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Expo 1995 belebt die Ostregion

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Die Niederösterreichische Landesregierung hat bereits mit Beschluß vom 21. Februar 1989 ein “Grobkonzept für die Planung niederösterreichischer Initiativen aus Anlaß der Weltausstellung 1995 in Wien—Budapest“ als Richtlinie für die weitere Plammg beschlossen. Mit der Vorstellung dieses Konzeptes - wohl eine der frühesten Planungen in Österreich - hat die Niederösterreichische Landesregierung signa lisiert, dal: sie für den Zuschlag für die Durchführung der Expo 1995 an Österreich-Ungarn beziehungsweise Wien-Budapest durch das Bureau International des Expositions in Paris (BIE) gerüstet ist.

Gilt für Österreich, daß die Expo neben der EG-Annäherung zur zweiten großen Herausforderung in den letzten Jahren dieses Jahrtausends werden wird, so ergeben sich für Niederösterreich mehrere spezielle Erwartungen:

Das Land befindet sich derzeit in seiner größten Innovationswelle seit

1945. Die Errichtung der Landeshauptstadt und parallel die Entwicklung aller Regionen des Landes, die Dezentralisierung der Verwaltung ideell und örtlich näher zum Bürger hin, die Deregulierung der Landesgesetzgebung als Akt der Befreiung des Bürgers und der Bürokratie von überflüssig empfunde nen Gesetzen, der nicht zu übersehende Aufschwung der Wirtschaft und speziell der Fremdenverkehrswirtschaft, und nicht zuletzt die Aufbruchsituation im kulturellen imd wissenschaftlichen Bereich (NÖ Landesakademie in Krems), sind Meilensteine eines weite Teile des Landes umfassenden Innovations-

schubes.

Für Niederösterreich ist die Expo der zusätzliche Motor, welcher der bereits im Gang befindlichen Erneuerungswelle einen weiteren internationalen Schwung verleihen kann. Schon von der geopolitischen Lage her wird Niederösterreich nach Wien das von der Expo am meisten betroffene österreichische Bundesland sein.

Daraus ergeben sich besondere Chancen: Schon bisher war das Land mit Erfolg bemüht , innerhalb des von der Bundesverfassung gezogenen Rahmens eine regionale Nachbarschaftspolitik speziell im Donauländerbereich als Politik der kleinen Schritte zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen zu gestalten. Partnerschaftsverträge mit der Region Südmähren, dem ungarischen Komitat Zala und der Wojwod- schaft Skiemievice in Polen sind Beispiele hierfür. Der Expo-Slogan “Brücken in die Zukunft“ initiiert die Erwartung, einem möglichst ungehinderten Austausch von Ideen und Menschen über die Grenzen hinweg in viel weiterem Umfang näher zu kommen, als dies bisher der Fall war. Wenn wir uns nur einen Grenzverkehr über die CSSR-Grenzen hinweg nach dem ungarischen Beispiel vorstellen, würden sich dadurch einige Probleme des Wald- und Weinviertels schlagartig verringern. Nach dem Willen der niederösterreichischen Regierung wird den Partnerländern jedenfalls die Möglichkeit geboten werden, ihre Regionen im Niederösterreich-Pavillon auf dem Weltausstellungsgelände in Wien zu präsentieren. Umgekehrt hat die Regierung den Wunsch zum Ausdruck gebracht, Niederösterreich und seine Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur nicht nur in Wien, sondern auch in Budapest vorzustellen. Niederösterreich sollge- zeigt werden als Grenzland zwischen West und Ost, als Donauland, dessen traditionelle geschichtliche Wurzeln mit den Nachbarländern verbunden sind, als Teil von Mitteleuropa, dessen Bedeutung gerade in diesen Tagen mehr und mehr entdeckt wird.

Niederösterreich erwartet sich von der Expo aber auch eine Belebung der österreichischen Ostregion durch den raschen Ausbau der notwendigen Infrastruktur durch den Bund. Eine ganze Reihe von Wünschen harren der Verwirklichung, von denen der Ausbau der Westbahn als Hochleistungsbahn, die Fertigstellung der Ostautobahn, eine tragfähige Schnellbahnverbindung vom Flughafen Schwechat nach Wien nur als Beispiele genannt seien.

Daß Niederösterreich maßgeblich am internationalen Touristenstrom teilhaben will, ist eine wohl selbstverständliche Vorstellung. Nachdem Gutachten des Wirtschaftsforschungsinstitutes kann mit 24 Millionen Nächtigungen und 17 Millionen Besuchen in Wien gerechnet werden. Die Niederösterreichische Landesregierung plant daher eine ganze Reihe von RahmenVeranstaltungen, durch die das Interesse des internationalen Publikums an Niederösterreich verstärkt werden soll. Nach den Möglichkeiten einer zugkräftigen Bewerbung und leichten Erreichbarkeit sind hiefür vorzugsweise der Raum östlich von Wien, südlich und nördlich der Donau (Carnuntum, Marchfeldschlösser) und der Raum St. Pölten - Krems - Schallaburg in Aussicht genommen.

Aber auch das Wald- und Industrieviertel sollen nicht vernachlässigt werden. Qualitative Verbesserungen im Bereiche der Gastrono- mie/Hotellerie und damit verbunden des Service (Fremdsprachen) werden zusätzliche Anreize für Besucherströme nach Niederösterreich sein. Bei allen Planungen wird sich die traditionelle Zusammenarbeit zwischen Land und Handelskammer als Repräsentantin der Wirtschaft ebenfalls als tragfähige “Brücke in die Zukunft“ erweisen.

Daß ein aktives Engagement Niederösterreichs an der Weltausstellungais Landum Wienaüs der Sicht des Bundes und der Bundeshauptstadt selbst von größter Bedeutung ist, bedarf wohl keiner weiteren Begründung. Es ist daher verständlich, daß die Niederösterreichische Landesregierung den Abschluß eines Staatsvertrages mit dem Bund anstrebt, wonach die niederösterreichischen Weltausstellungs-Aktivitäten im selben Ausmaß gefördert werden sollen, wie dies seitens des Bundes gegenüber Wien der Fall ist.

Wie sehr die Landesregierung andererseits darauf bedacht ist, die Weltausstellung wohl als Motor für die bereits erkennbaren Entwicklungstendenzen des Landes zu nützen, einen Bruch mit der Kontinuität aber zu vermeiden, zeigt die Forderung, daß alle Entscheidungen über Weltausstellungsinvestitionen einer genauen Prüfung ihrer Übereinstimmung mit den bisherigen ordnungspolitischen Zielsetzungen beziehungsweise mit der Raumordnung standhalten müssen.

Der Autor ist Landesamtsdirektor-Stellvertreter in der NÖ Landesregierung. Er koordiniert die niederösterreichischen Aktivitäten für die ge- plante Weltausstellung.

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