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IN NIEDERÖSTERREICH: Alle laueu mit

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Es ist mit ein Charakteristikum unserer Zeit, daß einerseits der Staat einen bedeutenden Teil nicht nur unseres Einkommens, sondern auch unserer privaten Atmosphäre für sich zu beanspruchen versucht und demgegenüber anderseits das Bestreben immer größer wird, Selbständigkeit und eigene Entwicklung in den persönlichen Bereichen zu bewahren. Das eine wie das andere wirkt sich für die Allgemeinheit, und dazu gehören schließlich wir alle, nicht günstig aus, und darum soll hier einmal der Versuch unternommen werden, die Entwicklung in einem Bundesland in dieser Hinsicht zu betrachten, ln Niederösterreich scheint jene ideale Synthese gefunden worden zu sein, die öffentliche Verwaltung und private Initiative in fruchtbringender Arbeit vereint.

Vielleicht waren es die größeren Schwierigkeiten, mit denen Niederösterreich nach dem Kriege fertig werden mußte, die die Landesverwaltung neue Wege suchen und auch finden ließ.

Mit nur geringen ausländischen Mitteln konnten die Kriegsschäden behoben und darüber hinaus auch noch neue Werke errichtet werden Niederösterreich hat in einer Länge von Wien bis Neapel neue Straßen gebaut, in einer Länge von Wien bis Linz wurden Flüsse reguliert, und eine neue Stadt in der Größe von St. Pölten oder Wiener Neustadt konnte mit Hilfe der Wohnbauförderung des Landes errichtet werden.

Aber Landeshauptmann Steinböck und seine Mitarbeiter, Landeshauptmannstellvertreter Ing. Kargl und die Landesräte Müllner und Waltner, sind sich darüber klargeworden, daß die Leistungen der Landesverwaltung allein nicht ausreichen können, um dem ganzen Lande, der gesamten Bevölkerung Arbeit und Brot, einen gesichelten Wohlstand zu bringen. Jedes kleine Zahnrad im großen Räderwerk muß in Bewegung gehalten werden, das ist das große Geheimnis des Aufbaues, der uns gerade in Niederösterreich, dem am schwersten getroffenen Bundesland, so greifbar entgegentritt, bedenkt man, daß allein 75 Prozent aller Kriegsschäden an Industrien in Niederösterreich zu verzeichnen waren, bedenkt man die geringen Hilfsmittel, die Niederösterreich ob seiner politischen Lage zur Verfügung gestellt wurden.

Die Landesverwaltung hat sich nicht damit begnügt, selbst Arbeiten zu vergeben und durchzu führen, sie war vielmehr bestrebt, jedem einzelnen die Möglichkeit zu geben, in seinem Arbeitsbereich zu wirken und Neues zu schaffen.

10.000 neue Eigenheime

Jeder einzelne sollte zu einem „Unternehmer“ werden, dessen eigene Initiative ihm selbst, aber auch der Allgemeinheit nützt. Wie viele kleine Beamte, Arbeiter ja sogar Rentner sind zu solchen „Unternehmern“ geworden durch die von Landesrat Müllner geführte Wohnbauförderung des Landes. Sie haben selbst mit Hilfe des Landes ihre Wohnung, ihr eigenes Haus bauen können’, sie haben selbst Arbeitsplätze geschaffen durch ihre eigene Mitarbeit, durch ihre eigene Initiative. Damit wurde nicht nur dem einzelnen, sondern auch der Allgemeinheit geholfen. Die Mittel, die die Landesverwaltung für den Wohnbau zur Verfügung gestellt hat, erzielten die vier- bis fünffache Wirkung dadurch, daß sie als Förderungsbeiträge vergeben wurden. Rund eine Milliarde Schilling sind dadurch in Umlauf gekommen, 10.000 Wohnungen konnten damit errichtet werden, aber nicht Mietwohnungen, sondern Eigenheime.

Eine ähnliche Förderungsaktion hat das Land Niederösterreich für die

Erhaltung des Althäuserbestandes und des klein- und mittelbäuerlichen Wohnraumes ins Leben gerufen. Auch hier gibt das Land durch seine Unterstützung die Initialzündung, die in ihrer Fortführung durch die Privatinitiative eine ungeahnte Belebung nicht nur des Baugewerbes, sondern aller damit in Zusammenhang stehenden Wirtschaftszweige hervorgerufen hat.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die weitere Förderung der Wirtschaft erblickt die Landesverwaltung in der

Erschließung billigster Energiequellen

Schon die Kampkraftwerke werden die Stromversorgung in Niederösterreich bedeutend erleichtern. Das größte der drei Werke in Ottenstein, das fast ebensoviel Wasser aufstauen kann wie Kaprun, Wird voraussichtlich im Jahre 1956 fertiggestellt werden. Niederösterreich hat diese’ Werke ohne öffentliche oder ausländische Mittel gebaut, und darin liegt nicht zuletzt die grundlegende Bedeutung dieser Leistung. Es verläßt sich die staatliche Bautätigkeit leider nur allzusehr auf Steuergelder und ausländische Unterstützung, damit zu bauen, ist nichts Außerordentliches, ja es wird vielleicht sogar im Gegenteil eine ungesunde Großzügigkeit auf Kosten anderer gefördert.

Vielleicht haben auch die besonders großen Schwierigkeiten dazu beigetragen, daß Niederösterreich seine gesamte Verwaltung nach den strengen Grundsätzen jedes reellen Kaufmannes gerichtet hat. Die Ausgaben wurden gemäß den Einnahmen angesetzt, Sparsamkeit in der Verwaltung, aber größtmögliche Unterstützung jedes produktiven Unternehmens, vor allem auch der Privatinitiative, haben Niederösterreich auf einem neuen Weg zu vollem Erfolg geführt.

Die von Landesrat Müllner als geschäftsführendem Präsidenten der NEWAG und Gen.-Dir. Dr. Skacel großangelegte Konsumfinanzierung für Elektrogeräte durch die Elektrogeräte-Mietaktion der NEWAG wird dazu beitragen, den Lebensstandard zu erhöhen, sowohl durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze als auch durch die steigende Verwendung von elektrischem Strom in Haushalt und Landwirtschaft.

Elektrische Energie wird immer mehr der Gradmesser für unseren Lebensstandard.

Wenn Niederösterreich deshalb mit dem Plan für ein landeseigenes Donaukraftwerk an die Oeffent- lichkeit getreten ist, so ist dieser Entschluß durch die im Lande angebahnte Entwicklung begründet.

Bekenntnis zur christlich-abendländischen Kultur

Die Bevölkerung Niederösterreichs hat bei der erst wenige Wochen zurückliegenden Landtagswahl der bisherigen Führung des Landes erneut ihr volles Vertrauen ausgesprochen und damit die Voraussetzung für den weiteren Aufbau und die initiative Neugestaltung Niederösterreichs gegeben. Mögen die beiden Maßnahmen, die die Landesregierung in ihrer ersten Sitzung in der neuen Gesetzgebungsperiode eingeleitet hat, als Symbole für die kommende Arbeit in den nächsten fünf Jahren gelten, es sind dies die Leopoldi-Widmung zum Angedenken an den Schutzpatron Niederösterreichs und die Landessammlung für die Erhaltung der Mariendenkmäler, beide Ausdruck des Willens zu sozialen und kulturellen Leistungen im Sinne christlich-abendländischer Kulturanschauung und Ueberzeugung.

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