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Gefährt durch Österreich

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Österreich I und II bei walter

In der Rethe der Walter ina erneine aer wauer-neiseiunrer folgte, zwei Jahre nach „Österreich I” (Salzburg, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg) nun „Österreich II” als Führer durch Kärnten, Steiermark, Burgenland und Niederösterreich („Wien” liegt seit längerem vor). Verfasser beider Bände ist Joachim Schondorff. Er schrieb nicht, wie die Autoren etlicher anderer Walter-Reiseführer, die als zusammenhängender Text faszinierende, kulturgeschichtliche Interpretation eines Landes, sondern einen Führer nach dem bekannten „Vonhier-fahren-wir-denselben-Weg-zurück”-Rezept.

Zweifellos, Schondorff kennt Österreich. Er weist auf vieles hin, was auch der Heimische nicht kennt oder weiß, gibt manch guten Rat, manche treffende Interpretation. An manchem Abgelegenen geht freilich auch er vorbei. Kein Wort über die Kunstschätze von Schloß Seebenstein, keines über ein Kuriosum wie den Heldenberg von Kleinwetzdorf, auch keines über das architektonisch keineswegs reizlose Objekt von Zwischenwässem, an dem er sogar vorbeigefahren ist, aber, auf dem Rückweg von Gurk, wie er selber schreibt, müde: „Stumm geworden nach diesem Erlebnis und nicht mehr ‘ aufnahmefähig, fahren wir zurück an den Faaker See.”

Ein Reiseführer für Leute, die Schondorff schätzen, seine Vorlieben und Abneigungen teilen, auch wissen wollen, welchen Wein er selber trinkt und wo er die Bedienung gut oder mittelmäßig befunden hat, also selbst Dinge von ihm hören wollen, die eigentlich eher in die einschlägigen Spezial-Guides gehörten. Oft verliert er sich im Anekdotischen - unter den Kommandanten der Wiener Neustädter Militärakademie ist Feldmarschall Rommel der einzige Erwähnenswerte. Naja..

Pro und Kontra liegen bei solchen Werken eng beisammen. Am besten ist Schondorff dort, wo er persönliche Begegnungen schildert, oder die Atmosphäre einer Örtlichkeit Ausdruck in wenigen knappen Sätzen findet. Mitunter gebärdet er sich als Geschmacksdiktator. Uber die Franzensburg: „Zeugnis eines scheußlichen Historismus; wer Lust hat, kann es besichtigen”. So viel Abqualifikation hätte doch wenigstens mit einem Hinweis auf die Untat untermauert werden sollen, der dieser Bau seine Existenz verdankt, nämlich auf die für die Franzensburg verwendeten, beim achtlosen Abbruch der romanischen ..Cappella speciosa” in Klosterneuburg gewonnenen mittelalterlichen Architekturteile. (Walter-Verlag, Olten, 384 bzw. 396 Seiten, Karten, Photos, je öS 200,20)

Wien und Umgebung — exemplarisch bei du Mont

Fremdenführer sind meist keine Fremden, sondern Einheimische, und zwar solche, die das, was sie anderen zeigen, besonders gut kennen. Auch Kunstreiseführer werden besser von Leuten geschrieben, die ihr Thema in- und auswendig und mit allen Verästelungen genau kennen. Der du Mont Kunst-Reiseführer „Wien und Umgebung” - Kunst, Kultur und Geschichte der Donaumetropole” von Felix Czeike und Walther Brauneis, Direktor des Wiener Landesarchivs der erste, Assistent des Landeskonservators der zweite, sind aber nicht nur hochqualifizierte Fachleute, sondern erwiesen sich auch als ein Team, das den schwierigen Stoff hervorragend zu gliedern und darzustellen verstand.

So entstand einer der seltenen Glücksfalle eines nicht nur kompetenten, sondern auch fesselnden Wien- Führers. Und, mehr noch, ein Buch, das die Identität Wiens aus seiner ge- wordenheit begreifbar macht, die Wiener Gegenwart, einschließlich der „Wiener Mentalität”, als Ergebnis vielfältiger historischer Vorgänge und Bedingungen nicht nur dem Wien-Besucher, sondern auch dem Wiener selbst verstehbar macht.

Die einzelnen Abschnitte dieses Führers fassen historische Epochen und die zugehörigen Schichten des Wiener Stadtbildes zusammen, so daß, wer den Führer nicht vor der Reise lesen konnte, sich hier in logischer Abbergischen, dem spätmittelalterlichen, dem barocken (und so weiter) Wien befassen kann. Der Bildteil ist wahrhaft vorbildlich-was die Sorgfalt der Auswahl wie die des Drucks betrifft, dazu kommen die für den intensiver Interessierten so wichtigen Grundrisse und Skizzen.

Zu erwähnen wäre noch das Register, die praktischen Ratschläge (die freilich unvollständig, aber durchaus zu brauchen sind) und die Abschnitte über Wiens Umgebung(en). Ein überaus erfreuliches Buch also, das, von Wiener Autoren für einen bundesdeutschen Verlag geschrieben, geeignet erscheint, gängige Klischees durch handfestes Wissen (als Basis) und, übergeordnet, eine auf Verstehen gegründete Einfühlung zu ersetzen, (du Mont Buchverlag, Köln, 372 Seiten, 168 Abbildungen auf Kunstdrucktafeln, zahlreiche Textabbildungen, öS 191,-)

Steirischer Kirchenführer

Mit dem Werk „Steirischer Kirchenführer - Band 1: Graz, Greiz - Umgebung” des Kunsthistorikers Rudolf List hat der Styria-Verlag in anspruchsloser äußerer Aufmachung, aber mitüberaus wichtigem Inhalt, ein bemerkenswertes publizistisches Vorhaben in Gang gesetzt Denn gerade der Reichtum Österreichs an Kirchen läßt in den allgemeinen, aber auch in den kulturgeschichtlich orientierten Reiseführern viele von deren Autoren für minder wichtig erachtete Kirchen untergehen. Da Rudolf List keine Kirche mit wenigen Zeilen abtut, sondern jeder ein Kapitel oder wenigstens Kapitelchen mit allen wesentlichen Angaben widmet, wurde hier - sicher mühsam genug! - eine Fülle sonst nur mühsam zu erlangender Informationen zusammengetragen. (Styria Verlag, Graz - Wien - Köln, 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen. öS 168,-)

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