem Wirkungsgrad großtechnisch genutzt werden kann, heimisch und umweltfreundlich. Sie trägt somit nicht nur bei, der C02-Brisanz entgegenzuwirken, sondern auch den Import von Energie den heimischen Möglichkeiten entsprechend positiv zu beeinflussen. Die OKA plant zum Beispiel, an der Traun bei Lambach und Saag zwei Kraftwerksstufen zu errichten. Sie könnten im Jahr rund 156 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, was dem Bedarf der Städte Traun und Bad Ischl zusammen gleichkäme.

In der Förderung der Wasserkraftnutzung sieht die OKA freilich keinesfalls das alleinige energiewirtschaftliche Allheilrezept. Sie fördert daher in gleicher Weise den sinnvollen, also sparsamen Energieeinsatz.

Eine Zielsetzung übrigens, die seit Jahren in ihren Unternehmensstatuten verankert ist. Dementsprechend bietet sie nicht nur umfangreiches Informationsmaterial über die vielfältigen Bereiche des Energiesparens an, sondern auch persönliche Beratung für jeden ihrer Kunden. Auf eine derartige Beratung ist etwa auch der Bau der ersten Niedrigenergieschule in Windischgarsten zurückzuführen. Im Vergleich zu herkömmlichen Schulgebäuden wird hier bei einem finanziellen Mehraufwand von rund vier Prozent um 70 Prozent weniger Energie benötigt.

Auch die Erprobung und laufende Weiterentwicklung neuer Techniken zählt die OKA zu ihren wichtigen zukunftsorientierten Aufgabenbereichen, wobei eine möglichst hohe Effizienz und geringe Umweltbelastung wichtige Kriterien der Beurteilung darstellen. So können etwa OK A-Techniker auf große Erfahrungen auf dem Gebiet der Stromerzeugung mit Hilfe von Sonnenlicht verweisen. Seit

Jahren steht auch ein Elektroauto im Fuhrpark des Unternehmens am Prüfstand der Alltagstauglichkeit und wird laufend verbessert. Eine oberöster-reichweit von einem unabhängigen Institut im Auftrag derOKA durchgeführte Biomassestudie gibt schließlich Aufschluß über die Grenzen und Möglichkeit dieser Energieform in unserem Heimatland.

Grundsätzlich haben all die bisher getesteten sogenannten Alternativenergien gezeigt, daß sie keine alternative Lösung zu der klassischen Versorgungstechnik darstellen können. Sie sind vielmehr additive Lösungen, also zusätzliche. Sie sind, individuell verschieden, mitunter bereits heute durchaus sinnvoll einsetzbar, zum Beispiel die Photovoltaik Sonnenenergie) bei dezentralen Standorten wie auf Almhütten ein Kraftwerk zur Versorgung im größeren Umfange zu ersetzen, sind sie jedoch nicht imstande. Die Energieversorgung eines Landes ist also einiges mehr als Energielieferung.

Der Autor ist Generaldirektor der OÖ-Kraft-werke AG.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung