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Lebensfrage Energiesparen

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Energie ist der Lebensnerv der modernen Wirtschaft. Ohne Energie, und damit ohne sichere und ausreichende Versorgung mit öl. Kohle. Gas oder Strom, ist ein Funktionieren unserer modernen Gesellschaft, weder der Wirtschaft noch der Haushalte, nicht denkbar. Dies ist der Grund, warum die Energiediskussion die Menschen auch unseres Bundeslandes seit Jahren in ihrem Bann halt und beschäftigt Und dies ist auch der Grund, warum sich Wirtschaft wie Energiekonsumenten immer intensiver mit alternativen Energieträgern und vor allem auch mit dem Energiesparen beschäftigen.

Haushalte: 56 Prozent fürs Heizen

Im privaten Haushalt ist Energie heute bereits zu einem Kostenfaktor geworden. Wohin fließt die In einem Haushalt verwendete Energie? Bel einem Einfamilienhaus rund 56 Prozent in die Raumheizung, rund 30 Prozent Ins Auto (gerechnet ist dabei ein Mittelklassewagen. der 10 Liter pro 100 Kilometer braucht, mit 15.000 Kilometern pro Jahr). Weitere 8 Prozent gehen in die Warmwasseraufbereitung. der Rest verteilt sich auf verschiedene Haushaltsgeräte wie Kühlgeräte. Waschmaschinen usw. Der Angelpunkt der sparsamen Energieverwendung im Haushalt ist daher zweifellos die Heizung. Überall wo Wärme erzeugt wird, benötigt man viel Energie, sei es öl. Gas. Kohle oder Strom. Allein die Senkung der Raumtemperatur um durchschnittlich 1° C z. B. bringt 5 bis 7 Prozent Kostenersparnis bei der Raumheizung.

Sichere Stromversorgung: Ja, aber…

Obwohl, wie das vorhergehende Beispiel gezeigt hat der Anteil der Elektrizität im Energieverbrauch eines Haushaltes nur Im Durchschnitt bis 15 Prozent betragt (Warmwasser elektrisch aufbereitet), auch im gesamten Energieaufkommen Österreichs diese Marke kaum überschreitet hat der elektrische Strom als Helfer eine lebenserhaltende Bedeutung In unserer Gesellschaft. Der Frage der sicheren Stromversorgung kommt daher eminente Bedeutung zu.

Wie sicher sieht es in Österreich aus? Der Österreicher ist es gewohnt, daß elektrischer Strom 365 Tage Im Jahr aut Knopfdruck zur Verfügung steht Die derzeitige Situation Ist jedoch etwas schwierig für Österreichs Elek- triztUtsversorgungsunternehmen. Durch die mangelnde Erzeugungskapazität Im Winter, nicht zuletzt verursacht durch das Fehlen des Kernkraftwerkes Zwentendorf, könnten sich In den kalten Wintermonaten Schwierigkeiten ergeben. Konkret dann, wenn beispielsweise bei einem starken Kälteeinbruch ein großes Dampfkraftwerk ausfällt. Kälteeinbrüche sind meistens In mehreren Ländern gleichzeitig und verursachen auch dort eine angespannte Versorgungslage, Es könnte daher schwierig sein. Lücken durch schnelle Importe auszugleichen. Wir alle hoffen. daB diese Sltutation nie eintrltL

Oer Stromkoneument gibt den Takt

Die Bedarfsentwicklung beim elektrischen Strom hängt ausschließlich vom Stromkonsumenten ab. Er bestimmL wann wieviel an Elektrizität verbraucht wird. Die Elektrizitätswerke müssen sich daher bemühen, den tatsächlichen Bedarf vorauszupianen. um für alle Fälle gerüstet zu sein. Wenn beispielsweise ein plötzlicher Kälteeinbruch zu verzeichnen Ist. steigt der Verbrauch an elektrischem Strom innerhalb weniger Stunden ganz beachtlich an. Zwischen 10 und 15 Prozent Steigerung sind dabei keine Seitenheib

Wasserkraftland Österreich: Slromimporte im Winter

Österreich gilt als klassisches Wasserkraftland. Lange Zeit waren die meisten unserer Mitbürger der Meinung, die Wasserkraft könnte die Stromversorgung unsere Landes sicherstellen. In den Wintermonaten können wir das aber schon lange nicht mehr. Die Niederschläge bleiben als Eis und Schnee Im Ge-’ birge liegen, die Flüsse führen weniger Wasser. die Wärmekraftwerke, beheizt mit Kohle, öl oder Gas. müssen bis zu 70 Prozent der Stromerzeugung übernehmen. Trotz aller Bemühungen reicht unsere Wärmekraftkapazität jedoch nicht aus. Ganz beträchtliche Strommengen müssen vor allem In den Wintermonaten bereits heute aus dem Ausland, aus Westeuropa, aber auch aus dem Osten Importiert werden, damit die Versorgung gesichert Ist. Energiesparen ist also auch eine Notwendigkeit für die Stromversorgung Im Winter. Eine Notwendigkeit die erhöhte Sicherheit mit sich bringt und nicht nur die Brieftasche des Kunden schont

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Nach wie vor entwickelt sich der Stromverbrauch nach oben. Zwischen 4 und 5 Prozent dürften es Im langjährigen Durchschnitt sein, einmal mehr, einmal weniger. Um mit dieser Verbrauchsentwicklung Schritt halten zu können. muß die österreichische Elektrlzltätswirl- schaft Investieren. Neue Kraftwerke bauen, neue Leitungen. Transformatoren, Umspannwerke. Dazu kommt natürlich auch, daß viele ältere Anlagen, vor allen Dingen Dampfkraftwerke. durch neue ersetzt werden müssen, weil jede Maschine eben nur eine begrenzte Lebensdauer hat. Rund 15 Milliarden Schilling hat Österreichs Elektrlzltatswlrtschaft 1980 Investiert das Ist der größte Betrag, den ein Wirtschaftszweig an Investitionen In Oster- reich ausgibt Dazu zwei Vergleiche: Der VOEST-Alplne-Konzern Investierte 1981 zwischen vier und fünf Milliarden, die verstaatlichte ÖMV rund 3.5 Milliarden Schilling.

Diese Investitionszwänge belasten die Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Dazu kommen auch noch andere Kosten aus dem täglichen Betrieb: Die Brennstoffkoeten unserer Kraftwerke sind In den letzten Jahren bis zu 100 Prozent gestiegen. Löhne und Gehälter

bei jenen Firmen, die unsere Investitionen durchführen, steigen ebenfalls. Schließlich brauchen wir Geld, um diese Auftrage finanzieren zu können. Jeder, der einen Kredit braucht, weiß, wie die Zinssätze In den letzten Jahren angestiegen sind. Die Kapitalmarktkosten sind um rund 35 Prozent gestiegen.

Die heimischen Wasserkräfte nähern sich allmählich ihrem Ende. Kleinere Wasserkrafteinheiten werden ebenfalls ausgebaut, die österreichische Braunkohle wird nach der Fertigstellung des Kraftwerkes Voltsberg III und dem Neubau eines Dampfkraftwerkes In Riedersbach. Bezirk Braunau, durch die OKA. zur Gänze zur Stromerzeugung genützt sein. In Immer größerem Maß werden wir daher Rohenergie wie Kohle, öl oder Gas zur Stromerzeugung aus dem Ausland einführen müssen. Auch hier zeigen sich Grenzen In der Energieversorgung.

Stromsparen: Ein Anliegen der E-Wirtschaft

Die österreichische Elektrizitätswirtschaft hat - so widersprüchich es auf den ersten Blick erscheinen mag - ein großes Interesse am möglichst sparsamen Einsatz der elektrischen Energie. Stromsparen steht keineswegs im Widerspruch zu den Geschäftsinteressen. Die gerade In den letzten Jahren sich abzeichnende Steigerungsrate beim Bedarf an elektrischer Energie fordert von den Unternehmen immer größere und kostspieligere Ausbaumaßnahmen beim Kraftwerks- wie beim Leitungsbau.

Oie billigsten Wasserkräfte sind in Österreich jedoch längst ausgebauL bei den Dampfkraftwerken sind wir weitgehend auf Rohenergieimporte angewiesen, die mit ihren exorbitanten Preissteigerungen nicht nur die Elektrizitätswirtschaft, sondern die gesamte Handelsbilanz Immer stärker belasten. Dazu kommt noch das ständig steigende Zinsni- veeu sowie die ständig steigenden Lohn- und Arbeitskosten. Alle diese Kostensteigerungen zusammen genommen, ergeben für die Elektrizitätsversorgungsunternehmen Immer größere Belastungen. Ein geringes Ansteigen des Strombedarfes liegt daher durchaus Im Interesse der Elektrizitätswirtschaft

Das Gespräch mit dem Borger

Es wird daher für die Zukunft von entscheidender Bedeutung sein, daß der Stromkonsument den Stellenwert der Elektrizität für unser gesamtes Leben erkennt. Es wird eine Überlebensfrage sein, daß der Bürger die Notwendigkeit von Kraftwerks- und Leitungsbauten einsieht und akzeptiert. Nur durch offene und sachliche Information kann ein Partner- Schaftsdenken zwischen Stromerzeuger und Stromkunden geschaffen werden, das auf einer soliden Vertrauensbasis beruht. Eines der wichtigsten Ziele des Verbandes der Elektrizitätswerke Österreichs wird daher in den nächsten Jahren die Öffentlichkeitsarbeit sein, die In verschiedenen Bereichen und mit verschiedenen Mitteln versuchen wird müssen, diese Probleme dem Bürger näherzubringen.

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