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Chancen der „zweiten Saison“

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Die Steiermark ist ein bedeutendes Winterfremdenverkehrsland geworden. Nicht allein die landschaftlichen Schönheiten der Grünen Mark sind ausschlaggebend für die jährlich steigenden Fremdenfrequenzen, sondern der systematische Ausbau der steirischen Hotellerie, die Schaffung neuer Fremdenverkehrseinrichtungen in den Orten und die damit erfolgte Hebung des Leistungsniveaus in allen Sparten des Fremdenverkehrs.

Der beispiellose Aufschwung des steirischen Fremdenverkehrs in den letzten Jahren ist in erster Linie der zielstrebigen Fremdenverkehrspolitik des Landes und der überaus erfreulichen Privatinitiative der steirischen Fremdenverkehrswirtschaft zu verdanken. Dazu gehören die intensiven Bemühungen, aus dem Land der rund 220 Sommerfrischen auch ein vielbesuchtes Winterferienziel zu schaffen und damit in zahlreichen Orten eine zweite Saison entstehen zu lassen. Diese Bemühungen waren überaus schwierig und kostspielig, denn mit Ausnahme weniger schon bekannter Wintersportorte, die bereits vorhanden waren, mußten neue Winterfremdenverkehrsorte buchstäblich erst aus dem Boden gestampft werden.

Im Zuge dieser Entwicklung hat sich dabei erst so richtig gezeigt, wie groß die landschaftlichen „Reserven“ des steirischen Winterfremdenverkehrs sind und wie hoffnungsvoll man die Zukunft neugeschaffener Wintersportgebiete beurteilen kann. Die Chance, ins „Winteirgesdhäft“ einstedgen zu können, wurde speziell in solchen Landesteilen genützt, die bisher ausschließlich nur Sommerfremden-

verkehr aufwiesen, aber auf Grund ihrer Höhenlage oder ihrer landschaftlichen Vorzüge auch bestens für den winterlichen Fremdenverkehr geeignet sind. Dies trifft nicht nur für Gebiete in der Ost- und Weststeiermark zu, sondern auch für viele andere Gegenden in der Obersteiermark, die ebenfalls bisher keine zweite Saison kannten, weil sie entweder die unterkunftsmäßigen Voraussetzungen nicht hatten oder weil sie vielfach in unmittelbarer Nähe großer traditioneller Win- terfremdeniverkehrsorte und damit in deren „Schatten“ lagen.

Was die Werbung für die steirischen Win- terfremdenverkehrsorte betrifft, so wurde diese sowohl in der Bundeshauptstadt Wien als auch im benachbarten Ausland gehört. Die Verteilung der in- und ausländischen Gäste auf die steirischen Wintersportorte gleicht jener im Sommer. Die Inländer bevorzugen die mittlere Obersteiermark, das Semmeringgebiet und die neuen Wintersportorte der Ost- und Weststeiermark. Die Ausländer besuchen hauptsächlich das Ennstal, das Ausseerland und das Gebiet Tauplitz.

Interessant ist die Position der Steiermark im gesamtösterreichischen Fremdenverkehr. Seit Jahren liegt die Steiermark unter den neun österreichischen Bundesländern bei den Gesamtübernachtungen im Sommer an sechster Stelle. Im Winterfremdenverkehr an vierter Stelle (nach Tirol, Salzburg und Vorarlberg) und bei den Fremdenmeldungen sogar an dritter Stelle (nach Tirol und Salzburg). Diese statistischen Zahlen zeigen sehr deutlich, daß der Winterfremdenverkehr der Steiermark bereits ein sehr wesentlicher Faktor des gesamtösterreichischen Fremdenverkehrs wurde und daß dieses Land auch im Winter im „Kommen“ ist.

Der Ausbau der Steiermark zum Winterfremdenverkehrsland ist noch lange nicht abgeschlossen und bedarf noch umfangreicher Planung, den Einsatz wirkungsvoller Förde- rungssmittel und viel private Initiative. Wenn man heute die Leistungen des Landes im Zusammenhang mit einer zweiten Saison betrachtet, so beeindruckt vor allem die Anzahl der Skilifte, die in den letzten Jahren erbaut wurden. Mit etwa 310 Anlagen darf sich die Steiermark zu den liftmäßig besterschlossenen Gebieten der Alpen rechnen und liegt damit in Österreich gleich hinter Tirol.

Das „Skiliftfieber“ hat sich in der Steiermark zwar noch lange nicht gelegt, und viele neue Lifte sind im Entstehen, trotzdem muß langsam der quantitative Liftbau dem qualitativen und damit dem Bau von wirklich attraktiven und leistungsfähigen Großliften Platz machen. Die Förderung neuer Lifte durch das Land wird daher in Zukunft wesentlich davon abhängen, ob die geplante Anlage auch tatsächlich den Erfordernissen des modernen Wintersportes entspricht. Die Skiliftkapazität der Steiermark hat bereits eine so respektable Größe erreicht, daß diese keinesfalls auf Kosten anderer Wintersporteinrichtungen noch vergrößert werden sollte. Die Steirische Fremdenverkehrspolitik wird daher in Zukunft besonderes Augenmerk darauf richten, daß die steirischen Winterfremdenverkehrsorte „Allround-Wintersportorte“ werden, in denen nicht nur dem Skifahrer, sondern auch dem Eisläufer, Rodel- und Skibobfahrer, dem Eisschützen und schließlich dem Spaziergänger und damit der ganzen Familie etwas geboten wird.

Parallel mit den Bemühungen um neue Skiabfahrten, Rodelbahnen, Eislaufplätze werden intensive Anstrengungen unternommen, die Qualität der steirischen Hotellerie von Jahr zu Jahr zu heben, um schließlich schon in wenigen Jahren das durchschnittlicne Qualitätsniveau der westlichen Bundesländer zu erreichen. Auch auf diesem Gebiet müssen die Leistungen des steirischen Gast- und Schankgewerbes in den letzten Jahren als vorbildlich bezeichnet werden. Förderungsmittel in Form von verbilligten Krediten beziehungsweise Zinsenzuschüssen vom Land tragen wesentlich dazu bei, die private Investitionsfreude zu heben und damit die Voraussetzungen für eine zweite Saison zu schaffen.

Man kann abschließend zusammenfassend sagen, daß die Steiermark die Chancen um den Ausbau einer zweiten Saison bisher in jeder Weise erfolgreich genützt hat und daß diese Chancen, gemessen am ständig steigenden Winterfremdenverkehr, von Jahr zu Jahr zunehmen. Um jedoch einen noch intensiveren Fremdenstrom in die winterliche Steiermark lenken zu können, wird die Fremdenverkehrspolitik des Landes in den nächsten Jahren dahin ausgerichtet sein, die Einrichtungen der steirischen Wintersportorte qualitativ weiterhin zu verbessern, um damit dem Gast einen noch schöneren Aufenthalt ln der Steiermark zu bieten.

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