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Zwei Sonderschauen der Grazer Frühjahrsmesse

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Anläßlich der 100. Wiederkehr des Todestages Erzherzog Johanns steht ganz Steiermark im Zeichen der Erinnerung an den um die grüne Mark so hochverdienten steirischen Prinzen. Als dieser am 11. Mai 1859 in Graz die Augen für immer schloß, hatte die Steiermark noch ihre alten Grenzen, waren Marburg und Cilli ebenso deutsche Städte wie etwa Pettau, dem übrigens die Vorfahren der Ausseer Postmeisterstochter und späteren Gemahlin des Erzherzogs, Anna Plochl, entstammten. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges haben die Steirer ihr reiches Unterland verloren, nicht verloren aber haben sie die Liebe zur Heimat und die Dankbarkeit allen jenen gegenüber, die ihrem Lande in Treue gedient hatten. So werden sie auch während des ganzen Jahres 1959 in zahlreichen Feiern ihres großen Freundes und Gönners gedenken, während in der einstigen Untersteiermark sich wahrscheinlich nur noch altösterreichische Familien deutscher Sprache dieser Persönlichkeit erinnern werden.

Erzherzog Johann, eine wahre Führerpersönlichkeit in Wirtschaft und Wissenschaft, ein Förderer des Volkstums, des Brauchtums, des Volksliedes und ein Bahnbrecher auf sozialem Gebiete, der die Bauernbefreiung 1848 mit Jubel begrüßte und humanitäre Stiftungen gründete oder förderte, war eine einmalige Erscheinung. Wer die Geschichte der Steiermark in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts studiert, begegnet immer wieder dieser richtungweisenden Persönlichkeit. Aus seinen Schöpfungen erwuchsen das Joanneum, die Grazer Technik, die Montanistische Hochschule in Leoben, die Landwirtschaftsund die Handelskammer, die Wechselseitige Brandschadenversicherungsanstalt und. alle jene Institutionen und Vereine, die der geschichtlichen Forschung, dem Volkstum und der Musikpflege dienten. Seine besondere Liebe aber gehörte dem Hüttenwesen und den steirischen Wäldern im Oberland, die er nicht nur als Weidmann, sondern auch als aufmerksamer Beobachter der Natur durchstreifte. Er erkannte bald, daß neben dem Erzberg auch die steirischen Forste schier unerschöpfliche Quellen des Reichtums werden mußten, wenn der Bergbau modernisiert würde und der Wald auch einen ‘ wirksamen Schutz erhielte.

So ist es nur naheliegend, daß die Grazer Frühjahrsmesse gleichsam als ihren Beitrag zum Erzherzog-Johann-Jahr eine ihrer zwei großen Sonderschauen dem Walde widmen wird. In dieser Ausstellung, die den Titel „Wald und Holz in Leben und Wirtschaft” führt, soll nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung des Holzes, sondern auch die ideelle Wertung und vor allem der Schutz des Waldes einen besonderen Platz einnehmen. Die Sonderschau wird von einer Arbeitsgemeinschaft veranstaltet, in deren Rahmen die forstwirtschaftlichen Interessentenverbände, das Wirtschaftsförderungsinstitut der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, die Industrien, die der Verarbeitung und Verwertung des Holzes dienen, und die einschlägigen Innungen Zusammenarbeiten.

Eine zweite große Sonderschau unter dem Titel „Sinnvoll genutzte Fr e i z e i t” gibt einer Fülle von Institutionen, Vereinen, Verbänden und sonstigen Organisationen Gelegenheit, sich mit dem jetzt so aktuell gewordenen Problem des Freizeitgebrauches zu befassen und dsn Besuchern der Messe vor Augen zu führen, wie viele Hobbies, wie viele Möglichkeiten es gibt, seine Freizeit so zu verwenden, daß die psychisch und physisch gefährliche Langeweile keinen fruchtbaren Boden mehr findet, im Gegenteil, daß eine vernünftige Nutzung der Freizeit jedem das bietet, was er sich vielleicht schon längst ersehnt und gewünscht hat, eine Gelegenheit, die in ihm schlummernden Talente endlich zu wecken und in deren Verwertung die innere Zufriedenheit und damit ein bißchen Glück zu erringen. Auch diese Sonderschau kann des Interesses weitester Kreise sicher sein.

Wie immer wird die Grazer Frühjahrsmesse auch diesmal eine reiche Beschickung auf allen Sparten der Wirtschaft und eine starke internationale Beteiligung erfahren. Schon den bisherigen Anmeldungen ist zu entnehmen, daß insbesondere Holzbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen aller Art sowie die in stetiger Entwicklung befindlichen Kunststoffprodukte unter den Ausstellungsgütern hervortreten werden. Daneben kommt auch ein großes Sortiment von elektrotechnischen Artikeln, Radio- und Fernsehapparaten, Holzfaserplatten und Baustoffen sowie Baumaschinen und Haushaltungsgeräten ohne Zahl zur Ausstellung, ganz abgesehen vom Landwirtschaftsgelände, welches auch heuer eine solche Fülle von Exponaten, vom kleinsten Gerät angefangen bis zu wahren Ungetümen landwirtschaftlicher Maschinen, aufweisen wird, daß dieser Sektor allein schon eine eigene Fachmesse repräsentieren könnte.

Es steht daher zu hoffen, daß die Grazer Frühjahrsmesse 1959 den Besuchern viel Freude und Anregungen, den Ausstellern aber einen vollen Erfolg bringen wird.

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