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Aus eigenem Grund und Boden

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Bei den jährlichen Messeveranstaltungen kommt die bedeutende Rolle der Land- und Forstwirtschaft als Käufer und Auftraggeber der Wirtschaft am deutlichsten zum Ausdruck. Landwirtschaftsminister Dr. Schleimer hat daher bei der Eröffnung der Welser Messe mit Recht darauf hingewiesen, daß 88 Prozent der Gesamtausgaben der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich der übrigen Wirtschaft zufließen. Im Jahre 1963 hat die Landwirtschaft für den Ankauf von Maschinen und Traktoren, die im Inland erzeugt wurden, 1,5 Milliarden Schilling ausgegeben. Dazu kommen 1,2 Milliarden für die Kosten von Reparaturen, 3 Milliarden für die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 1,1 Milliarden für Handelsdünger, 1,9 Milliarden für andere Betriebsmittel und Bedarfsartikel und 780 Millionen Schilling für die Energiekosten, abzüglich der Treibstoffverbilligung.

Der Umstellungsprozeß, in dem sich die landwirtschaftlichen Betriebe seit geraumer Zeit befinden, erfordert gewaltige Investitionen. Dazu kommen bedeutende landeskulturelle Leistungen der Land- und Forstwirtschaft durch den Wegebau, Meliorationen von Grund und Boden, Entwässerungen und Bewässerungen, die auch für Menschen wichtige Tbc- und Bangbekämpfung bei den Rindern und manches andere, das im Interesse der Allgemeinheit liegt. Es ist daher nicht mehr als recht und billig, daß diese durch den Grünen Plan auf Grund des Landwirtschaftsgesetzes einen Teil zu diesen Leistungen beiträgt.

Wir müssen aber immer wieder die Erfahrung machen, daß die Forderungen der Landwirtschaft so beurteilt werden, als ob es sich um selbstsüchtige Bestrebungen nach einer Sonderstellung im Wirtschaftsleben handle. Auch die Landwirtschaft dürfe den frischen Wind der Konkurrenz nicht scheuen; es könne im Zeichen der angebahnten Wirtschaftsintegration Europas für keinen Berufsstand ein Faulbett geben.

Diesen Vorwürfen gegenüber dürfen wir keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß sich die Landwirtschaft genauso zum Fortschritt bekennt, wie alle anderen Wirtschaftszweige. Sie strebt keine Sonderstellung an, diese wird ihr vielmehr durch die Besonderheit ihrer Produktionsbedingungen, ihrer Markt- und Preisbildung auferlegt, die wesentlich von der übrigen Wirtschaft abweichen.

Der landwirtschaftliche Ertrag hängt bekanntlich weitgehend von der Gunst oder Ungunst der Witterung ab. Die Erntemengen lassen sich nicht vorausbestimmen. Die Abstimmung der Produktion auf die jeweilige Marktlage, die Ausnutzung von Konjunkturen ist daher sehr schwierig, um so mehr, als die langen Umtriebszeiten in der Tierzucht und im Pflanzenbau und insbesondere die Rücksichtnahme auf die Bodenfruchtbarkeit die Entwicklung eines nur vom Konjunkturgedanken beherrschten Farmertums verbieten.

Einei- der Hauptunterschiede zwischen der Landwirtschaft und den übrigen Wirtschaftszweigen liegt in der Nutzbarkeit der Maschine, die vor allem in der Industrie so außerordentlich viel zur Steigerung der Produktivität beigetragen hat. Eine Reihe von Umständen erschweren den nutzbringenden Maschineneinsatz in der Landwirtschaft.

Von den rund 400.000 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in Österreich — auf die sich im übrigen das Angebot zersplittert — besitzen 48 Prozent nicht mehr als 5 Hektar und 85 Prozent nicht mehr als 20 Hektar Gesamtfläche. Es überwiegen also bei weitem die klein- und mittelbäuerlichen Betriebe, bei denen einer rentablen Verwendung moderner Landmaschinen sehr enge Grenzen gesetzt sind. Eine Änderung und Verbesserung dieser Agrarstruktur kann nicht von heute auf morgen erfolgen, wenn nicht die soziale Grundordnung erschüttert werden soll. Außerdem erfordert sie bedeutende finanzielle Mittel.

Daß die Hanglage in den ausgedehnten Bergbauerngebieten der Alpenländer den Maschineneinsatz wesentlich erschwert, bedarf keiner besonderen Unterstreichung. Ebenso einleuchtend ist die Tatsache, daß in der Viehwirtschaft, im Umgang mit den Haustieren, am wenigsten menschliche Arbeitskräfte durch die Mechanisierung ersetzt werden können. Die Rinder- und Schweinehaltung ist aber nicht nur im Bergland, sondern ebenso im Flachland der weitaus überwiegende Betriebszweig der österreichischen Landwirtschaft, die daher immer neben der Maschine und dem Motor auf einen verhältnismäßig hohen Anteil an menschlichen Arbeitskräften angewiesen sein wird.

Entscheidend für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Mechanisierung ist aber die Tatsache, daß die Maschine in der Landwirtschaft nicht — wie etwa in einer Schuhfabrik — erzeugt oder anfertigt und auch den Produktionsgang nicht verkürzt, der an die unveränderliche Wachstumsdauer oder an die Trächtigkeitsdauer bei den Haustieren gebunden ist. Durch die Melkmaschinen zum Beispiel wird nicht um einen Liter mehr Milch erzeugt. Dazu kommt, daß viele und gerade die teuersten Landmaschinen im Laufe des Jahres nur wenige Tage oder Wochen im Einsatz sind, aber trotzdem amortisiert und verzinst werden müssen.

Schließlich wirkt sich die so erfreuliche Steigerung des Volkseinkommens nicht im gleichen Maße absatzfördemd auf die Landwirtschaft aus wie bei anderen Wirtschaftszweigen. Denn bei steigendem Einkommen sinkt der Anteil der Ernährungsausgaben. Das Mehreinkommen wird für alle möglichen anderen Bedürfnisse und Genüsse ausgegeben. Trotzdem löst erfahrungsgemäß jede Veränderung der Agrarpreise einen starken Widerstand aus.

Denn — und das ist einer der hervorstechendsten Unterschiede zwischen der Landwirtschaft und der Industrie im Marktgeschehen — die Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel, deren Preisbildung weniger betriebswirtschaftlichen Grundsätzen als sozialpolitischen Erwägungen unterworfen ist. Der Landwirtschaft werden damit Fürsorgeaufgaben zugemutet, die der Allgemeinheit zukommen sollten. Die gewerblich-industrielle Wirtschaft sollte nicht darauf vergessen, daß sie nicht allein an der möglichst billigen Lebenshaltung ihrer Arbeitskräfte, sondern ebensosehr an der möglichst hohen Kaufkraft der bäuerlichen Bevölkerung interessiert sein muß. Das beweist nicht zuletzt die Grazer Messe, die ohne Käufer und Besucher aus dem Bauernstand kaum existieren könnte.

Schließlich möchte ich daran erinnern, daß die Landwirtschaft noch immer die wichtigsten Produkte unserer Wirtschaft erzeugt; denn bevor der Mensch zu irgendeiner anderen Leistung befähigt ist, muß er sich satt essen können. Wirklich frei ist ein Volk aber nur dann, wenn es sich weitgehend aus eigenem Grund und Boden ernähren kann.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Skier, mit denen die österreichische Ski-Elite im heurigen Winter die Olympiasiege errungen hat. Die Sieger und Siegerinnen werden auch als Gäste der Grazer Messe anwesend sein und Autogramme geben.

Unter der Devise „Maßschneider heute“ veranstaltet die Landesinnung der Kleidermacher in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderungsinstitut eine weitere Sonderausstellung. Die Sonderschau soll die Bedeutung des Kleidermacherhandwerks und die beruflichen Aussichten in dieser Branche demonstrieren. Eine reizvolle, mit einer Madersperger-Originalnähmaschine ausgestattete Kleidermacherwerkstätte alten Stils wird einer mit modernsten Maschinen eingerichteten Werkstätte für Herrenanzüge gegenübergestellt.

Ein Verkaufssalon mit Probierkabine ergänzt diese Schau. Im Vordergrund der Ausstellung wird eine vorbildliche Verkaufsstraße eingerichtet sein.

Im Rahmen einer Verpackungsschau, die als Gemeinschaftsausstellung der österreichischen Verpackungsindustrie eingerichtet ist, wird den Besuchern der Südostmesse die Leistungsfähigkeit dieser Branche demonstriert. An Hand von ausgewählten Musterbeispielen moderner Verpackung wird gezeigt, daß gerade auf die Werbewirksamkeit der Verpackung in Österreich großer Wert gelegt wird.

„Modernes Geschäft — hoher Umsatz“ heißt eine weitere Sonderschau, bei der die besten Lösungen von Geschäftseinrichtungen zur Schau gestellt werden. An der Sonderausstellung beteiligen sich die auf diesem Gebiet führenden Firmen. Diese Sonderschau ist besonders für den Kaufmann gedacht, dem gezeigt werden soll, daß die Rationalisierung im Geschäft, wozu auch eine zeitgemäße Einrichtung gehört, für den Geschäftserfolg ausschlaggebend ist.

Bei der Ausstellung „Finnische Lebenskultur“ werden Marimekko-Damenkleider aus Finnland, Tischtextilien, Damen- und Herrenschirme, Hüte, Glas, Porzellan und Bestecke gezeigt.

In einer Gemeinschaftsausstellung des Kürschnerhandwerkes werden in einem Pelzsalon die neuesten Modelle der kommenden Wintersaison aus den Werkstätten steirischer Kürschnermodehäuser dem Publikum vorgestellt.

Alle Freunde des guten Essens soll das Küchenparadies von Küchenchef Hallmann begeistern.

Diese Sonderschauen werden ergänzt durch laufende Modeschauen des österreichischen Chemiefaser-Institutes und Vorführungen im Kino der Südostmesse.

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