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Energiewirtschaft in Niederösterreich

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Was bedeutet elektrische Energie im täglichen Leben des Menschen? Durch die Elektrizität ist die Weite nah, die Nacht hell und der Arm des Menschen stark geworden. Vielen Menschen in Niederösterreich konnten diese Errungenschaften der Technik erstmalig durch die großzügige und einheitliche Energiewirtschaft, die sich die Landesgesellschaft für Energieversorgung (NEWAG) zum Ziele gesetzt hat, erschlossen werden.

In knappen drei Jahrzehnten ist es der NEWAG gelungen, sich zu der größten, österreichischen Landeselektrizitätsgesellschaft zu entwickeln, die das ausgedehnteste Versorgungsgebiet, das sowohl ganz Niederösterreich als auch das nördliche Burgenland umfaßt, zu betreuen hat.

Die niederösterreichische Landschaft umfaßt sowohl ein weit ausgedehntes Flachland als auch Hochland und Gebirge. Dieser landschaftliche Charakter und mit ihm die ökonomischen Gegebenheiten stellten schon bei der Gründung im Jahre 1922 an die NEWAG grundlegende, wirtschaftsnotwendige Aufgaben: die bestehenden Anlagen in ein einheitliches Verteilnetz zusam- menzufassen, das ganze Land zu elektrifizieren und auch die entferntesten Gebiete durch starke Überlandleitungen zu verbinden und an die Nachbarländer anzuschließen sowie die eigenen Wasserkräfte möglichst auszunützen Seit ihrem Gründungstage ist die NEWAG bemüht, diesen Aufgaben im Dienste der heimischen Wirtschaft gerecht zu werden.

So wie früher der Seifenverbraudi ein-Maß für die äußere Kultur des Menschen darstellte, ist heute der Elektrizitätskonsum zum Gradmesser des Lebensstandardes geworden. Ohne Elektrizität ist heute keine wirtschaftliche Produktion, keine agrarische Leistungsfähigkeit denkbar, aber auch keine Behaglichkeit im Büro und zu Hause. Besonders seit dem Kriegsende ist der Stromkonsum sprunghaft angestiegen und ergab im Jahre 1951 für Niederösterreich einen Jahresbedarf von rund 400 Millionen kWh, das ist eine Steigerung von 128% im Vergleich zu 1945, mit Belastungsspitzen von über 90.0000 kW. Dieser große Verbrauchsanstieg wird erklärlich, wenn man bedenkt, daß die NEWAG seit Mai 1945 weite Gebiete, besonders die Streusiedlungen im Wald- vieftel und in der Buckligen Welt, neu elektrifiziert hat. Mehr als 600 Landgemeinden und Streusiedlungen, sowie über 600 Industrie- und Gewerbeanlagen mit einer Gesamtleistung von 65.000 kW wurden neu angeschlossen. Damit wurde die Grundlage für die Produktionssteigerung des Gewerbes, der Industrie und der Landwirtschaft Niederösterreichs geschaffen. Die

Newag versorgt heute rund 360.000 Abnehmer mit elektrischem Strom. Zur Erhöhung der Eigenerzeugung und namentlich zur Abdeckung des Spitzenstromes zu den größten Belastungszeiten und im Winter, wurde der Ausbau von drei Speicherwerken am Ober- und Mittellauf des Kamp in Angriff genommen, deren erste Stufe in Thurnberg-Wegscheid am 9. Juli im Beisein von Bundeskanzler Ing. Dr. Figl in Betrieb genommen werden konnte. Der Bau der zweiten Werkstufe in Dobra-

Krumau ist bereits weit fortgeschritten und wird nächstes Jahr zum Abschluß kommen. Das größte Werk wird in Ottenstein errichtet, wo bereits mit den Aufschließungsarbeiten begonnen wurde. Das jährliche Arbeitsvermögen aller drei Werke wird 102 Millionen kWh (davon 56% während des Winterhalbjahres) betragen.

Die beiden Hauptwerke in Dobra-Krumau und Ottenstein sind deshalb von besonders großer Bedeutung, nicht nur für die NEWAG, sondern auch für die gesamte Verbundwirtschaft, weil sie ausschließlich zur Erzeugung des besonders wertvollen und teuren Spitzenstromes dienen.

Darüber hinaus trägt das Land Niederösterreich, in Erkenntnis der Bedeutung der weißen Kohle für die gesamte Wirtschaft Österreichs, als Mitaktionär zum Ausbau der Tauern-, Enns-, Drau- und Donaukraftwerke bei. Im Dienste der Gemeinschaft bekennt sich somit die NEWAG als landeseigene Gesellschaft zur Einheit und Zusammenarbeit in der Gesamtenergiewirtschaft, durch die allein eine wirtschaftliche Förderung möglich wird, über die Grenzen Österreichs hinaus haben sich auch die aufbauwilligen Länder Europas zu 5 diesem Leitgedanken bekannt und spricht man heute von einer Verbundschiene, so wird man dann vielleicht von der Kontinentalschiene sprechen können. In Niederösterreich jedenfalls hat sich der Gedanke der Einheit und Wirtschaftlichkeit in der Energiewirtschaft bewährt, denn die vollbrachten Leistungen wären kleinen, selbständigen Werken nie möglich gewesen. Nur durch den Einsatz der gesamten Kraft eines einheitlichen Unternehmens kann die Elektrifizierung von ganz Niederösterreich und des nördlichen Burgenlandes, sowie der Ausbau der heimischen Wasserkräfte in so großem Maße durchgeführt werden. Als die NEWAG daher durch das zweite Verstaatlichungsgesetz zur Landesgesellschaft erklärt und damit Eigentum des Landes wurde, hat sie nicht nur Rechte, sondern in bedeutend größerem Umfange Pflichten auf sich genommen: Trägerin einer umfassenden und alle zufriedenstellenden Energieversorgung in Niederösterreich und Burgenland-Nord zu sein, und zwar unter bedeutend ungünstigeren wirtschaftlichen Voraussetzungen als in allen anderen Bundesländern. Bei objektiver Beurteilung der vollbrachten Leistungen muß festgestellt werden, daß die NEWAG diesen ihren Aufgaben vollkommen gerecht wurde. Sie wird auch weiterhin alle Kräfte zur wirtschaftlichen Stärkung Niederösterreichs und darüber hinaus ganz Österreichs einsetzen.

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