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Urlaub für jede Brieftasche

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Wenn man bei Gesprächen und Diskussionen wirtschaftspolitischer Natur immer wieder dem Begriff „Fremdenverkehr“ begegnet, so ist dies sicherlich kein Zufall, bestimmt doch die Fremdenverkehrswirtschaft weitgehend den Wohlstand unseres Volkes und bildet geradezu das Fundament unserer Volkswirtschaft.

Will man die richtigen Maßnahmen treffen, muß man sich zunächst vergegenwärtigen, welche Position die Steiermark im gesamtösterreichischen Konzert einnimmt. Wenn wir so unser Land betrachten, möchte man füglich sagen, das Land ist doch ausgesprochen nach der Industrie hin orientiert. Der steirische Erz-betg, die Magnesitvorkommen, die Kohlenflöze der Weststeiermark, die Eisen- und Stahlwerke in Donawitz und Kapfenberg, die Papierfabriken im Mur- und Mürztal, die zahlreichen eisenverarbeitenden Betriebe mögen für diese Ansicht sprechen.

Andere aber werden wieder sagen, die Steiermark sei ein Agrarland. Die Fruchtbarkeit der Oststeiermark ist kaum übertroffen. Wein und Obst schenkt die Natur überreich, und die Hälfte des Bodens ist heute immer noch mit Wald bestanden. Wo sonst noch findet man diese herrlichen weiten Almen in ein- bis zweitausend. Meter Höhe, .die, vom Karst nicht berührt, Weideland für prächtig gedeihendes Vieh bieten?

Viele werden es daher nicht für möglich halten, daß in unserem Land auch der Fremdenverkehr eine Chance hat. Einige wesentliche Umstände aber geben unserer heimischen Fremdenverkehrswirtschaft nicht nur diese Chance, sondern machen sie zur tragenden wirtschaftlichen Säule auch in unserem Lande.

Freilich galt es in den vergangenen Jahren, systematisch an den Ausbau der steirischen Fremdenverkehrswirtschaft zu schreiten. Durch ein gut angelegtes Kreditsystem wurde den Gastwirten die Möglichkeit gegeben, den modernen Erfordernissen der Gastronomie und des Beherbergungswesens Rechnung zu tragen. Fehlte es dort und da an natürlichen Bademöglichkeiten, wurde ein dichtes Netz von

Schwimmbädern neu angelegt beziehungsweise veraltete Anlagen erneuert und verbessert. Verschiedene Orte haben ihre wirtschaftliche Stagnation durch Aktivierung der Fremdenverkehrswirtschaft, und zwar durch den Ausbau der Gaststätten, Schwimmbäder, Kuranlagen, Spiel- und Sportplätzen, überwunden. So insbesondere in der Oststeiermark, wo etwa Hartberg, Burgau, Pöllau, Vorau und Riegersburg moderne Bollwerke des Fremdenverkehrs wurden. Aber auch in den klassischen Fremdenverkehrsgebieten, wie etwa Mariazell, dem Ausseer Land und dem traumhaft schönen Enns-tal, schuf man wesentliche Wertvermehrungen, so daß die Steiermark den Übergang vom binnenländischen zum auslandsintensiven Fremdenverkehrscharakter fand. Die Statistik zeigt, daß sich von Jahr zu Jahr der Prozentsatz der Ausländerübernachtungen bei uns, mehr als es im gesamtösterreichischen Durchschnitt der Fall ist, steigert.

Dennoch bleibt die Steiermark in erster Linie das Ferienland des Österreichers mit jeder Brieftasche, groß oder klein. Dabei zeigt sich das Land immer wieder von einer neuen Seite, und jener, der Entdeckungsfahrten liebt, hat unerschöpfliche Möglichkeiten. Wer kennt denn das urwaldähnliche Gebiet nördlich des Hochschwabs bei Wildalpen? Wer kennt die Bibliothek von Admont, das Schaubergwerk in Oberzeiring? Wer kennt die einzige gesundheitsspendende Gradieranlage Österreichs in Altaussee, das Grimmingtor im sagenumwobenen Ennstal und das grandiose barocke Mausoleum Erzherzog Karls in Seckau oder jenes des Fürsten Ulrich von Eggenberg in Ehrenhausen? Kennt man die weinumrankten Höhen des südsteirischen Hügellandes mit dem Klapotetz? Wer ahnt, daß dieses Land bizarre Gebirgsformen mit ewigem Eis besitzt und innerhalb seiner Grenzen gleichzeitig den Anfang bildet für die ins Weite zerfließende ungarische Tiefebene?

Kennen schon alle die Landeshauptstadt Graz, die Schmelztiegel zahlreicher Kulturen war und in ihrem Antlitz sie alle widerspiegelt? Von der romanischen Baukunst findet man über die Gotik und das Barock zur modernen Linie, und trotzdem ist die Einheit des Bildes unverkennbar, wächst doch die Natur mit Wald, Blumen und Getieren unter dem Begriff „Stadtpark“ mitten hinein in das Häusermeer. Der fremde Besucher wird nie Langweile fühlen, ganz gleich, ob er sich der Erholung oder dem besinnlichen Schauen hingibt. Findet er im Landeszeughaus mehr als 30.000 Rüstungsstücke aus der Zeit der Türkenkriege, verkörpert Schloß Eggenberg mit seinem einzigartigen Jagdmuseum das jagdliche Geschehen unseres Landes.

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