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„Im Ruhestand ins Steirerland“
Die erstaunlichste Tatsache des vergangenen Fremdenverkehrsjahres war eine spürbare Frequenzsteigerung des steirischen Fremdenverkehrs trotz äußerst ungünstiger Begleiterscheinungen im Ablauf der Saison. Die Zuwachsraten der Fremdenverkehrsnächtigungen lagen in der Steiermark sowohl beim
Inländer- als auch beim Ausländerfrem-
denverkehr über dem gesamtösterreichischen Durchschnitt. Beispielsweise stieg die Ausländerfrequenz in Österreich um 6,5 Prozent, in der Steiermark jedoch um 11,4 Prozent. Noch deutlicher zeigt die Krisenfestigkeit des Landes die Steigerung des Inländerfremden-
Verkehrs. Während auf der gesamtösterreichischen Ebene sowie in fünf Bundesländern ein leichter Rückgang des Inländerfremdenverkehrs zu verzeichnen war, steigerte sich diese Nächtigungsziffer in der Steiermark um 2,1 Prozent.
Man wird nicht fehlgehen, wenn man die Gründe des Erfolges der steirischen Frem-
denverkehrswirtschaft in den besonderen Gegebenheiten des Landes sucht. Das Land betreibt im allgemeinen keinen spektakulären Fremdenverkehr. Die wenigsten kommen, um hier „aufregende Urlaubstage“ zu verbringen. Im Gegenteil: man hat lange schon erkannt, daß die Steiermark mit ihrem unendlichen Waldreichtum, ihren grünenden Almen oder der südlichen Weinlandschaft balsamische Ruhe und damit echte Erholung bietet. Der Gast, der mehr an die Erhaltung und Stärkung seiner Gesundheit und Schaffenskraft denkt, ist offenbar der verläßlichere und be-
ständigere Urlauber, der immer wieder kommt und seine Freunde mitbringt.
Daneben ist es keinesfalls langweilig in der Steiermark. Man wird zwar nicht so viele Musikboxen finden wie andernorts, aber um so mehr lebendige Darbietungen steirischen Volks- und Brauchtums. Das Land ist reich an kulturellen Gütern; Burgen, Schlösser, Kirchen und monumentale Klöster zieren die Steiermark. In Mariazell steht das Nationalheiligtum Österreichs; in Admont gibt es eine Stiftsbibliothek, die an Schönheit und Umfang kaum übertroffen ist. In der Landeshaupt-
stadt Graz gibt es ein Zeughaus mit mehr als
33.000 Stück mittelalterlicher Waffen und Rüstungen. Schloß Eggenberg zeugt vom Reichtum und von der Kunstsinnigkeit steirischer Adelsgeschlechter und beherbergt eines der bedeutendsten Jagdmuseen Österreichs. Graz bietet zum Sommeranfang Festspiele mit Oper, Operette, Schauspiel und musikalischen Aufführungen aller Art. Die Grundlage hierfür bietet die Steirische Musikakademie, der Steiermärkische Musikverein und zwei bedeutende Bühnen der Landes-
hauptstadt, in denen zufolge des überaus anspruchsvollen Grazer Theaterpublikums, aber auch der Großräumigkeit der Anlagen nur vorzügliche Kräfte in Erscheinung treten können.
Die Steiermark hat den wirtschaftlichen Nachteil ihrer Randlage durch unermüdlichen Fleiß und die Tüchtigkeit ihrer Bevölkerung allmählich wettmachen können. Technik und Fortschritt zählen zu den wesentlichen Elementen der wirtschaftlichen Entwicklung auch in unserem Land. Aber zufolge des südlich milden Kimas und der Romantik der Land-
schäft, welche vom Gletschereis des Dachsteins bis in das südliche Weinland reicht, bietet sich das Land mehr und mehr als Gastgeber für Erholung- und Heilungsuchende an. Rund 80.000 Betten mit durchaus neuzeit-
lichem Komfort stehen bereit, um die Feriengäste aufzunehmen.
Es ist typisch für die Steiermark, daß hier eine Idee geboren wurde, außerhalb der Hauptsaison alternden und im Ruhestand lebenden Menschen in guten steirischen Gaststätten preislich begünstigte Aufenthalte zu bieten und damit ihren Lebensabend zu ver-
schönem. Diese Aktion „Im Ruhestand ins Steirerland“ fand bereits beste Bewährung. Damit ist aber nicht gesagt, daß nicht auch der anspruchsvolle Feriengast in der Steiermark Erfüllung seiner Wünsche findet. Umfassende Modernisierung der steirischen Gaststätten sowie ein vehementer Ausbau von Fremdenverkehrseinrichtungen brachten die Kerngebiete des steirischen Fremdenverkehrs zu einem Leistungsstandard, welcher der bedeutenden europäischen Konkurrenz durchaus gewachsen ist.
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