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„Mit Lachen die Wahrheit sagen?“

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ALLER SPASS DIESER WELT. Von Bernard G r u n. Verlag; Albert Langen-Georg Müller. München-Wien, 1965. 432 Selten, Preis DM 16.80

Die Kulturgeschichte des Humors und der großen Spaßmacher zu schreiben war ein guter Gedanke. Der Autor Bernard Grun, ein Österreicher, der als Komponist und Dirigent in Berlin, Prag und Wien wirkte und dann als musikalischer Leiter an ein Londoner Theater berufen wurde, hat schon einige Bücher veröffentlicht. Das vorliegende Werk beweist eine gute Kennerschaft und ist eine sehr anregende Lektüre. Mit psychologischen Erklärungen „jener unbesiegbaren Lebenskraft, die wir das Komische nennen“ hält Grun sich nicht lange auf, denn er meint, „All den ver-schiedentliohen Theorien des Humors ist ein einziger bestimmender Umstand gemeinsam: ihre Humorlosigkeit“.

Weit spannt sich der Bogen der Zeit. Die Schilderung beginnt in der Antike mit dem Dionysos-Kult und den Atellanen-Spielen und endet in der Gegenwart mit Chaplin, Anouilh und Danny Kaye. Alle diese Dichter, Schauspieler, Zeichner, Clowns und Kabarettisten haben die Komik des Lebens zum Ausdruck gebracht, sie alle waren „Spaßmacher“ in des Wortes höchster, aber auch in seiner primitivsten Bedeutung. Die komischen Wirkungen, die sie anstrebten, reichen von der anspruchslosen Belustigung bis zur bitterernstgemeinten satirischen Kritik an Menschen und Verhältnissen. Die Begriffe „Spaß“ und „Spaßmacher“ sind hier viel zu weit gefaßt, denn auch Autoren wie Montaigne, La-rochefoucaiui, Voltaire, Lichtenberg und Karl Kraus findet man in dieser bunten Gesellschaft. Gemeinsam ist den so ganz verschieden gearteten Charakteren, die da an uns vorüberziehen, daß ihnen allen die Gottesgabe des Humors zuteil wurde, mit dem sie die Mit- und Nachwelt erfreuten. So wurden die besten von ihnen wahre Wohltäter der Menschheit. Sie alle wollten, wie es das Motto des Simplizissimus-Romans ausdrückt „mit Lachen die Wahrheit sagen“.

Bernard Grun kennt seine Materie gut, er bringt viele interessante geschichtliche und kulturgeschichtliche Details, bezeichnende Anekdoten, er nennt auch wenig bekannte Namen und macht den Zeithintergrund, vor dem die oft sehr wunderlichen Käuze auftreten, deutlich sichtbar. Der überreiche Stoff wird recht geschickt und effektvoll gegliedert und in einem temperamentvollen Reportagestil dargestellt. Die Zwischentitel der Abschnitte sind oft originell und einprägsam. Es fehlt aber auch nicht an etwas gewaltsamen Gegenüberstellungen wie etwa Bernard Shaw und Grock. Wenn Grun auch keine Vollständigkeit anstrebte, so hätten doch Eugen Roth, Endrikat, Curt Goetz und Awertsehenko genannt werden sollen. Übrigens: Es ist auffallend, daß in diesem Zug der Humoristen — wenn man vom Theater und Kabarett absieht — die Frauen fehlen! Man könnte da auch nur ganz wenige Schriftstellerinnen nennen. Die Abbildungen im Text und die Bildtafeln sind gut ausgewählt. Dr. Theo Trümmer

100 GROSSFORMATIGE FARBBILDER nach Aufnahmen von Robert Löbl mit Textbeiträgen von Franz Braumann, Gertrud Fussenegger, Paula Grogger, Auguste Lechner, Hubert Mumelter, J. F. Perkonig, Adalbert Stifter, Georg Trakl, Josef Weinheber, Anton Wildgans legt der Tyrolia-Verlag, Innsbruck, in einem prachtvollen Band, der den Titel trägt „Farbiges Österreich“, vor. (204 Seitten, S 360.—.) Hundert großformatige Bilder geben eine faszinierende Schau der österreichischen Landschaft und ihrer Siedlung in all ihrem Wechsel und ihrer farbigen Vielfalt. Wir begegnen dem festlichen Salzburg mit seiner unvergleichlichen Kulisse, dem heiteren Salzkammergut, dem bergumrahmten Pinzgau, den grünen Gründen der „Brunnenstube“ der Mut, dem reichen Bauernland Oberösterreich, den Hügeln, Burgen und barocken Stiften voll reicher Erinnerungen an der Donau, dem Wein- und Blütenbereich der Wachau, dem ernsten Waldviertel und dem verträumten Marchfeld. Impressionen aus Wien tauchen auf, altersgraue Bauten und die Pracht der gebändigten Natur des Parks von Schönbrunn, dann das Burgenland mit seinem unvergeßlichen Eindruck östlicher Weiten, die grüne Steiermark von der Welt der Tauern, dem Dachstein und dem sagenumwobenen Grimming bis hinunter ins Weinland an der Südgrenze des Landes. Bilder von Kärnten begegnen uns, mit seinen Seen und seinem südlichen Hauch über der Landschaft, Tirol mit seiner Hochwelt vom Großvenediger bis zum Arlberg, und das Land Vorarlberg bis hinab in die sanfte Ebene des Bodensees. Zwischen den Bildern stehen Texte, Gedichte und stimmungsvolle Prosa österreichischer Autoren, die das Bild mit dem Akkord des Wortes ergänzen, unterstreichen und umrahmen. Alles zusammen ist eine Farbensymphonie einziger Art. Alle Jahreszeiten spiegeln sich in den Bildern: der sengende Sommer über der Pußta des Burgenlandes, glitzernde Schneefelder im Winter des Arlbergs, duftige Auen und segenschwere Äcker, braun und golden in die Landschaft gebreitet, die Abgeschiedenheit der Berge ebenso wie reizvolle Täler.

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