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In der EU werden die Weichen langsam in Richtung erneuerbare Energieträger gestellt. Jetzt sind die Länder dran, entsprechende Maßnahmen zu setzen.

Wenn es um Fragen einer zukunftsträchtigen Energieversorgung geht, ist es immer wieder eindrucksvoll, sich die Möglichkeiten vor Augen zu führen, die erneuerbare Energieträger bieten könnten. Allein die Sonne schickt mehr als 10.000 Mal so viel Energie zur Erde, wie die Menschheit derzeit verbraucht. Die Windenergie würde diesen Bedarf 35 Mal decken. Und weltweit wächst jährlich zehn Mal so viel Biomasse zu, als die Welt für Energiezwecke benötigt. Das macht deutlich: Erneuerbare sind in so reichlichem Maß vorhanden, dass sie die energiehungrige Weltwirtschaft locker versorgen können.

Dennoch erscheint den meisten ein Umstieg von den heute dominierenden fossilen Energieträgern auf erneuerbare als Utopie. Die Zahlen für die Nutzung von Solar und Windenergie sowie von Biomasse steigen zwar, diese Energieträger spielen aber in den meisten Ländern nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Dabei steht längst außer Streit: Das von der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas beherrschte Energiesystem gefährdet das Klima durch seine enormen CO2-Emissionen. Für Energiesparen und Umsteigen auf Erneuerbare gibt es keine sinnvolle Alternative.

Österreich liegt recht gut

Dass Österreich auf diesem Gebiet international gut abschneidet, wurde auch bei einer Tagung des Österreichischen Biomasse-Verbandes in Raggal ("Solarbiogene Energiesysteme im Haus der Zukunft", 8.-10. Oktober) in Vorarlberg wieder deutlich: 22 Prozent seiner Energie stammen aus erneuerbaren Quellen, was insbesondere der gut ausgebauten Wasserkraft zu verdanken ist.

Aber auch bei der Biomasse liegt Österreich gut: an fünfter Stelle in der EU, was den Einsatz von Holz für die Gebäudeheizung anbelangt. Vor allem bei Kleinanlagen - da ist Österreich übrigens international Technologie-Führer - gibt es einen enormen Aufwärtstrend. Allein zwischen 2000 und 2001 stieg die Zahl der Holzschnitzel-Heizungen um 30 und die der Pellets-Feuerungen um 40 Prozent (Pellets sind Holz-Presslinge mit hohem Brennwert, deren Verfeuerung ähnlich komfortabel wie Heizöl ist). Derzeit wird jeder fünfte Haushalt mit Wärme aus Biomasse-Öfen oder -Heizanlagen versorgt. In 600 Ortschaften sind es Nahwärme-Netze, die von zentralen, meist mit Holz befeuerten Kraftwerken die Haushalte mit Wärme beliefern.

Ohne Förderung geht nichts

Zunehmend geht man übrigens dazu über, die Biomasse-Wärmeerzeugung durch Solaranlagen zu ergänzen. Eine solche Kombination ist vor allem den Vorteil, die Lebensdauer des Heizsystems um rund 30 Prozent zu verlängern. Und sie rechnet sich auch, wie eine Untersuchung der Universität Graz ergab - nicht zuletzt deswegen, weil die Sonneneinstrahlung der letzten zehn Jahre fast zehn Prozent über dem 50-Jahresmittel gelegen ist.

Das unterschiedliche Maß, in dem erneuerbare Energie zum Einsatz kommt, steht in enger Beziehung zu ihrer Förderung. Pioniere auf diesem Sektor waren die skandinavischen Länder. Sie haben gezielt auf Energiesparen und erneuerbare Energien gesetzt und gleichzeitig die fossilen Brennstoffe steuerlich belastet. Das Ergebnis: Ein signifikanter Anstieg bei der energetischen Nutzung von Biomasse, bei der Stromerzeugung aus Windenergie und Führerschaft bei Technologien, die zukunftsträchtig sind.

Österreich war auf diesem Sektor ebenfalls nicht untätig: 2002 schuf es mit dem Ökostromgesetz die Möglichkeit, die Erzeugung von Elektrizität aus erneuerbaren Quellen rasch auszuweiten.

Damit wurden auch die Anliegen der EU-Richtlinie zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen aus dem Jahr 2001 umgesetzt. Zwei weitere Richtlinien haben den Umstieg bei Treibstoffen und in der Industrie im Visier. Sobald sie Österreich umsetzt, bleibt nur noch der Wärmemarkt ohne entsprechende Regelung.

Diesem kommt allerdings eine große Bedeutung zu, gehen doch in Österreich rund 50 Prozent der verbrauchten Energie in die Heizung. Dieser somit wichtigste Teilmarkt wird nach wie vor vom Erdöl und vom Erdgas beherrscht - ein Umstand, der nicht primär auf deren konkurrenzlos günstige Preise zurückzuführen ist. Bei Preisvergleichen schneiden die Erneuerbaren mittlerweile gar nicht so schlecht ab. Bei Sonnenkollektoren fallen überhaupt keine Energiekosten an. Und erprobte Techniken stehen mittlerweile auch zur Verfügung. Sie haben die Pionierphase längst hinter sich.

Ein träges System

Es sind die Investitionen, die die Umstellung der Heizsysteme mühsam und aufwändig machen. Und es ist die Trägheit einer etablierten, mächtigen, wirtschaftlichen Infrastruktur (die Energieversorgungsunternehmen, die Installateure, der Handel), die auf Öl und Gas ausgerichtet ist.

Wolle Österreich jedoch die von der Bundesregierung 2002 beschlossene Klimastrategie verwirklichen, seien auf diesem Schlüsselmarkt gezielte Maßnahmen erforderlich, rechnet Biomasse-Verband-Präsident Heinz Kopetz vor. Denn beim Kleinverbrauch und bei der Raumwärme wichen die Zielvorgaben der Klimastrategie am weitesten von den derzeitigen Gegebenheiten ab. Die bisherigen, durchaus erfolgreichen Förderprogramme für Erneuerbare im Wärmebereich würden jedenfalls nicht ausreichen, um die Zielvorgaben zu erfüllen. Auch die für nächstes Jahr vorgesehene Erhöhung der Steuern auf fossile Brennstoffe werde keinen ausreichenden Lenkungseffekt erzeugen.

Ein Ökowärme-Gesetz

Auf der Suche nach weiteren Instrumenten bringt Kopetz ein Zertifikats-Modell ins Gespräch, das in einem eigenen Ökowärme-Gesetz festgeschrieben werden sollte. Nicht administrative Eingriffe sollen Wohlverhalten erzeugen, sondern der Marktmechanismus umweltfreundliche Entscheidungen bei Unternehmern und Verbrauchern begünstigen.

Wie das funktionieren soll? "Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Endverbraucher von Energie Ökowärme-Gutscheine erhalten, wenn sie Ökowärme-Anlagen installieren," lautet die Antwort. Je größer die Anlage (Kachelöfen, Solarkollektoren, Biomasse-Zentralheizungen und -Fernwärmenetze), umso mehr Gutscheine.

Diese Gutscheine bekommen dadurch ihren Wert, dass den Verkäufern von Kohle, Erdöl und Erdgas vorgeschrieben wird, für einen Teil ihres Umsatzes solche Gutscheine zu kaufen. 800 bis 1.200 Euro sollen jene, die in neue Heizanlagen investieren pro Gutschein hereinspielen können, um so ihren Investitionsaufwand zu verringern.

Was sich Kopetz von einem solchen System, das für die Jahre zwischen 2005 und 2012 einzurichten wäre, erhofft? "Gegen Ende der Wirkungsdauer des Gesetzes, also ab 2008 oder 2009 sollen jährlich etwa 500.000 m2 - derzeit sind es 150.000 - Solarkollektorfläche und 50.000 bis 60.000 Biomasseanlagen - derzeit 15.000 - installiert werden."

Energieausweise für Häuser

Einen weiteren Impuls zur Verwirklichung der Klimaschutz-Ziele, erwartet sich Christian Rakos, Mitarbeiter der Energie-Verwertungsagentur in Wien, von einer weiteren EU-Richtlinie, die seit Jänner 2003 in Kraft ist und innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden muss. Sie sieht vor, dass zukünftig für jedes neue Gebäude ein Ausweis über dessen Energie-Effizienz vorzulegen ist.

Ähnliches soll auch beim Verkauf und bei der Vermietung von Wohnungen gelten. Damit soll die Aufmerksamkeit von Käufern und Mietern auf das wichtige Thema Energieverbrauch gelenkt und energiesparende Investitionen angeregt werden. Außerdem sollen die Mitgliedsstaaten Mindestanforderung für die Isolierung von Gebäuden festlegen.

Um solche Ausweise auszustellen, wird man ein ziemlich aufwändiges System einrichten müssen. Denn Schätzungen zufolge finden in Österreich jährlich 25.000 bis 30.000 solche Transaktionen statt. Die Europäische Kommission erhofft sich von der Umsetzung der Richtlinie jedenfalls beachtliche Energie-Einsparungen: mehr als 20 Prozent im Gebäudebereich.

Vielleicht kommt doch langsam Bewegung in die Energiepolitik. Sie könnte einen Zukunftsmarkt eröffnen, auf dem Österreich durchaus gute Chancen besitzt.

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