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Zwischen Bergen, Strom und Wald

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Niederösterreich, das Berg-, Strom- und Waldland um Wien ist ein Erholungs- und Reiseland für die verschiedenartigsten Wünsche und Ansprüche. In seinen Landschaftsformen bietet es reiche Abwechslung mit seinen Hochgebirgs- gipfeln, lieblichen Tälern, einsamen Wäldern, weiten Ebenen und sonnigen Weinbergen. Der anspruchsvolle Gast findet in exquisiten Hotels modernen Komfort. Die gutgeführten Gasthöfe und Pensionen in den reizvollen Gebieten des Landes und die einladenden Schutzhäuser in der Einsamkeit der Berge bieten den Erholungs- suchertden abseits der großen Verkehrsstraßen willkommene Entspannung und Ruhe. Die Heilbäder und Luftkurorte Niederösterreichs mit ihren ärztlich anerkannten und erprobten Heilwerten bieten für Kranke und Rekonvaleszente Gelegenheit zur Erziehung vorzüglicher Heilerfolge und zur Genesung. In den niederösterreichischen Luftkurorten wirken die reine, klare Luft und das günstige Klima wohltuend auf Körper und Gemüt von Kranken und Gesunden.

In allen Teilen des Landes erwarten wohlgepflegte und schöne Sommerbäder den Gast. Liegewiesen und Pritschen erlauben einen bequemen Aufenthalt, Spielwiesen und Turngeräte laden zu sportlicher Betätigung ein, das kühle Wasser im Bassin oder Fluß, im See oder Donaustrom erfrischt und erquickt.

Die Lebensader des Landes, Reise- und Verkehrsweg seit urdenklichen Zeiten, ist der sagenumwobene Donaustrom, als dessen romantischester Teil das Durchbruchstal zwischen den Ausläufern der Alpen und dem böhmischen Granitplateau gilt. Bei einer Schiffahrt durch die Wachau wird vielen Reisenden und Ausflüglern Gelegenheit gegeben, die Schönheiten des Donautales in Ruhe und Beschaulichkeit zu genießen. Burgen, Ruinen, herrliche Stifte und andere Bauwerke verschiedener Zeitepochen, trauliche Orte, blühende Gärten und fruchtschwere Weinberge grüßen von den Ufern des Stromes und laden freundlich zum Besuche ein. Die landschaftlichen Schönheiten und historischen Kunstdenkmäler haben diese Reiseroute zu einer der schönsten Europas werden lassen.

Immer ist es die Wachau, auf die sich der Nieösterreicher gerne beruft, wenn es gilt, seinem Land Lob zu sprechen. Und doch ist all das Kunstgut und alle Naturschönheit in diesem zauberischen Talstück nur ein Teil eines weit größeren, über das ganze Land hin verstreuten Reichtums. Die zahlreichen Burgen des Kamp- und Thayatales, die dunklen, sagenumwobenen Wälder des oberen Waldviertels, das Ybbstal mit seiner herrlichen Gebirgswelt, das alles überragende, stolze Felsenhaupt des Ötschers, der anmutige Lunzersee und die grandiose Felsenschlucht der Erlauf, das schöne Traisental, die Landschaften des Semmering-, Rax-, Schneeberg- und Wechselgebietes und alle anderen Täler des südlichen Niederösterreich bieten für Wanderer und Touristen, für Ausflügler und Urlauber besondere Erlebnisse und schöne Urlaubstage.

Ihi Sommer das ideale Land der Sommerfrischen bietet Niederösterreich auch im Winter Möglichkeiten jeder Art für Sport und ruhige

Erholung. Eine große Anzahl von Gebirgsorten und Schutzhütten dienen als willkommene Stützpunkte zur Ausübung des weißen Sports, der alljährlich Zehntausende in der nieder- österreichischen Winterlandschaft im Banne hält. Die Seilbahn auf die Rax, die Zahnradbahn auf den Schneeberg, viele Sessellifte und Schlepplifte ersparen Stunden eines mühevollen Aufstieges und bringen Sportler und Erholungssuchende in luftige, sonnige Höhen, zu Aussichtspunkten und schönen, abwechslungsreichen Skiabfahrten. Zwei neue Sesselliftanlagen — eine von Lackenhof auf den Ötscher und eine von Lilienfeld auf den Muckenkogel — befinden sich im Bau; vor kurzem wurde auch mit dem Bau der Straße auf das Hochkar begonnen, das mit dem Dürrenstein in immer größerem Umfang touristisches Sommer- und Winterziel wird. Bekannt durch den Schneereichtum und die lange Dauer der Schneelage ist dieses Gebiet im südwestlichen Niederösterreich für passionierte Skifahrer bis spät ins Frühjahr geradezu ein Dorado.

Lobend erwähnt sei aber auch die Gastfreundschaft und Zuvorkommenheit des Niederösterreichers. Geselligkeit und Fröhlichkeit sind hier überall zu Hause; die herrlichen Weine der Wachau, des Weinviertels und der Thermenlinie — begehrt und beliebt wegen ihres „Buketts” und ihrer leichten Verträglichkeit — stimmen heiter und froh, lassen Mühsal und Alltag vergessen — man „beißt” und genießt sie.

Ende Oktober des vergangenen Jahres fanden in Niederösterreich erstmals „Wildwochen” statt. Diese Aktion des kulinarischen Ringes um Wien wird Niederösterreich weiterhin fortgesetzt, um auf die Spezialität des Landes oder einzelner Gebiete aufmerksam zu machen. Es soll damit die Leistungsfähigkeit der gastronomischen Qualitätsbetriebe gezeigt werden.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß dem Fremdenverkehr, abgesehen von seiner kulturellen und völkerverbindenden Bedeutung, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht größte Wichtigkeit zukommt. Für viele Staaten, darunter auch Österreich hat der Fremdenverkehr als Wirtschaftsfaktor in immer größerem Maße an Bedeutung gewonnen. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß die Fremdenverkehrswirtschaft ein Hauptpfeiler des österreichischen Wirtschaftsleben ist.

Das allgemeine Interesse der Menschen von heute — die Lust am Reisen, Sehen, Erleben — spiegelt sich auch in Niederösterreich deutlich in den statistischen Zahlen wider: Niederösterreich erscheint in der Statistik mit 4,948.472 Gesamtnächtigungen, davon 543.578 Ausländernächtigungen.

Wenn man bedenkt, daß die Gesamtnächtigungen von 1948 mit rund 2 Millionen, von 1960 mit 4,678.000, im Jahre 1962 auf 4,948.000 gestiegen sind, dann zeigen diese Ziffern die stete Aufwärtsentwicklung des Fremdenverkehrs in unserem Bundesland.

Trotz dieser Erfolge nimmt Niederösterreich leider noch nicht jenen Platz in der Fremdenverkehrswirtschaft ein, welcher der Bedeutung des Landes als Reiseland und größtes österreichisches Bundesland zukommt. Die Gründe hierfür sind jedoch bekannt. Wenn man die Zerstörungen während des Krieges, die zehnjährige Besetzung des Landes und vor allem das Fehlen vieler tausender Privatbetten gegenüber dem Jahre 1937 und etliche andere Momente berücksichtigt, ist dafür eine einleuchtende Erklärung gegeben.

Auch der heurige Sommer beweist wieder, daß die Kapazität der Betriebe ausgefüllt ist. Eine stärkere Belebung des Fremdenverkehrs in den Monaten der Vor- und Nachsaison wäre jedoch aus Gründen einer rentablen Geschäftsführung dringend zu wünschen, ln dieser Hinsicht werden von allen zuständigen Stellen laufend Bemühungen unternommen.

Es ist klar, daß ein Phänomen von so großem Interesse und wirtschaftlicher Bedeutung, wie es der Fremdenverkehr ist, auch die Förderung öffentlicher Einrichtungen finden muß. Dadurch, daß der Fremdenverkehrswirtschaft Niederösterreichs durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre schwerster Schaden zugefügt wurde, war es die vordringlichste Aufgabe, den Fremdenverkehrsbetrieben bei ihrer Wiederinstandsetzung und Anpassung an die modernen Erfordernisse zu helfen. Seitens der niederösterreichischen Landesregierung wurden bereits seit dem Jahre 1948 im Wege verschiedener Förderungsmaßnahmen, besonders der Fremdenverkehrskreditaktion des Landes Niederösterreich, der Ląndeskreditaktion und der gemeinsamen Kreditaktion Land-Bund- Handelskammer Niederösterreich, an mehr als 2600 Fremdenverkehrsbetriebe des Landes ein Betrag von über 274 Millionen Schilling zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt.

Aus der Lage Niederösterreichs um die Bundeshauptstadt Wien ergibt sich die besondere Struktur des niederösterreichischen Fremdenverkehrs, der wohl in der Hauptsache ein Inländerfremdenverkehr ist und vom Wiener Publikum bestritten wird, Es-ist daher als erstes Ziel in der Entwicklung Ses mtäerÖsterreich’isthSiV.ft fliäen- verkehrs anzusehen, den Inländerfremdenverkehr zu erhalten. Daneben aber muß auch der Zuzug fremder Gäste aus dem Ausland mit allen Kräften gefördert werden.

Nur eine gemeinsame Arbeit und der Einsatz aller Kräfte von seiten der Betriebsinhaber, der Fremdenverkehrsgemeinden und der Förderungsstellen des Landes und Bundes wird uns dem Ziel näherbringen: den Fremdenverkehr Niederösterreichs zu weiterer Blüte zu bringen und dadurch der Wirtschaft unseres Landes immer neue Impulse zu geben.

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