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Manie zur Selbstinszenierung

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Meine Grundstücke sind meine Themen.” Was Thomas Bernhard einer seiner literarischen Figuren in den Mund legt, hat gewissermaßen auch für den Autor selbst Gültigkeit. Oberösterreichische Landschaften, Orte und Häuser waren wesentlicher Teil seiner unmittelbaren Lebenswelt, Terrain für eine Gratwanderung zwischen euphorischer Annäherung und heftiger Ablehnung - ein Spiegel seiner eigenen höchst widersprüchlichen Natur.

In der Nähe von Ohlsdorf in Ober-nathal liegt eines seiner Häuser, der bekannte Vierkanthof des Autors: ein gemauertes Haus, zum Teil weiß gekalkte Mauern, dunkelgrüne Balken, kleine Fenster und ein großes, dunkelbraunes Holztor. Das 1965 erworbene und von Bernhard renovierte Anwesen ist bis auf das anachronistische Eternitdach ganz im Stil der alten Bauernhöfe des Salzkammergutes gehalten. Stets verschlossen, symbolisiert es gleichsam dje potentielle

„Die Landschaft in welcher mein Haus steht, hat sehr viel Ähnlichkeiten mit der Landschaft, aus der ich komme.” (Th. Bernhard, Ja)

Rückzugsmöglichkeit. Häuser galten Rernhard immer als Zeichen für eine Welt, die man absperren, in die man sich zurückziehen und in der man sich von allem abgrenzen konnte.

Eigentlich war Bernhard kein Landmensch, und doch hat er viel Zeit seines Lebens am Lande verbracht. In seiner Erzählung Ja formuliert er als Begründung dafür die quasi cartesianische Erkenntnis: „Weil ich auf dem Lande lebe, existiere ich.” Der lungenkranke Thomas Bernhard sah hier wohl eine Überlebensmöglichkeit für sich, ohne freilich darauf zu verzichten, Menschen und Landschaften seiner Aufenthaltsorte in seinen Texten verbal zu geißeln: „Eine alle und alles ansteckende Quelle aller möglichen Krankheiten”, eine „Quelle der Gemütskrankheiten” nennt er etwa die Gegend um das oberösterreichische Sicking in seinem Roman Kalkwerk. Seine Figuren empfinden das Land als Qual, auf dem Roheit, Niedertracht und Gemeinheit in viel stärkerem Maße zutage treten als in der

OKA: Der freie Strommarkt, eine Zukunftschance

Als wichtige, einzigartige Chance, die Zukunft des Unternehmens zu gestalten, betrachtet die OKA die bevorstehende Liberalisierung des Strommarktes in der EU. Se wird in drei Etappen erfolgen und vor allem Industriebetriebe als Großabnehmer betreffen. Indem sechsJahredauerndenStu-fenplan sollen sie - beginnend mit Unternehmende einen Jahresstromverbrauch von 100 Millionen Kilowattstunden aufweisen - Zugang zum freien Strommarkt bekommen. In der dritten Stufe wird dieses Recht auch Unternehmen mit einem Jahresstrombedarf ab neun Millionen Kilowattstunden eingeräumt. Damit soll EU-weit rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauches am freien Markt gehandelt werden.

Konkurrenz auf dem Industriestrommarkt ist inÖsterreich nichtneu. Siefindetseit Jahren bereits statt. Österreich hat bei der Industriestromversorgung mit einem Drittel Eigenproduktion den höchsten Eigenerzeu-gungsanteil in allen EU-Ländern. Die Industriestrompreise in Österreich - auch jene derOKA-liegen bei einem Vergleichetwa auf gleichem Niveau bzw. sogar unter den Preisen der benachbarten Länder.

Partnerschaft mit der Industrie

Die OKA hat der Erwartungshaltung der österreichischen Industrie zu maßgeschneiderten Energielösungen bereits Rechnung getragen, als sie durch die CMOÖ (Cogeneration Kraftwerke Management Oberösterreich GmbH.), einem Tochterunternehmen mit der OMV, eine GuD (Gas und DampO-Anlage errichtet hat, welche die Papierfabrik SCA-Laakir-chen AG mit hoher Effizienz umweltfreundlich mit Strom und Prozeßwärme versorgt, Die einmiliardste Kilowattstunde Strom wurde dieser Tage erzeugt! Diese Partnerschaft hat sich bewährt und kann als richtungsweisend bezeichnet werden. Die Konsequenz aus dieser Erfahrung: Eine noch speziellere Betreuung der Großkunden wird künftig gemeinsam nach maßgeschneiderten Energielösungen suchen.

Gleiche Marktchancen

De internationale Neuordnung der Elektrizitätswirtschaft erfordert ein neues Energieorganisationsgesetz. Seine wichtigsten Eckpfeiler sollten - so die Forderung der Landesgesellschaften - vor allem gleiche, faire Marktchancen für die einzelnen Unternehmen sein. So z, B. das Recht für die Landesgesellschaften, untereinander Strom zu tauschen bzw. aus dem Ausland zu importieren. Die erneuerbaren Energien, allen voran die Wasserkraft, müssen Vorrang beiderErzeugungbehalten. Inder Konkurrenz mit dem europäischen Aus-landbrauchtösterreichvergleichbare.fai-re Rahmenbedingungen. Energiesteuern, Behördenverfahren und Umweltauflagen müssen auf lange Sicht jenen in der EU angepaßt und auch innerhalb der EU verein-heitlichtwerden,

Weiterhin stabile Strompreise als Ziel

Wichtiges Ziel der Aktivitäten des Unternehmens im Zuge der Marktliberalisierung sind im Interesse der Wirtschaft und der HaushaltestabileStrompreise. DieOKAhat sie seit fünf Jahren unverändert gehalten, auch wenn Stromzukäufe von der Verbundgesellschaft in diesem Zeitraum drei Mal teurer geworden sind. Lediglich die neue Energiesteuer ist dazugekommen, ist aber vollkommen getrennt vom Strompreiszusehen.

OKA auf Liberalisierung bestens gerüstet Die OKA hat bereits zahlreiche Vorkehrungen getroffeaum den Anforderungen am freien Markt entsprechen zu können. So z. B„ indem sie ihre Kraftwerke laufend auf denneuestenStandderTechnikbringt.Die Wärmekraftwerke Riedersbach und Timel-kam werden auf Steinkohlefeuerung umgestellt. Dadurch wird nicht nur eine Senkung der Erzeugungskosten erzielt, sondernwerden auch höhere Energieeffizienz und noch bessere Umweltbedingungen erreicht.

Forcierte Wasserkraftnutzung

Ein Hauptaugenmerk legt die OKA nach wie vor auf die Nutzung der Wasserkraft. Wasserkraftwerke sind außerordentlich langlebig, volkswirtschaftlich sinnvoll, umweltfreundlich und produzieren sehr preiswert Strom. Die EU empfiehlt ihren Mitgliedsländern ausdrücklich die vorrangige Nutzung erneuerbarerEnergienunddamit der Wasserkraft. Welchen Stellenwert man ihr hier zuordnet, zeigt das Beispiel der RWE (Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerke AG), die mit mehreren See-Kabelverbin-dungen sauberen Wasserkraftstrom aus Norwegen importieren wird, um die ökologische Energiebilanz aufzubessern.

Lambach ist EU-konform

Auch das Kraftwerk Lambach ist als zukunftsorientiertes, EU-konformes Projekt zu beurteilen. Das wurde bei einem kürzlich abgehaltenen Symposion über die Neuordnung der österreichischen E-Wirtschaft von internationalen Experten sehr deutlich bestätigt. Gerade im liberalisierten Strom-_t_ markt Europas wird es künftig neue, wirtschaftliche Wasserkraftwerke geben. Mittelfristig rechnet sich die Wasserkraft auch gegenüber modernen Gaskraftwerken. Sie haben laufende - im Vergleich zur Investitionssumme - hohe Brennstoffkosten und vor allem das Risiko, daß die Gaspreise international jederzeit ansteigen können, Eine internationale Studie der UNIPEDE gibt der Wasserkraft weltweit wichtige Zukunftschancen.

Neue Aufgaben

Darüber hinaus nimmt sich die OKA verstärkt auch neuer Aufgaben an. Etwa durch die Tochterunternehmen WAV (Welser-Abfall-Verwertungs Ges.m.b.H.) und der AVE (Abfall-Verwertungs-Entsor-gungs Ges.m.b.H.) der Entsorgung und Wiederaufbereitung von Müll.Gas, Wasser und das Bereitstellen von Knowhowbeider Planung und dem Bau von Nah- bzw. Fernwärmeversorgungen, vornehmlich auf Biomassebasis, sind weitere Bereiche der Diversifizierung. Interne Neuorganisation Neue Anforderungen und Erwartungshaltungen erfordern neue Strukturen. Deshalb hat die OKA ein internes Neuorganisationsprogramm in Angriff genommen, das bereits zum Großteil realisiert ist und das Unternehmen schlanker, flexibler und damit eurofit macht. Entscheidungswege wurden verkürztundderPersonalstandreduziertjn-dem der natürliche Abgang nicht mehr nachbesetzt wurde. Wesentlich dabei ist der hohe Stellenwert, dem man der Betreuung der Kunden entgegenbringt, Fünf Außenstellen werden zu Service-Drehscheiben, in denen Kundenberater alleinige und kompetente Ansprechpartner für die Kunden bei allen Energiefragen sind. Eineeigensgeschaffene Marketing-Abteilung hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Kun-denorientiertheit des Unternehmens zu intensivieren.

Föderalismus statt Zentralismus

Die ÖKA hat sich also seit Jahren auf die Liberalisierung des Marktes und die Anforderungen derzeit vorbereitet und ist dafür bestensgerüstet.Sieistüberzeugtdaßdie Liberalisierung des Strommarktes eine wichtige Zukunftschance für das Unternehmen im Interesse der Kunden darstellt. Gerade Stromversorgungsgesellschaften wie die OKA finden - wie man am Beispiel Deutschland sieht - als kundennahe Versorgungsunternehmen am liberalisierten Markt durchaus ausgezeichnete

Chancen. Anzeige

Stadt. Bernhard provoziert in seinen Texten durch Überzeichnung und verformt die Landschaft zur Antiidy-lle. Der Schriftsteller war ein guter Beobachter; er saß oft bei den Einheimischen, er mochte sie, betrachtete sie stumm, hörte ihnen zu. Mancher hatte auch Angst, im nächsten Buch vorzukommen ...

Den Vierkanthof hat der Autor in völlig desolatem Zustand erworben, eigentlich als „Ruine, in welcher nicht einmal mehr Türen und Fenster gewesen waren, ein durchlöchertes, schon beinahe zur Gänze abgefaultes Dach über brüchigen, wenn auch riesigen Mauern” (Ja). An den Zustand von einst erinnert heute nichts mehr. Die 17 Zimmer des eindrucksvollen Hauses wrurden stilgerecht in Eigen-regie renoviert. Solange es ihm gesundheitlich noch möglich war, legte Bernhard selbst Hand an und arbeitete an seinem Hof gemeinsam mit Arbeitern aus der Umgebung. Der auch landwirtschaftlich funktionstüchtige Hof in Obernathal gab ihm das Gefühl der Unabhängigkeit, sollte er vom Schreiben einmal nicht mehr leben können.

Der Bernhard-Experte Hans Höller ortet bei dem eigenwilligen Schriftsteller einen „Herkunftskomplex”: die Landnahme als Ersatz für Verlorenes, immer Vermißtes, als Chance auf Beheimatung: „Die Landschaft, in welcher mein Haus steht, [hat] sehr viel Ähnlichkeiten mit der Landschaft, aus der ich komme” (Ja).

Markus Kreuzwieser, Mitarbeiter der Nachlaßgesellschaft, meint, daß der Autor bei der sorgsamen Auswahl der Einrichtungsgegenstände das Bild eines Landadelssitzes vor Augen gehabt haben mußte: Möbel im josefinischen oder napoleonischen Stil, imaginäre Ahnenbilder oder das Bild Josephs II. (der aufgeklärte Habsbur ger war Bernhard besonders wichtig), Gewehre, Sherry- oder Portweinflaschen. Auch Reitstiefel und Reitgerte finden sich im Haus, obwohl Rernhard selbst wohl kaum je auf einem Pferd gesessen ist. Kreuzwieser sieht diese Gegenstände als „Emblemata” (Zeichen), die auch in Bernhards Texten immer wieder auftauchen. Die Einrichtung spiegelt Stilisierungs-wahn, Ästhetik und Ordnungszwang des Schriftstellers wider.

Der Hof wurde nach Bernhards Tod in dem Zustand belassen, in dem er vom Autor zurückgelassen worden ist. Kein Gegenstand wurde verstellt, nichts geändert. Und doch hat man heute den Eindruck, durch ein Museum, über eine stilisierte Bühne zu gehen. Wie Requisiten finden sich etwa auf dem Nachtkästchen Nobelzigaretten, abreißbare Streichhölzer offen daneben hingelegt; auf der Vorhangstange des Schlafzimmers hängt ein Gewehr, ganz nach Manier der einheimischen Rauern, die dieses Requisit auch immer dort aufbewahrt haben. Der Sekretär im Westzimmer mit Rück auf den Obstgarten ist geöffnet, der Löscher aufgestellt, alles ist für die fiktive Erledigung der Korrespondenz vorbereitet. Am Nachtkästchen etwa liegt Lektüre bereit, natürlich Bernhards eigene Werke, in verschiedenen Ausgaben und Übersetzungen. Auf einem Tisch des Autors eine Zeitungsnotiz über den Tod der Mutter und ein Messer daneben ...

Bernhard inszenierte sich selbst; er spielte, wie Kreuzwieser erzählt, seine Rolle als Gutsherr, ging im Ort oft in Tracht, zeigte sich auf seinem Traktor, nahm an Begräbnissen der Ohlsdorfer teil. Das Leben als Theater, in dem alle, die in diese Lebenswelt treten, Mitspieler einer fiktiven Bühne werden und auf diese Weise sein Werk auch heute noch posthum prolongieren.

Der Nachlaßverwalter Peter Fabjan plant für die Zukunft eine sukzessive Öffnung des Anwesens für eine interessierte Öffentlichkeit. Die Einrichtung eines Archivs auf dem Hof würde ein konkretes Arbeiten vor Ort möglich machen, an einem Ort, den der Autor selbst nur bedingt zu nutzen imstande war. Denn er gehörte, wie er in Wittgensteins Neffe sagt, „zu den Menschen, die im Grunde keinen Ort auf der Welt aushalten, und die nur glücklich sind zwischen den Orten, von denen sie weg und auf die sie zufahren.”

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