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Dreimal Steiermark

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STEIERMARK. Ein Bildband. Herausgegeben von Josef Reautschnig. Verlag Styria, Graz und Köln 1960. 6 mehrfarbige, 169 einfarbige Abbildungen, 18 Zeichnungen. 240 Seiten. Halbleinen, Preis 145 S. — STEIERMARK. Von Egon M i 11 o- n i g. Einführung von Franz N a b 1. Panorama-Bücher. Andermann-Verlag, München und Wien 1961. 30 Farbaufnahmen. 62 Seiten. Ganzleinen. Preis 66 S. — STEIERMARK. Von Robert L ö b I. Texte von Franz Hieronymus Riedl. Süddeutscher Verlag, München 1961. 96 Seiten. Halbleinen. Preis 121 S.

Auf der Suche nach Landstrichen in Europa und Übersee, die auf der Landkarte des Buchmarktes bisher noch nicht entdeckt waren, haben die Verleger von Bild- und Landschaftsbüchern nunmehr die Steiermark gefunden. Tatsächlich gab es bis vor kurzem außer Hans Leifhelms dichterischer Landschaftsbeschrei’bung und einem bald vergriffenen Bildbuch „Das ist Steiermark" keine dem Land gerecht werdende bildliche Beschreibung. Nunmehr sind fast zu gleicher Zeit drei neue Bildbücher über die Steiermark erschienen, nachdem im Vorjahr auch „Merian“; das Monatsheft der Städte und Landschaften, auf die Steiermark gekommen ist.

Das umfang- und inhaltsreichste der drei neuen Steiermark-Bücher brachte der Verlag Styria in Graz heraus. Der Kulturreferent der Landesregierung, Universitätsprofessor Dr. Hanns Koren, hat ihm ein herzwarmes Geleitwort mit auf den Weg gegeben; Josef Reautschnig zeichnet als Herausgeber. Den überwiegenden Umfang des Werkes nimmt der Bilderteil ein. Gegliedert in sechs Gruppen — Vom Ennstal bis ins steirische Salzkammergut, zum Gesäuse und nach Mariazell; Im Murtal. Vom Minnesang zum Hammerklang; Das Mürztal, wo die Wälder der Waldheimat rauschen; Von Bruck bis Graz. Zwischen Höhlenromantik und Gartenstadt; In der Weststeiermark, wo Hopfen und Reben wachsen; Die Oststeiermark. Ahnung der nachbarlichen Weite —, bietet sich das bunte steirische Kaleidoskop dar. die Vielfalt der Landschaften und die Vielfalt des werktäglichen und feiertäglichen Lebens seiner Bewohner im Wandelgang der Jahreszeiten. Eisen, Kohle und Wein sind die Produkte, die der steirische Boden hergibt seit eh und je. Kraft. Herz und Heiterkeit sind die entsprechenden Charakterzüge des Steirers. Die Bilder sind fast durchweg gut reproduziert. (Seite 46 ist eine landfremde Kletteraufnahme und sollte in der Neuauflage ausgewechselt werden; statt der Bildseite 136 mit Rad- rennsportlern würden wir lieber ein Bild vom schönsten Renaissancehof des Landhauses sehen t) Theo Herbst schrieb kurze, äußerst konzentrierte und sprachlich kultivierte Beiträge mit Sachkenntnis und Herz, die ebenfalls den Wesenszug des Landes, die Vielfalt, erweisen.

ln der Reihe der Panorama-Bücher ließ der Andermann-Verlag, München und Wien, ein der Steiermark gewidmetes kleines Buch erscheinen. Zu 30 Farbaufnahmen, die in der Druckwiedergabe nicht alle befriedigen, weil sie allzusehr in Farbe und Retusche auf Wirkung abgestellt sind und weniger die Wirklich keit zeigen, schrieb Franz Nabl eine liebenswürdige Einführung in das Land. Von ihm, dessen „Steirische Lebenswanderung’’ zu den schönsten, innigsten und persönlichsten Bekenntnissen zählt, lassen wir uns gerne durch die steirische Landschaftssymphonie führen. Franz Nabl, der das Land nicht nur in seiner sich offen darbietenden Gestalt kennt, sondern aus seiner Geschichte heraus von seinem Wesen kündet, wandert mit uns vom „Paradies aller Felskletterer“, dem Dachstein. in die „völlige Weltabgeschiedenheit“ der Niederen Tauern, wo er uns kundig das hier noch erhaltene Brauchtum aus heidnischer Vorzeit und christlicher Tradition deutet. Er führt uns auch durch die wechselvolle und kampfreiche Geschichte des Landes, das den Ehrentitel „Hofzaun des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" sich erwarb. Wir lassen uns durch das Gesäuse führen, „dessen großartige Unberührtheit trotz aller gebotenen Schonung durch die Anlage eines Kraftwerkes bedroht erscheint“; hin zum Gnadenort Mariazell geht der Weg, sodann, der Mur entlang, über die Industriegebiete zur Landeshauptstadt Graz, in die West- und Oststeiermark und hin zum südlichen Weinland, das voll Heiterkeit den Schlußakkord der steirischen Landschaftssymphonie anschlägt. — In einem eigenen Anhang Sind die Bilder ausführlich und sachkundig beschrieben.

Das im Format größte der neuen Steiermark-Bücher ist das von Robert Löbl herausgegebene, dem Franz Hieronymus Riedl einen knappen, einfühlsamen Text beigefügt hat. Dieses Buch ist vor allem seiner vollendeten Drucktechnik wegen rühmenswert. Es zeigt 80 wenig bekannte Ansichten des Landes, seiner Kultur und seiner Menschen, die das Land weisen, wie es wirklich ist. Öie Bildunterschriften sind in drei Sprachen gehalten. Das Umschlagbild — Altausseer See — ist in seiner selten guten Farbgebung eine schöne Einladung zum Kauf des Buches und zum Besuch des Landes. Einige Druckfehler sind sehr störend. Seite 6: der steirische

Barockkomponist heißt richtig Johann Joseph Fux (nicht Pux); Seite 51 sollte es heißen „the smallest“ (nicht „the littlest"); Seite 52 richtig St. Lambrecht (nicht Lambrecht); Seite 70 richtig Hartberg (nicht Hartburg); Seite 92 richtig „im Sausal“ (nicht „in der Sausal“).

Die Steiermark ist von den Buchverlegern entdeckt. Wann wird sie vom großen Strom des internationalen Fremdenverkehrs überflutet?

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