Die Energie nach dem Ölrausch

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Wie lange sich Erdöl und Erdgas noch zur Energiegewinnung nutzen lassen, ist unklar. Klar ist aber, dass irgendwann die Ressourcen knapp werden. Und die Umwelt kaputt sein wird, wenn nicht endlich Alternativen genutzt werden.

Es sind keine guten Nachrichten, die in letzter Zeit aus dem Energiesektor zu hören sind: In Wien, Niederösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol erhöhen die jeweiligen Landesenergieversorger mit 1. März die Preise für Strom, in Wien wird zusätzlich Gas teurer. Das haben die anderen Bundesländer schon hinter sich. Dabei hat schon im Vorjahr jeder österreichische Haushalt im Durchschnitt 260 Euro mehr für Energie gezahlt als 2004. Förderengpässe und hohe Nachfrage in China ließen den Ölpreis steigen, dazu kam die Diskussion über die Versorgungssicherheit im Zuge des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine. Und dass fossile Energieträger CO2-Schleudern und damit ökologischer Wahnsinn sind, fließt in diese Diskussionen noch gar nicht ein.

Daher ist Hans Auer vom Institut für Energiewirtschaft der TU Wien auch recht froh über die von den meisten anderen Stromkunden verteufelte Preiserhöhung. "Die Preise für Energie waren lange Zeit viel zu gering, um ein Umdenken herbeizuführen. Kein Mensch spart Strom, wenn Energie fast nichts kostet", schimpft er. Derzeit steigt der Stromverbrauch jährlich um etwa drei Prozent. Aber um der Umweltbelastung Herr zu werden und auch noch für die kommenden Generationen Öl-und Gasvorräte "als letzte Option" zu erhalten, wäre nur Stromsparen bei weitem zu wenig.

Endlose Ölförderung?

Auch rund 77 Prozent der hierzulande eingesetzten Energie werden durch fossile Energieträger bereitgestellt. Weltweit werden derzeit etwa 40 Prozent des Energiebedarfs durch Öl gedeckt. 80 Millionen Barrel Öl (ein Barrel = 159 Liter) werden täglich gefördert. Dass irgendwann der letzte Tropfen Öl gefördert sein könnte, glaubt man allerdings weder bei der Europäischen noch bei der Österreichischen Energieagentur. Schließlich wird laufend Öl gefunden. Und mit den herkömmlichen - kostengünstigen - Technologien zur Förderung werden nur rund 30 Prozent eines Ölfeldes genutzt, mit teuren Methoden sind bis zu 75 Prozent möglich, die heute kaum ausgeschöpft werden. Steigt der Ölpreis, werden sie zugleich attraktiver. Allerdings wird Öl dadurch so teuer werden, dass andere Energieträger interessanter werden. Und darauf baut Hans Auer. Zwar stünde derzeit in manchen Ländern eine verstärkte Nutzung von Kernenergie zur Diskussion, "aber das hält sich die Waage mit dem Problem, dass immer mehr Länder nur schwer Endlagerstätten für ihren Atommüll finden". Und letztlich werde leider auch Kohle weltweit noch stärker zum Einsatz kommen. Sie ist geopolitisch gerechter verteilt als Erdöl und Erdgas, deren größte Vorkommen in politisch instabilen Regionen lagern. Das Problem der CO2-Belastung wird damit freilich noch größer. Und die Technik, das Kohlenstoffdioxid zu filtern und in unterirdische Speicher, etwa ehemalige Ölfelder, zur Endlagerung zu pumpen, steckt noch in den Kinderschuhen. "Außerdem weiß kein Mensch, ob es auf Dauer da unten bleibt. Und was es dort anrichtet", stellt Auer diese Technik in Frage.

Bleiben vernünftigerweise also nur erneuerbare Energieträger. Eine Einheitslösung werde es auch in diesem Bereich nicht geben, ist sich Auer sicher. Aber er glaubt an ein Portfolio an Energieträgern, die mehr Umweltschutz, Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung sicherstellen werden. Seiner Einschätzung nach, die sich in etwa mit jener der Österreichischen Energieagentur deckt, werden in Österreich vor allem folgende Energieträger Bedeutung haben:

Wasserkraft

Derzeit kommen knapp elf Prozent der hierzulande eingesetzten Energie aus Wasserkraftwerken. Dieser Anteil wäre weiter ausbaubar. Allerdings wiederum mit negativen Folgen für die Ökologie von Flüssen, die schon jetzt teilweise stark angegriffen ist. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie sieht den Schutz von Gewässern vor. Die Vorschriften aus der Richtlinie führen dazu, dass mit den derzeitigen Kraftwerken in Österreich bis zu sieben Prozent weniger Energie aus Wasserkraft gewonnen werden kann und 234 Millionen Euro in die bestehenden Wasserkraftwerke investiert werden müssen.

Biomasse

Energie aus Biomasse wird künftig stark an Bedeutung gewinnen. Zu Biomasse zählen jene Energieträger, die ihre Energie über Photosynthese gewinnen. Sie sind CO2-neutral, da bei der Verbrennung nur so viel CO2 frei wird, wie die Pflanze vorher gebunden hat. Allerdings fällt Feinstaub an. Derzeit wird Biomasse vor allem für die Wärmeerzeugung eingesetzt. Es gibt hierzulande rund 69.400 Biomasse-Heizungsanlagen und 1002 Biomasse-Fernwärme-Anlagen. Künftig soll in sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen aber vermehrt gleichzeitig Strom gewonnen und so die Effizienz deutlich gesteigert werden. Auch Biogas, das bei Verrottungsprozessen entsteht, kann für die Energiegewinnung genutzt werden. Biotreibstoffe, etwa Biodiesel oder Bioethanol, können im Transport eingesetzt werden. In Österreich beispielsweise werden dem herkömmlichen Diesel rund fünf Prozent Biodiesel beigemischt.

Sonnenenergie

Die Energie der Sonne lässt sich derzeit noch nicht effizient genug nutzen, um sie in großem Umfang für die Energiegewinnung anzuwenden. Zudem sind die Anlagen sehr teuer. Für die Zukunft setzt aber die EU große Hoffnungen in die Nutzung der Sonnenenergie.

Windenergie

Eine weitere Option ist die verstärkte Nutzung von Windenergie. Derzeit gibt es in Österreich 531 Windkraftanlagen, mit Abstand am meisten in Niederösterreich (264) und im Burgenland (206). Insgesamt wurden im Vorjahr 2,3 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs durch Windkraft abgedeckt. Martin Fliegenschnee von der Interessengemeinschaft Windkraft hält maximal zehn Prozent für realistisch, "wenn man nicht die Alpen zupflastern will mit Windrädern". Neben Fragen des Landschafts-und Tierschutzes stellt sich aber das Problem der Speicherung. Da die Energie nicht je nach Bedarf, sondern je nach Wetter verfügbar ist, müssten für eine umfassende Nutzung wiederum Speicherkraftwerke gebaut werden.

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