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Steiermaark, das Laud der Vidfalt

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Das Bundesland Steiermark ist mit einer Flächenausdehnung von 16.385 Quadratkilometern und einer Bevölkerungszahl von 1,105.000 Einwohnern im Konzert der österreichischen Bundesländer ein ganz besonders wichtiger Faktor. Dieses Bundesland hat seine Bedeutung in mehrfacher Hinsicht gerechtfertigt: der steirische Erzberg, dessen ungeheure Erzvorkommen im Tagbau gewonnen werden, ist Ursprung und Grundstein für die hochentwickelte steirische Industrie, die sich aber nicht nur auf die Eisenverarbeitung beschränkt, sondern eine Unzahl von Zweigen aufweist. Einen wesentlichen Teil der steirischen Industrie machen die Magnesitwerke aus, ebenso ist die steirische Papierindustrie von sehr beachtlicher Bedeutung. Der Holzreichtum des Landes brachte alle mit diesem Rohstoff zusammenhängenden Industriezweige zu einer Blüte. ‘Brauereien, Porzellanfabriken, Glasfabriken, Fahrradwerke, Textil- und Lederverarbeitung vervollständigen die Liste. Nicht unerwähnt darf die gewaltig ausgebaute Elektroindustrie hlc-iben. So umfassend und vielfältig die steirische .Industrie auch ist, tat sie dem schönen Land in keiner Weise Abbruch: Die landschaftlich schönsten Teile blieben in ihrer Ursprünglichkeit erhalten, so daß die Steiermark unter die ersten österreichischen Fremdenverkehrsländer zu zählen ist.

An Kulturschätzen weist die schöne grüne Mark ganz besonderen Reichtum auf, sei es, daß man an die Admonter oder Vorauer Stiftsbibliothek denkt, an die romanischen Fresken von Piirgg, an die allenthalben im Lande vorkommenden alten steirischen Schmiedearbeiten, an die Römerfunde von Flavia Solva oder mag man sich die Admonter Madonna, den reichgeschnitzten Flügelaltar von St. Lambrecht, die römische Kapelle- von Donawitz oder die prähistorischen Funde vor Augen halten. Die verschiedenen Abteilungen des Landesmuseums Joanneum in Graz sind nicht nur museale Sammlungen von unerhörten Seltenheitswerten, sondern sind eine Schau, die Kunstwerke längst vergangener Tage lebendig vor dem Beschauer erstehen lassen. Bodenverwurzelte, noch immer ausgeübte Volksbräuche, Pflege von Kunst und Wissenschaften und edler Wettstreit in den vielfachen sportlichen Disziplinen gehören zum pulsenden Leben dieses Landes. Die Ruinen alter Festungsbauten und einst trotzender Burgen sind die

Zeugen einer erhabenen und auch wechselvollen Vergangenheit. Viele kunstvoll eingerichtete und ausgestattete Burgen und Schlösser laden zum Besuch ein.

So vielfältig das Leben und Wirken in der Steiermark sind, so abwechslungsreich und bunt ist auch das Bild der Landschaft.

Im Norden ragen wuchtige Bergmassive und zerklüftete Kalkgrate auf. Wiidschäumende Gebirgsbäche bahnen sich durch enge Schluchten und waldbestandene Täler ihren’Weg. Weite und saftige Alm- matten, über die im Sommer die Glocken der weidenden Kühe erklingen, geben der großartigen Bergszenerie den grünen Rahmen. Zahlreiche Berggasthäuser und Schutzhütten sind die Stützpunkte für den Bergwanderer. Durch alle Täler, oft weit auf Almen hinauf und über Pässe führen gute Autostraßen. Seilbahnen, Sessellifte und im Winter eine Unzahl von Skischleppliften erschließen die landschaftlich schönsten Punkte. So ist es jedem möglich, auf seine Art die Schönheit der Berge zu genießen. Südlich der Mur breiten sich die abgerundeten Kuppen des Urgebirges aus. Auf den Bergwiesen blüht im Frühjahr der blaue Enzian und im Sommer die rote Alpenrose. Die herrlichsten Wälder ziehen von der Baumgrenze bis in die Täler hinab. Zerklüftete Bergspitzen spiegeln sich im Alt-Ausseer- und Grundlsee, die im Sommer alle Freuden des Wassersportes spenden. Mittelgebirgsformen und ein ausgedehntes Hügelland charakterisieren die Ost-, Mittel- und West-Steiermark. Fruchtbare Aecker und Obstgärten, die im Frühjahr einem weißen Blütenmeer gleichen, tragen im Herbst reiche Früchte und leuchten in den schönsten Farben. In den südlichen Teilen der Steiermark reift an den sonnigen Hängen der beste Wein. Und -streicht ein leiser Wind über die Hügel, klappert von Höhe zu Höhe der Klapotec, das Wahrzeichen der Weinberge. Sind des Herbstes leuchtende Farben verglüht, dann beginnen bald die weißen Flocken zu fallq und die grüne Steiermark trägt ihr weißes Winterkleid. Die Zeit der Wintersportler ist gekommen. Vom sanftesten Uebungshang bis zur tollsten Schußfahrt ist jede Möglichkeit vorhanden, man braucht nur zu wählen.

Besondere Erwähnung verdient die Landeshauptstadt mit einer Viertelmillion Einwohner. Sie stellt die ideale Mitte zwischen Groß- und Kleinstadt dar.

Von beiden hat sie. die Vorzüge und Annehmlichkeiten in sich vereint. In kultureller Hinsicht vermag diese Stadt dem Fremden besonders viel zu bieten, sei es durch die an Kostbarkeiten und kulturhistorischen Schätzen reichen Sammlungen der verschiedenen Abteilungen des Landesmuseums Joanneum, sei es durch die Pracht des Eggenberger Schlosses, sei es durch die vielen künstlerisch hochwertigen Konzertveranstaltungen oder durch die anerkannten Leistungen der Grazer Bühnen. Besonders zu erwähnen ist das an schönen und auch interessanten Bauten reiche Stadtbild, das in allen Teilen durch zahlreiche Grünanlagen aufgelockert erscheint. Eine Besonderheit ist der Schloßberg mitten in der Stadt mit dem Uhrturm als Grazer Wahrzeichen und dem mit - üppigster Blumenpracht ausgestatteten Herber- steingarten. Auf den Felsensteigen des Schloßberges schreitet man wie auf alpinen Wegen und zu Füßen schmiegen sich Dächer und Höfe der Altstadt eng aneinander, die so manches architektonische Juwel birgt. Universität mit allen Fakultäten, Technische

Hochschule, zahlreiche Fachschulen und höhere Lehranstalten machen Graz zum südlichsten deutschsprachigen Bildungszentrum.

Wenn man vom Reichtum und von der Schönheit der , Stadt Graz spricht, darf der anmutige Rahmen der näheren und weiteren Umgebung nicht unerwähnt bleiben. Sei es die auf anmutiger Höhe liegende barocke Wallfahrtskirche Mariatrost, sei es der in unberührter Einsamkeit liegende Thalersee,

sei es die wildromantische Klamm des Kesselfalles, sei es der aussichtsreiche Höhenrücken des Plabutsch, der von Gösting aus mit dem Sessellift leicht erreichbar ist.

Von allen iAusflugszielen ragt eines besonders hervor: dies-ist der Grazer Hausberg, der 1445 Meter hohe Schöckel, der auf seiner Südseite mit einer

Gondelseilbahn und auf seiner Nordseite mit dem

Sessellift erreichbar ist. Wer von dieser Höhe einen Blick rundum getan hat, der hat die Steiermark in ihrer Vielfalt geschaut. +

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