Holz: Ein Energieträger mit Zukunft

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aErst im 20. Jahrhundert wurde Holz von fossilen Brennstoffen als Energielieferant verdrängt. Dank verbesserter Technologie erlebt es eine Renaissance.

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aErst im 20. Jahrhundert wurde Holz von fossilen Brennstoffen als Energielieferant verdrängt. Dank verbesserter Technologie erlebt es eine Renaissance.

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Durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch war Holz der wichtigste Energieträger. In Österreich wurde es erst in den letzten 100 Jahren durch Kohle und in der Folge Öl verdrängt. Einiges deutet darauf hin, dass Holz als Energieträger wieder an Bedeutung gewinnt. Aus den ökologischen Krisen, die die exzessive Holznutzung auch in Österreich ausgelöst hat, muss aber eine Lehre gezogen werden: Holz kann nur dann einen bedeutenden Beitrag für unseren Energiehaushalt leisten, wenn es auf effizienteste Art genutzt wird. Die technologischen Grundlagen dafür wurden in den letzten Jahren geschaffen. Die wirtschaftlichen Chancen, die sich damit ergeben, sind beträchtlich.

In der Eisenwurzen kann man in Heimatmuseen auf alten Stichen weithin entwaldete Hänge sehen. Hochwassermarken aus dem vorigen Jahrhundert geben ein beredetes Zeugnis von den Folgen: Überschwemmungen aber auch Muren und Lawinenkatastrophen kennzeichnen die letzte Phase der exzessiven und nicht nachhaltigen Nutzung von Holz als Energieträger in Österreich. Das Holz wurde in Massen für die Eisenbearbeitung aber auch für die Beheizung großer Städte benötigt. Seine Verknappung wurde zu einem immer größeren Problem und erst die beginnende Nutzung von Kohle konnte die ökologische wie wirtschaftliche Problematik der Holzverknappung Ende des 19. Jahrhunderts lösen.

Interesse bei Multis Waren es die Ende des 19. Jahrhunderts verabschiedeten strengen Forstgesetze, die eine nachhaltige Forstbewirtschaftung erzwangen, oder war es die Verfügbarkeit des neuen Rohstoffs Kohle, die zu dieser Trendwende führten? Möglicherweise wären die Forstgesetze ohne die Alternative Kohle politisch nicht durchsetzbar gewesen obwohl es gerade in diesem Fall umso wichtiger gewesen wäre, den Rohstoff sorgsam zu bewirtschaften.

Die Geschichte erinnert ein wenig an das aktuelle Scheitern der Politik in der Frage der Treibhausgasreduktion. Vielleicht wird auch die Lösung in diesem Fall ähnlich aussehen: mit der sich abzeichnenden Versorgungskrise bei Erdöl und der gleichzeitigen Reifung von Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energie könnten wir die ökologische Krise des Treibhauseffekts vielleicht mit mehr Glück als Verstand mildern. Dass dieses Szenario nicht utopisch ist, zeigt sich daran, dass selbst der Ölmulti Shell in langfristigen Energieszenarien einen Weltmarktanteil der erneuerbaren Energie von 50 Prozent bis 2050 für möglich hält.

Voraussetzung, dass wir in diesem Fall nicht wieder in eine nicht nachhaltige Ausbeutung natürlicher Ressourcen schlittern ist, dass die Effizienz ihrer Nutzung maximal gesteigert wird. Das ist durch neueste Entwicklungen sowohl bei der Energieumwandlung - moderne Holzfeuerungen erreichen einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent, fast doppelt so hoch wie der alter Holzkessel - als auch bei der Effizienz der Energienutzung möglich. Moderne Niedrigenergiearchitektur kann den Heizenergiebedarf gegenüber dem Bestand auf etwa ein Viertel reduzieren. So ergibt sich insgesamt eine Verbesserung der Ressourceneffizienz um den Faktor acht. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, einen ganz erheblichen Teil unseres Energiebedarfs mit einem nachwachsenden Rohstoff abzudecken, ohne dessen nachhaltige Nutzung in Frage zu stellen. Dazu kommt, dass derzeit deutlich weniger Holz geerntet wird, als nachwächst, sodass auch Steigerungen des Verbrauchs kein Problem wären.

Wie wird Holz derzeit in Österreich als Energieträger genutzt und was wird die Zukunft bringen? Derzeit wird rund 65 Prozent des energetisch genutzten Holzes für die Beheizung in Haushalten verwendet. Große Mengen an Holz und Holzreststoffen werden auch in der Papier- und holzverarbeitenden Industrie sowie in Biomasseheizwerken genutzt. Holz deckt damit in Österreich knapp über zehn Prozent des Primärenergiebedarfs, ein im internationalen Vergleich außerordentlich hoher Anteil.

Wenn von der Zukunft die Rede ist, sind der Phantasie meist keine Grenzen gesetzt und der Laie hört von den erstaunlichsten Lösungen - von Wasserstoff der aus Biomasse gewonnen wird und Brennstoffzellenautos antreibt bis hin zur Gewinnung von Pyrolyseöl aus Holz, das dann wie Rohöl verwendet werden kann. Welche Technologien haben mittelfristig tatsächlich eine Chance?

Bislang war ein zentrales Motiv der Biomasseforschung wie auch des (agrar)politischen Lobbying, Produktlinien zu entwickeln und zu implementieren, die zum Abbau der landwirtschaftlichen Überschüsse beitragen können. Bei der Auswahl der technologischen Ansätze ging es daher vor allem um Lösungen, mit denen man in bestehende Energiemärkte (Treibstoffe, Elektrizität) möglichst große Mengen an Biomasse "entsorgen" könnte. Der Nachteil dieses Ansatzes ist, dass die Konversion von Biomasse in flüssige Energieträger beziehungsweise in Strom sehr kostspielig ist und meist beachtliche Energieverluste bedingt. Darüber hinaus sind in Massenmärkten nur niedrige Preise zu lukrieren. Ein Kraftwerk zahlt zum Beispiel für eine Tonne Brennstoff nur etwa ein Drittel des Preises wie ein Haushalt. Die Politik der Biomasselobby war daher bislang daran orientiert, diese Nachteile durch staatliche Eingriffe wie steuerliche Begünstigungen oder Einspeisetarife zu kompensieren Hauptargument war dabei natürlich der Treibhauseffekt.

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