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Drei Zwentendorfs liegen in der Luft
„Wer Wind sät, wird Sturm ernten” lautet ein Sprichwort. Wer Wind aber richtig handzuhaben weiß, kann auch etwas sehr Brauchbares ernten: Wihdener-gie in großen Mengen.
„Wer Wind sät, wird Sturm ernten” lautet ein Sprichwort. Wer Wind aber richtig handzuhaben weiß, kann auch etwas sehr Brauchbares ernten: Wihdener-gie in großen Mengen.
Vor allem Skepsis und Uninfor-miertheit sind der Grund, daß in Österreich erst zwei Windkraftwerke in Betrieb sind, während etwa in England, Holland oder Amerika Windräder entscheidend zur Stromversorgung beitragen.
Das erste österreichische Windkraftwerk besteht seit 1979 in Seibersdorf (Nö.). Auftraggeber zu diesem Projekt war das Wissenschaftsministerium. Die 22-Kilo-watt (KW)-Anlage dient als Meß-und Versuchsstation für den öffentlichen Netzbetrieb.
Das zweite Windkraftwerk Österreichs versorgt seit etwa einem Jahr die Alpenvereinshütte Adamek im Gemeindegebiet Gösau mit Energie. In 2200 Meter Seehöhe, am Fuße des Dachsteingletschers gelegen, liefert die 30-KW-Anlage den gesamten Strom für Heizung, Beleuchtung und Küche. Das bisher verwendete Dieselöl — das in dieser Höhe an die 25 Schilling pro Liter kostet -kann dadurch fast zur Gänze gespart werden.
Die Stromversorgung ist auch bei Windstille oder Sturm (bei beidem muß die Maschine passen) gesichert: ein Batteriesatz speichert die erzeugte Energie und liefert Stromvorrat für drei Tage. Der Standort der Anlage zählt allerdings zu den windreichsten Gegenden unseres Landes.
Nur in wenigen Zonen Österreichs ist die für ein Windkraftwerk erforderliche mittlere Windgeschwindigkeit von mindestens drei bis fünf Meter pro Sekunde gegeben. Zu den für Windkraftanlagen geeigneten Gebieten zählen da lediglich das Alpenvorland, das Marchfeld, das nördliche Burgenland, Teile des Wiener Beckens und einige Ost-West-Täler, Alm- und Gebirgsregionen sowie Kuppenlagen im Waldviertel.
Laut einer theoretischen Berechnung des Zivilingenieurs für technische Physik in Wien, Walter Pokorny, könnte sich Österreich aber drei Atomkraftwerke von der Leistung Zwentendorfs ersparen, wenn es die vorhandene Windenergie nutzt.
Ein drittes Windkraftwerk ist in Leobersdorf in Niederösterreich im Bau.
Ob sich Windenergie auch für Einfamilienhäuser lohnen würde? Der Projektleiter des Seibers-. dorfer Kraftwerkes, Univ.-Prof. Helmut Detter (Technische Universität Wien), meint dazu: „Wenn das Objekt eine gute Wärmedämmung besitzt, richtig isoliert ist und an einem günstigem Standort liegt, so kann eine Kleinwindanlage mit ein bis fünf KW als Energiequelle für Zusatzheizung, Warmwasser und Batteriebetrieb verwendet werden.” Die Kosten dieser Anlage belaufen sich auf etwa 40.000 bis 100.000 Schilling. Für Landwirte und Kleinindustrie ist erst im Windenergiesystem von 20 bis 50 KW (600.000,- bis 900.000,- Schilling) interessant.
Einen wichtigen Beitrag zu den bisherigen Windkraftwerken hat die VÖE ST-Alpine-AG geleistet. Sie erzeugt die wichtigsten Teile (Rotoren, Generatoren, Kupplung) des Windrades und arbeitet bereits auf Serienreife dieser Anlagen hin.
Trotzdem, und trotz der finanziellen Unterstützung von Verbundgesellschaft und vor allem des Wissenschaftsministeriums, geschieht nach Ansicht Detters in Österreich noch immer viel zu wenig auf dem Gebiet der Alternativenergieversorgung.
Um zumindest der allgemeinen Uninformiertheit entgegenzuwirken, erscheint noch diesen Sommer eine Broschüre über Windenergie, die der Wissenschaftler im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung geschrieben hat.
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