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Bio-Masse-Nutzung in Niederösterreich

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Österreich importiert aiijährllch rund 70% seines Energiebedarfes. Nur rund 30% des österrelchiscfien Energiebedarfes lönnen aus eigenen Queilen abgedeclt werden. Im Rahmen des Energieverbrauches entfällt der relativ größte Teil auf die Wärmeerzeugung und hier insbesondere auf die Abdeckung des Raumw^ärme-bedarfes.

Entsprechend den „Leitlinien“ der Nö Energiepolitik hat das Land Niederösterreich der vermehrten Nutzung der heimischen Biomasse wie Holz und Stroh Vorrang eingeräumt. Schon seit dem Jahre 1978 werden in Niederösterreich im Rahmen der landwirtschaftlichen Wohnbauförderung Hoizhackgut- und Strohfeuerungsanlagen gefördert. Durch die Gründung einer eigenen Geschäftsstelle für Energiewirtschaft im Jahre 1981 wurde dem Beratungswesen im Energiebereich auf Landesebene Rechnung getragen. Durch eigene Energieberater wird gerade Niederösterreichs Gemeinden ein Service-Angebot zu Verbesserungs-, aber auch Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der Energienutzung geboten.

Vorrangiges Ziel ist dabei der Aufbau von kleinräumigen Wärmeversorgungsanlagen. Das Angebot hinsichtlich erneuerbarer Energie ist In Niederösterreich hoch. So stehen laut Nö Energiebericht rund 2 Millionen Festmeter Energieholz jährlich zur Verfügung. Rund die Hälfte davon wird derzeit tatsächlich genutzt. Angesichts der zu Ende gehenden fossilen Energievorräte ist die Frage der

Nutzung der heimischen Biomasse von hoher Bedeutung. Um hier für die Zukunft gerüstet zu sein, wird es notwendig sein, schon jetzt vorausschauende Maßnahmen im Bereich der Energiepolitik zu setzen. Ich denke dabei nicht nur an den Aufbau von Wärmeversorgungsanlagen auf der Basis helmischer Biomasse, sondern auch an ordnungspolitische Maßnahmen der Energiepolitik.

Der Beitrag der Biomasse an der Deckung des österreichischen Energiebedarfes von derzeit ca. 6% könnte bis ins Jahr 2000 mehr als verdoppelt werden.

In Österreich fallen jährlich ca. 3,8 Mio. t Stroh als wesentlicher Energieträger an, eine konsequente energetische Nutzung dieser Menge könnte österreichweit 1 Mio. t Heizöl ersetzen.

Ein gezielter Energiepflanzenbau könnte auf einer Fläche in der Größenordnung von mehr als 100.000 ha Platz greifen, ohne die Nahrungsmittelversorgung Österreichs zu gefährden und gleichzeitig eine gewisse Exporttätigkeit aufrechterhalten.

Für diesen gezielten Aufbau von Energiekulturen würden sich zucker-, stärke- und ölhaltige Pflanzen ebenso anbieten wie schnellwachsende Holzarten.

Der mögliche Beitrag der Biomasse zur Energieversorgung Österreichs könnte in Summe in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten auf ei-. ne Kapazität von fast 150 PJ ansteigen, was mengenmäßig in etwa dem gesamten derzeitigen Kohlenver-

brauch In Österreich entspricht und damit über dem derzeitigen Beitrag der Wasserkraft läge.

Weltweit werden Biotechnologieprodukte Im Wert von S 300 Milliarden erzeugt. In unserem Industriemaßstab spielt aber die Blotechnologieproduk-tion derzeit keine Rolle. Österreich ist nur In der Biochemie vertreten.

Markt für biotechnologisch produzierte Massenprodukte: Industriechemikalien Futterstoffe Nahrungsmittel landwirtschaftliche Produkte Alternativenergle

Dieser Markt wird von derzeit S 300 Milliarden bis zum Jahr 2000 auf S 3 Billionen ansteigen. Österreich hat auf dem Gebiet der Biotechnologie gegenüber den USA oder Japan einen Rückstand von 10 Jahren. Durch die Schaffung eines Alkoholprogramms konnte der Einstieg in die Biotechnologie ermöglicht werden. Äthanol bietet neben Essigsäure, Acrylsäure und Adlbinsäure die besten Aussichten auf einen wirtschaftlichen Erfolg in der Biotechnologie. Allein die Forschung genügt hier nicht, sondern die konsequente Anwendung der Forschungsergebnisse an einem konkreten Produkt mit Absatzchancen ist notwendig. Dabei kann Äthanol als Einstiegsbasis in die Biotechnologie dienen.

Voraussetzung für die Biotechnologie ist die eigene österreichische Biospritproduktion.

Eine der wesentlichen Fragen, die im Zusammenhang mit der Nutzung heimischer Biomasse gestellt werden müssen, ist die Frage des Umweltschutzes. Durch die Nutzung fossiler Energieträger importieren wir Schadstoffe in unser Land und schädigen unsere Umwelt. Im Gegensatz dazu kennt die Natur keinen Abfall, sondern nur geschlossene Kreisläufe, wie sie unter anderem auch bei der Verbrennung von Biomasse existieren. Auf die Dauer wird es nicht möglich sein, daß zu Lasten der Allgemeinheit jährlich Unsummen aus Steuergeldern für die Reparatur von Umweltschäden ausgegeben werden müssen. Ich habe gerade in dieser Frage mehrmals die Forderung erholjen, daß in Form eines „Energie-Groschens“ eine Rohstoffabgabe bei fossilen Brennstoffen eingehoben werden soll, aber auch die Forderung nach einer entsprechenden Entschwefelung der Heizöle nach japanischem Muster habe ich mehrmals deponiert. Dies würde uns vom Belastungstarif von fossilen Brennstoffen wegführen und auch eine gerechtere Wettbewerbssituation schaffen.

Zu den wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Biomasse-Nutzung möchte ich grundsätzlich festhalten, daß hier die Verdienstmöglichkeiten im ländlichen Raum als wesentlicher Faktor zu gelten haben. Gerade durch die Energieerzeugung aus Biomasse wäre eine neue Einkommenschance für den ländlichen Raum gegeben. Der Arbeitsplatz Bauernhof, dem auf Grund der vorherrschenden schwierigen Arbeitsmarktsituation ein hoher Stellenwert beigemessen werden muß, könnte durch die Schaffung neuer Einkommensmöglichkeiten wie 2. B. durch die Nutzung heimischer Energieträger abgesichert werden.

Mit Blickrichtung Zukunft müssen wir heute feststellen, daß zwar zur Zeit ein Überangebot bei den Energieträgern »vorherrscht, aber es doch auf lange Sicht keine Absicherung gegen Preisschübe gibt.

Dies schon allein deshalb, weil die öl- und Gasländer auf die Dauer unter dem Druck eines steigenden Kapitalbedarfes zur Abdeckung eingegangener Verpflichtungen stehen. Dies Ist aber die Chance, wie erneuerbare Energieträger den Sprung über die Wirtschaftlichkeitsschwelle schaffen können. Es wird daher schon heute notwendig sein, die Voraussetzungen für den Einsatz heimischer Biomasse zu schaffen. Allein in Niederösterreich besteht die Chance, daß von den rund 570 Gemeinden annähernd 400 Gemeinden ihre Wärmeversorgung über eine Biomasse-Heizung beziehen. Mindestens V* der mehr als 2.000 Schulen, Kindergärten und Gemeindehäuser in Niederösterreich müssen In den kommenden Jahren ihre Heizungsanlagen erneuern oder umgestalten. Bereits jetzt existieren 16 Biomasse-Fernwärmeanlagen in Niederösterreich, und 10 weitere sind Im Planungsstadium.

Da bei der Nutzung der helmischen Energieträger die Wertschöpfung im Land bleibt, kann durch einen weiteren Ausbau dieser Energie-Möglichkeiten eine wirtschaftliche Besserstellung des ländlichen Raumes in den strukturschwachen Regionen erreicht werden. Im Interesse der heimischen Wirtschaft, aber auch im Interesse des Umweltschutzes wird daher unser Interesse daran liegen, diese umweltfreundliche Energieform auf breite Basis zu stellen.

Information des Niederösterreichischen Agrarreferates

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