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Countdown für die Energie 2000

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Österreich ist in sehr hohem Maße von Energie-Importen abhängig (68 Prozent), da es wenig eigene Reserven hat. Energie ist im Augenblick am Weltmarkt eher billig, wird aber nach internationaler Prognose ab 1995 teurer Werden. Die künftige Energieversorgung muß darauf Rücksicht nehmen, sowie Bedeutung und Einsatz der einzelnen Energieträger in Hinkunft von mehr Faktoren und nicht nur vom Preis abhängig machen: Umweltfreundliche vor belastender Energie, erneuerbare vor fossiler, heimische vor importierter, billige vor teurer. Die internationale Weltenergiekon-fernez in Montreal malt ein eher düsteres Bild. Die Belastung der Luft durch die Emissionen der fossilen Brennstoffe nimmt ein bedenkliches Ausmaß an und verstärkt den Treibhauseffekt, die ständige Erwärmung der Erdatmosphäre. Handeln ist erforderlich, vor allem die Industrieländer müßten den Einsatz der fossilen Brennstoffe auf ein Fünftel reduzieren. Es gibt vier Ansätze: Energiesparen, Kernenergie, Wasserkraft, erneuerbare Energieträger.

Für Österreich fällt die Kernenergie aus. Wasserkraft wäre eine bedeutende Energiereserve, die auch tatsächlich eingesetzt werden müßte, was aber in der Praxis nicht passiert. (Der Einsatz der Wasserkraft wäre auch die Empfehlung der internationalen Energieagentur an Österreich.) Bleiben Energiesparen und neue Energie.

Energiesparen ist ein wichtiges Unternehmensziel der OKA. In der Wirtschaft wird es im Sinne der Kostenminimierungen seit Jahren praktiziert. Im Haushalt sind die Möglichkeiten eher gering, dennoch: Im Sparen liegt ein großes Kapital. Die OKA hat in zwei Reihenuntersuchungen an Schulgebäuden und Einfamilienhäusern ein Milliardenpotential nachgewiesen. Neue Wege mit Einsatz von Wärmepumpen im Heizungsbereich, bessere Isolierung, Steuerung und Einbeziehung des Faktors Energiesparen in die Bauplanung und Sanierung müssen selbstverständlich werden.

Neue Techniken brauchen auch Zeit. Rund 40 Jahre braucht nach heutigem Stand der Wissenschaft eine Energietechnik, bis sie zehn Prozent des Energiebedarfs decken könnte. Wir müssen daher heute die Chancen erneuerbarer Energiequellen nützen. Wir müssen diese Techniken auf den Prüfstand stellen, um zu wissen, was sie leisten können und wo sie einsetzbar sind. Solarenergie zum Beispiel kann der Wärme- aber auch der Stromerzeugung dienen. Generell muß aber gesagt werden, daß in den nächsten Jahrzehnten die traditionellen Energieträger wie Öl, Kohle, Gas, Wasserkraft oder Holz nach wie vor die Hauptlast zu tragen haben.

In den nächsten Jahrzehnten wird der Weltenergiebedarf um 70 Prozent steigen, vor allem in den Entwicklungsländern. Additive Energien werden bis zur Jahrtausendwende weit unter zehn Prozent bleiben. Österreich verwendet sehr viel erneuerbare Energien in Form der Wasserkraft und von Holz. Hier liegen neben Energiesparen, intelligenter Technik auch Chancen. Das Energiepotentiäl der Biomasse (Holz, Rapsöl, Rapsdiesel, Biogas, Stroh) liegt theoretisch in der Größe der Wasserkraft. Allerdings ist eine großräumige Nutzung derzeit zu teuer. Mit der verstärkten Nutzung der Biomasse sollten auch viele landwirtschaftliche Fragen gesehen werden. Hier würden sich Chancen für neue Produkte ergeben.

Österreich braucht eine aktive Energiepolitik, die mit Hilfe von Steuerungsmechanismen umweltfreundliche, erneuerbare und heimische Energieträger fördert. Solche Überlegungen gibt es auch in anderen europäischen Ländern, und in Schweden sind sie mit einer unterschiedlichen Besteuerung der Energieträger in die Praxis umgesetzt worden. Östereich braucht verbindliche Ziele für die einzelnen Energien. Es sollten die eigenen Ressourcen, wie Energiesparen, Biomasse, Wasserkraft und technisches Wissen, bevorzugt vor importierten ausländischen Energieträgern, in die Waagschale gelegt werden. Auf lange Sicht macht sich dieser Weg bezahlt.

Der Autor ist Generaldirektor der Oberösterreichischen Kraftwerke AG, Linz.

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