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E-Wirtschaft zapft die Sonne an

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Die österreichische E-Wirt-schaft hat auf vielen Gebieten beachtliche Forschungsaktivitäten entwickelt: Solarenergie, Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge, Wasserkraft, Biomasse, Abwärmenutzung, Fernwärme, Windenergie und Emissionsreduktion.

Wie wir aus verschiedenen Meinungsumfragen wissen, erwartet das ein hoher Prozentsatz der Befragten von den Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU). Auch wenn die Erwartungen vermutlich zu hochgesteckt sind, sehen wir dies als Auftrag an. Auf mehreren Gebieten hat sich eine gute Zusammenarbeit mit Instituten verschiedener Universitäten ergeben.

Für menschliche Begriffe stellt die Sonne eine unerschöpfliche Energiequelle dar. Nur ein Bruchteil der von der Sonne abgestrahlten Energie trifft auf die Erde. Trotzdem ist das etwa 10.000 mal mehr als der jährliche Energieumsatz der Erde beträgt. Österreich ist schon heute eines der Länder mit der höchsten Dichte an solaren Warmwasserkollektoren. Ein Großteil dieser Systeme wurde in Selbstbaugruppen (Arge erneuerbare Energie) angefertigt. Kollektorenanlagen sind heute technisch ausgereift und können 60 bis 70 Prozent des Warmwasserbedarfs von Haushalten decken. In vielen Bundesländern wird die Installation einer Solaranlage mit bis zu 15.000 Schilling gefördert.

In der Öffentlichkeit wurden Solarzellen vor allem durch solarbetriebene Kleingeräte wie Uhren, Radios und Taschenrechners bekannt. Photovoltaische Systeme für kleine Leistungen werden heute vielfach eingesetzt für: Notrufsäulen an Schnellstraßen in Niederösterreich, Funkstationen oder automatische Warnanlagen.

Die Verwendung von Solarzellen zur Stromversorgung von entlegenen Abnehmern wurde mehrfach erfolgreich demonstriert. Viele dieser Anlagen sind von EVU geplant worden:

1985: Hochleckenhaus in Oberösterreich (1575 m), 1986: Baumgartenalm in Salzburg, 1987: Zel-lerhütten bei Windischgarsten. Meist konnte ein Dieselaggregat durch umweltfreundliche Solarsysteme ersetzt oder zumindest seine Betriebsdauer stark reduziert werden. Diese Anlagen arbeiten schon heute wirtschaftlich und zuverlässig.

Österreichs erste Photovoltaik-anlage mit Netzkopplung ist in Gmunden bei der Oberösterreichischen Kraftwerke AG (Oka) nun schon seit fast vier Jahren in Betrieb. Wertvolle Erkenntnisse über die neue Technik konnten gesammelt werden.

Das größte Solarkraftwerk in den Alpen wird seit zwei Jahren von der Arge Alpen-Photovoltaik am Loser in Altaussee betrieben. Das Gemeinschaftsprojekt von Verbundgesellschaft und Oka liefert maximal 30 Kilowatt in das öffentliche Stromnetz. Im Jahr 1990 erzeugte die Forschungsanlage etwa 32.000 nen.

Einige netzgekoppelten Solaranlagen sind in Österreich auch auf Dächern von Privathäusern installiert worden. (Kärnten, Oberösterreich, Wien). Der Stromüberschuß wird hier ins öffentliche Netz abgegeben. Reicht die eigene Solarstromlieferung nicht, muß das Netz aushelfen. Die Arbeitsgruppe Photovoltaik im Verband der E-Werke Österreichs erarbeitet Richtlinien für die Solarstrom-einspeisung ins Netz. Das Normungsinstitut erstellte eine Vornorm für die Errichtung und den Betrieb dieser Solarsysteme.

In der Schweiz ist mit rund 500 Millionen Schilling das sogenannte „1.000 Dächer-Programm” gestartet worden. Je 30 m2 Solarzellen werden in den nächsten Jahren auf mehr als 1.000 Privathäusern installiert. Es handelt sich hier um einen ausgedehnten Breitentest, der günstige Auswirkungen auf die Preisentwicklung dieser Systeme haben wird. Der Solarzellenmarkt entwickelt sich ganz rapid. Im letzten Jahrzehnt konnte die Produktion weltweit verzehnfacht werden. Die Preisentwicklung hat einen stark sinkenden Verlauf gezeigt.

Elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge können mithelfen den Straßenverkehr umweltfreundlich zu gestalten. Insbesondere für den Nahverkehr in Ballungsgebieten würde die Reichweite konventioneller E-Fahrzeuge schon heute ausreichen und das bei einem Stromverbrauch von 20 bis 30 kWh pro 100 Kilometer (zu 97 Groschen je kWh Nachtstrom!). Allein mit der Stromerzeugung des Kraftwerkes Marchtrenk könnten mehr als 70.000 Elektrofahrzeuge betrieben werden.

In Österreich war die E-Wirtschaft maßgeblich an der Entwicklung dieser Technik beteiligt. Heute sind mehr als 20 Elektro-Pandas im harten Fuhrparkbetrieb eingesetzt. Die Reichweite des Zweisitzers beträgt je nach Temperament des Fahrers 40 bis 80 km (Bleibatterie). Im Reichweitentest rund um den Faakersee konnte bei Tempo 30 eine Rekorddistanz von 141 km ohne Nachladen durchfahren werden.

An der Erforschung immer besserer unkonventioneller Batteriesysteme wird auch in Österreich gearbeitet. Die Studiengesellschaft für Energiespeicher und Antriebssysteme hat eine Zink-Brom-Hochleistungsbatterie entwickelt. Im Vergleich zu Standard-Bleiakkumulatoren konnte eine Verdoppelung der Leistungsdaten erzielt werden.

Elektroauto für Stadtverkehr

Nach den bisher gemachten Erfahrungen wird das Benzinauto auf Überlandstrecken nicht so schnell vom Elektrofahrzeug ersetzt werden können. Seine starke Seite, vor allem seine Zukunft liegt im Nahverkehr, also bei den Fahrten zur Arbeit und zum Einkaufen. Wenn man bedenkt, daß 80 Prozent der Jahreskilometerleistung auf derartige Fahrten entfallen, so werden die Stärken des Elektroautos immer interessanter.

Dem Einsatz der Wärmepumpe als umweltschonende und energiesparende Technik steht die österreichische E-Wirtschaft sehr positiv gegenüber. Diese oberösterreichische Erfindung - Peter Ritter von Rittingen setzte sie 18 5 7 das erste Mal in der Saline Ebensee ein -nutzt die Umweltwärme zur Heizung und Warmwasserbereitung.

Durch den Wärmeentzug aus Erdreich, Grundwasser oder Luft können mit einer kWh Strom zwei bis 3,5 kWh Wärme gewonnen werden. Grundsätzlich arbeitet die Wärmepumpe ähn-lich wie ein Kühlschrank. Ein spezielles Kältemittel entzieht der Umgebung Wärme, und gibt diese an ein Warmwasser-heizsystem wieder ab.

Die Wärmepumpe macht die Nutzung von Abwärme in vielen Fällen überhaupt erst möglich: etwa die Thermal wasser ab-wärme in der Geother-mieanlage Bad Schallerbad oder die Abwärme der Solvaywerke für das kommunale Energiesystem Ebensee.

Seit 1978 wurden über 80.000 Wärmepumpen in Österreich installiert. 160.000 Tonnen Heizöl und die entsprechenden Emissionen werden jährlich eingespart. Heimische Betriebe erzeugen, installieren und warten diese Systeme.

Die Installation von Wärmepumpen wird in vielen Bundesländern gefördert: zum Beispiel Oberösterreich und Salzburg: Heizungswärmepumpe 15.000 und Warmwasserwärmepumpe 5.000 Schilling.

Eine große Zukunft wird von Experten auch der Fernwärmeversorgung zuerkannt. In Ostermie-thing etwa werden riesige Glashäuser mit Kraftwerksabwärme beheizt. Millionen von Schnittblumen werden seit 1990 jährlich gezogen und in ganz Österreich verkauft.

Fernwärme, die auf völlig neue Art erzeugt wird, heizt seit kurzem die Häuser der Gemeinden Aschach und Hartkirchen in Oberösterreich. Hier ist die Oka gemeinsam mit der Donaukräft AG an einem Projekt beteiligt, das im Donaukraftwerk Aschach die in den Generatoren und Transformatoren anfallende Wärme nutzt. Mit einer Großwärmepumpe wird das Fernwärmenetz gespeist. Das anfallende Schwemmholz trägt über einen Biomassekessel ebenfalls zur Wärmeversorgung bei.

Seit Jahrtausenden kennt der Mensch den Wind als Energiequelle. In unserem Jahrhundert wurde er als alternative Form der Stromgewinnung wiederentdeckt. Voraussetzung dafür ist eine ausgefeilte Technik und windreiche Standorte. Leider gibt es davon in Österreich nicht viele.

In den achtziger Jahren sind erfolgsversprechende Versuche mit Voest-Windkonvertern am Dachstein unternommen worden. Die Oka war an diesen Versuchen beteiligt. Es zeigte sich, daß uns der stetige starke Wind, wie er an den Küsten auftritt fehlt. In den alpinen Regionen steigt zwar die mittlere Windgeschwindigkeit an, die Probleme mit der Rotorvereisung und den Sturmböen müssen aber erst gelöst werden. Anlagen neueren Datums wurden gemeinsam mit der Österreichischen Draukraft-werke AG auf dem Reißeck installiert. Weitere kleinere Anlagen versorgen Schutzhütten mit elektrischem Strom.

Dipl. Ing. Heinrich Wille ist Mitarbeiter der Oberösterreichischen Kraftwerke AG.

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