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Mit Wasser und Atomen

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Der Energieverbrauch Österreichs wächst, wie in allen anderen westeuropäischen Staaten, ständig. Immer schwieriger wird es, die erforderlichen Energielieferanten sicherzustellen. Neben den verschiedenen Ölprodukten ist naturgemäß elektrischer Strom die wichtigste Energiequelle. Seit mehreren Jahren steigt der österreichische Strombedarf jährlich um mehr als sieben Prozent. Österreich verbrauchte im vergangenen Jahr, wenn man von der industriellen Eigenproduktion und dem Bedarf der Bundesbahnen absieht, rund 26 Milliarden Kilowattstunden Strom. 19,5 Milliarden Kilowattstunden, also rund 75 Prozent, wurden in Wasserkraftwerken erzeugt, 6,5 Milliarden Kilowattstunden, das sind etwa 25 Prozent, entstammen der Produktion kalorischer Kraftwerke.

1980 wird der geschätzte Verbrauch bei etwa 43 Milliarden Kilowattstunden liegen, das bedeutet eine Steigerung um rund 65 Prozent. Da eine derartige Verbrauchssteigerung von Wasserkraftwerken allein nicht bewältigt werden kann, wird sich 1980 auch das Verhältnis der Stromlieferanten untereinander geändert haben: Nur noch 64 Prozemt, das sind etwa 27 Milliarden Kilowattstunden, werden von Wasserkraftwerken geliefert werden, während der Anteil der kalorischen Kraftwerke mit etwa 15 Milliarden Kilowattstunden rund 36 Prozent ausmachen wird. Die starke Steigerung des Anteils der kalorischen Kraftwerke wird vor allem durch die Inbetriebnahme des ersten österreichischen Kernkraftwerkes erfolgen, dessen Bau nach monatelangem Zögern im März dieses Jahres endgültig beschlossen wurde („Furche“, Nr. 10/71).

Klagen über Verbund

Nach langen, schwierigen Verhandlungen zwischen der Verbundgesellschaft und den Landesgesellschaften hat man sich damit auch auf ein koordiniertes Ausbauprogramm geeinigt, mit dessen Hilfe man eine sinnvolle Staffelung der Kraftwerksbauten erreichen will. Damals hieß es bei der Gesellschaft, das koordinierte Ausbauprogramm sei nur ein Arbeitspapier, das aber keineswegs verbindlich sei. Inzwischen hat man sich zwar über die Baufolge der einzelnen Kraftwerke geeinigt, doch der damalige Schritt der Verbundgesellschaft hat bei den Landesgesellschaften ein gewisses Unbehagen hinterlassen. Dieses Unbehagen besteht aber auch bei der Verbundgesellschaft, wo man den Sinn des Bestehens von neun Landesgesellschaften neben dem Verbundkonzem mit seinen Sondergesellschaften, wie zum Beispiel den Donaukraftwerken, zwar nicht offiziell bezweifelt, aber hinter den Kulissen mehr als einmal über das österreichische System der Stromversorgung Klage geführt hat Derzeit beziehen die einzelnen Landesgesellschaften zwischen 25 und

35 Prozent ihres Strombedarfes von der Verbundgesellschaft, die Burgenländische Landesgesellschaft sogar 100 Prozent. Die Menge der Stromlieferungen ist in einzelnen Koordinierungsverträgen festgehalten, die zwischen 1976 und 1979 auslaufen und deren vorzeitige Verlängerung die Verbundgesellschaft auf dem Höhepunkt der Krise um das Kernkraftwerk lautstark forderte. Wohl ist inzwischen wieder Ruhe in die Geschäftsbeziehungen zwischen den Landesgesellschaften und dem Konzern eingekehrt, aber noch immer sind einige Fragen, wie zum Beispiel die neuen Strompreise, ungeklärt. Um die erforderliche Strommenge sicherzustellen, die Anfang der acht-

ziger Jahre benötigt werden wird, werden in den nächsten sieben Jahren Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 2835 Megawatt in Betrieb genommen werden. Den Anfang werden heuer die Zemmkraft- werke machen, die 518 Megawatt leisten werden. Das Donaukraftwerk Ottenshelm-Wilherlng soll 1973 mit einer Leistung von 183 Megawatt folgen. Das kalorische Kraftwerk Korneuburg soll 1974 voll ausgebaut sein und dann 470 Megawatt leisten können. Das größte österreichische Kraftwerk soll Mitte 1976 zu arbeiten beginnen: Das Kernkraftwerk in

Zwentendorf, das zu 50 Prozent für die Landesgesellschaften und zu 50 Prozent für die Verbundgesellschaft arbeiten soll, wird mit einer Leistung von 704 Megawatt der Gigant unter Österreichs Kraftwerken sein. Mit einer Leistung von 330 Megawatt soll im Jahr darauf das größte Donaukraftwerk, das Kraftwerk Altenwörth, in Betrieb gehen. Um die Superlative zu vervollständigen, soll schließlich 1978 das größte Speicherwerk Österreichs, das Speicherwerk Malta, mit einer Leistung von 630 Megawatt fertiggestellt werden.

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