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Stromreserven der Tauernkraftwerke AG

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Als im Jahr 1884 ein Kraftwerk in Steyr erstmals elektrischen Strom aus Wasserkraft erzeugte, ließ sich die enorme Bedeutung dieses Rohstoffes für die künftige Energieversorgung Österreichs wohl kaum ermessen. Heute werden aus Wasserkraft je nach Berechnungsart etwa 30% bzw. rund die Hälfte der im Inland aufgebrachten Energie gewonnen. (Der höhere Wert ergibt sich bei Berücksichtigung der dadurch ersparten Brennstoffkosten). Wasserkraft wurde somit zur bedeutendsten Energiequelle Österreichs. Ihr im Inland technisch und wirtschaftlich ausbaufähiges Vorkommen beträgt 45,6 Milliarden Kilowattstunden und wird derzeit zu etwa 60% genutzt. Daraus werden rund zwei Drittel der österreichischen Stromerzeugung gedeckt. Diese Aufbringung gewährleistet eine sichere Versorgung mit elektrischer Energie, da Wasser krisenunabhängig im Inland zur Verfügung steht. Der Einsatz des außerdem noch kostenlosen Rohstoffes in der Stromerzeugung erspart der heimischen Wirtschaft alljährlich Devisenabgänge in Milliardenhöhe. Darüber hinaus trägt der Export von teurem Spitzenstrom zur Stüt-

zung der österreichischen Außenhandelsbilanz bei. Die ausgeführte Energie stammt zumeist aus alpinen Speicherkraftwerken. Diese Anlagen verfügen über eine hohe Leistung und vermögen den Inhalt ihrer Stauseen jederzeit zur raschen Deckung der Strombedarfs-Spitzen abzuarbeiten. Im Tausch dafür bezieht Österreich ein Mehrfaches an Grundlastenergie aus dem europäischen Verbundnetz, mit der Turbinenpumpen in den Speicherkraftwerken Wasser erneut in die Stauseen fördern. Neben dieser besonders wirtschaftlichen Arbeitsweise zeichnen sich Speicherkraftwerke, wie sie alle Anlagen der Tauernkraftwerke AG darstellen, durch Umweltfreundlichkeit und lange Lebensdauer aus.

Als Sondergesellschaft im Verbundkonzern wurde die Tauernkraftwerke AG 1947 aufgrund des Zweiten Verstaatlichungsgesetzes in Salzburg gegründet. Ihre Hauptaufgabe bestand vorerst darin, das 1938 von der Alpen-Elektrowerke

AG in Angriff genommene Kraftwerk Kaprun-Hauptstufe fertigzustellen und die geplante Werksgruppe, bestehend aus den Stauseen Wasserfall- und Mooserboden, dem Speicher Margaritze samt Möllüberleitung sowie den Kraftwerken Haupt- und Oberstufe, rasch zu verwirklichen. Die Arbeiten dauerten bis zum Jahr 1957. Daneben erfolgte 1954 der Baubeginn für das an der Salzach gelegene Kraftwerk Schwarzach, welches 1959 vollendet wurde. Im Jahr 1963 beschloß die Gesellschaft den Ausbau dös 1953 von der TTWAG übernommenen Gerloskraftwerkes um die 1967 fertiggestellte Oberstufe Funsingau mit vorgelagertem Speicher Durlaßboden.

Inzwischen war 1965 mit der Errichtung der Werksgruppe Zemm begonnen worden. Diese leistungsstärkste, 1971 vollendete Anlage der Tauernkraftwerke AG, besteht aus den Kraftwerken Mayrhofen und Roßhag (Oberstufe), dem Wochenspeicher Stillupp und dem Stausee Schlegeis. Im Jahr 1977 wurde die 1974 in Angriff genommene 1. Ausbaustufe des Projektes Zillerkraft-werk fertiggestellt und der Werksgruppe Zemm angeschlossen. Der-

zeit sind Aufschließungsarbeiten für die wasserrechtlich bereits genehmigte 2. Ausbaustufe des Projektes, dessen Verwirklichung zeitlich noch nicht feststeht im Gang.

Die Kraftwerke der Gesellschaft in den Bundesländern Salzburg und Tirol verfügen nunmehr über eine Turbinen-Leistung von 1.140 MW zuzüglich 370 MW der Speicherpumpen und erzeugen im Jahresdurchschnitt aus natürlichem Zufluß 2.356 Millionen Kilowattstunden (GWh), zu denen aus Pumpspeicherung weitere 350 GWh gewonnen werden können.

Wenngleich die Anlage von Stauseen Landschaften zumeist verändert, zeigen die großen Speicher der Tauernkraftwerke AG aber deutlich, daß die teilweise Umwidmung von Bergtälern ihrem Erscheinungsbild nicht geschadet, sondern vielfach die Schaffung wertvoller Erholungsgebiete und Entwicklung von Fremdenverkehrszentren vorbereitet hat.

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