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Eine Welt im Kleinen

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Nur wenige Wochen noch, und in der Fest-spielstadt Bregenz am Bodensee erklingen wieder wie seit 23 Jahren die Instrumente der Wiener Symphoniker, um die Festspiele 1969 unter Anwesenheit von Bundespräsident Jonas feierlich zu eröffnen. Das Programm dieses Jahres ist wieder überaus reichhaltig. Als Spiel auf dem See ist eine Welturaufführung vorgesehen. Prof. Robert Stolz, der Altmeister der Wiener Operette, hat eigens für die Bregenzer Festspiele die Operette „Hochzeit am Bodensee“ komponiert. In diesem Stück kommt nicht nur die beschwingte Wiener Musik, sondern auch die Folklore des ganzen Bodenseeraumes besonders zur Geltung. Als zweite Aufführung am See gastiert das Ballett des Prager Nationaltheaters mit „Othello“ von Jan Hanuä. Aufführungen im Theater am Kornmarkt („Don Gil mit den grünen Hosen“, „Glasmenagerie“), Kaminerund Orchesterkonzerte, Serenaden und Solistenkonzerte sowie die italienische Oper „Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti runden das vielfältige und interessante Programm ab. Bregenz wird damit wieder in den Sommermonaten Juli und August Treffpunkt für Gäste aus nah und fern. Das ganze Land wird, allein schon auf Grund der Streuung der Aufführungen auf verschiedene Orte, wie Hohenems, Feldkirch, Bludenz, Höchst, Vaduz und Meersburg, im Zeichen dieser Festspiele stehen. Wer sich zu diesem Zeitpunkt in Vorarlberg aufhält — und wir können nur empfehlen, dies zu tun — wird aber nicht nur Kultur und Kunst bewundern können, ihm steht auch im Vorarlbergs Landschaft ein Gebiet besonderer Schönheit offen: Weite Wiesen und Wälder im hügelartigen und doch alpinen Bregenzerwald, breite Täler und idyllische Dörfer im Gebiet von Bludenz (Montafon, Brandnertal, Großes Walsertal, Walgau, Klostertal) und hochalpine Berglandschaften mit ihren Dreitausendern der Sil-vretta und des Arlbergs. Vorarlberg ist ein kleines Land und gerade deshalb ist es für Ausflüge gut geeignet: 19 Seilbahnen, 22 Ses-

sellifte, die Bodenseeschiffe „Vorarlberg“, „Austria“ und „Österreich“, sowie kleine Rundfahrtsschiffe bieten Abwechslung und führen den Besucher in die verschiedensten Gebiete. Überall im Lande gibt es Hallen- und Freischwimmbäder, viele davon beheizt, Minigolf- und Sportanlagen, aber auch für Liebhaber der Berge geführte Bergwanderungen. Das „Ländle“ zwischen Bodensee und Gletschereis, wie es sich so gern nennt, hat vieles zu bieten, doch das Schönste von allem ist die Fülle an Veranstaltungen, wie Heimatabende, Platzkonzerte, Musik- und Trachtenfeste. Man kann daher getrost sagen: Vorarlberg ist eine Welt im Kleinen, gehet hin und ihr werdet Freude daran haben!

Erholungszentrum Kraftwerk

Einer der schönsten Nebeneffekte, der durch den Bau von Kraftwerksanlagen, und zwar insbesondere durch Speicherkraftwerke hervorgerufen wird, besteht darin, daß unerschlossene und landschaftlich reizvolle Gegenden dem Tourismus erschlossen werden. Die österreichische Elektrizitätswirtschaft hat durch ihre rege Bautätigkeit, die mit dem Wiederaufbau der österreichischen Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg einsetzte, einen wesentlichen Beitrag zu dem Aufschwung des österreichischen Fremdenverkehrs geleistet.

Einstmals verträumte kleine Ortschaften, wie Kaprun, sind heute weltweit zum Symbol des Leistungswillen Österreichs, zugleich aber auch zum Begriff für die landschaftlichen Schönheiten unserer Heimat geworden. Mehr als 3,6 Millionen Besucher aus der ganzen Welt haben diese mächtige Speichergruppe der Tauernkraftwerke AG, die eingebettet zwischen den höchsten Bergen Österreichs liegt, bewundert. Die ruhigen, klaren Stauseen und die mächtige, gletschergepanzerte Gebirgswelt bietet einen tiefgehenden Eindruck. Die Unterkünfte in der unmittelbaren Nähe der großen Sperre sind ein idealer Ausgangspunkt für alpine Hochtouren aller Schwierigkeitsgrade, und die Bergsteigerschule Kaprun, unter der Leitung des bekannten Alpinisten Moravec, sorgt für gediegene Ausbildung. Eine besondere Attraktion Kapruns stellt die Gletscherbahn dar, die den Schifahrer auf das Kitzsteinhorn in die Region des ewigen Eises führt. In einer Höhe von rund 3000 m ist sowohl im Winter als auch im Sommer Schisaison. Die weiten Firnhänge laden den Schifahrer geradezu ein, je nach sportlichem Talent, sein Können unter Beweis zu stellen. Auch Schranz und Co. bereiten sich in diesem Schiparadies und im neuen Bundessportheim Kaprun, das alle Möglichkeiten eiues intensiven Höhentrainings bietet, bereits im Sommer für die schweren Wettkämpfe des Winters vor.

Südlich des Alpenhauptkammes wurde von einer weiteren Sondergesellschaft des Verbundkonzerns, der österreichischen Draukraftwerke AG, durch den Bau der Reisseck-Kreuzeck-Kraftwerksgruppe ein weiteres reizvolles Gebiet — das Reisseck-Seenplateau — dem Fremdenverkehr erschlossen. Von Kolbnitz im Mölltal gelangt der Tourist mit der Reisseckbahn und anschließend mit der Höhenbahn mühelos auf das in einer Höhe von 2300 m gelegene Seenplateau, das im Winter ein ideales Schigebiet ist. Zwei große Schleppliftanlagen erschließen über 500 Höhenmeter des weiten Schigeländes. Sowohl der anspruchsvolle und versierte Schifahrer wie auch der Anfänger finden hier ein Gelände, das die verschiedensten Schwierigkeitsgrade aufweist. Die Reisseck-Kreuzeck-Höhenbahngesellschaft m. b. H., eine Tochtergesellschaft der österreichischen Draukraftwerke AG, sorgt für den Komfort der Gäste. Mehrere Berghotels stehen dem Erholungssuchenden zur Verfügung. Im Sommer bietet das Seenplateau einen Anreiz für Bergwanderungen, und umliegende Felswände laden zu Klettertouren ein. Aber auch für den Leistungssport bietet sich das Seenplateau, bedingt durch seine Hochlage, als Konditionstrainingsplatz an. Es entstanden unter finanzieller Mithilfe des Bundes, wie auch des Landes Kärnten, entsprechende Sportanlagen wie Laufbahn, Sprunggrube, ein kleiner Sportplatz und in den Höhenbahnhäusem ein entsprechender Raum für Ringer und Boxer. 1968 hatten auch die österreichischen Olympioniken, insbesondere die Kanuten, das Seenplateau zum Trainingsort für die Sommerspiele in Mexiko ausgewählt. Im äußersten Westen Österreichs befindet sich ein weiterer Anziehungspunkt für erholungssuchende Fremde, dessen Erschließung auf den Bau der Kraftwerksgruppe Obere Ill-Lünersee durch die Vorarlberger Iiiwerke AG zurückgeht. Lünersee und Silvrettasee sind das Reiseziel vieler Touristen des In- und Auslandes geworden Auch der Silvretta-see wurde im Zuge der Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele 1968 für das Höhentraining herangezogen. Hier schlugen die Ruderer ihre Zelte auf, die Achter- und Vierermannschaften, die für ihre Boote größere Strecken benötigten. Aber nicht nur Spitzensportler finden in dieser herrlichen Gegend ein ansprechendes Betätigungsfeld, auch geruhsamen Wanderern und Bergsteigern ist dieser Teil der österreichischen Bergwelt nicht unbekannt und dank der Erschließung durch die Elektrizitätswirtschaft ein willkommener Urlaubsort und Ausgangspunkt für ihre Unternehmen, Die Techniker und Ingenieure des Verbundkonzems haben durch ihr Werk nicht allein zu einer sicheren Stromversorgung beigetragen; der Erholungsraum Natur, der den Menschen Entspannung und Sammlung gibt, konnte darüber hinaus dem lufthungrigen Städter wieder einen Schritt nähergebracht werden.

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