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VON NEUEN BÜGHERN

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Das. europäische Selbstmordproblem. Von Dr. E. Menninger-Lerchenthal. Franz Deuticke, Wien 1947. 60 Seiten.

Die vorliegende Broschüre des bekannten Wiener Nervenarztes stellt die Erweiterung eines in der Katholischen Akademie gehaltenen Vortrages dar und ist der Uberwindung des Selbstmordes in Europa, besonders in unserer Heimat, gewidmet. Ein stetiges Anwachsen der Selbstmordziffern ist seit dem Beginn unseres Jahrhunderts zu beobachten. Es hängt mit der Bevölkerungszunahme, der Landflucht und Industrialisierung zusammen. Die letzten Jahre haben den alten Ursachen eine neue hinzugefügt:' den politischen Selbstmord. Mit der Bindung des Menschen an Werte des Lebens, wie Religion, Heimat, Arbeit, ist dieser Zerfallserscheinung wirksam zu steuern. Fürsorgescellen für Lebensmüde mögen die Bemühungen einzelner Helfer unterstützen. Die kleine Arbeit, die unter sorgfältiger Heranziehung der entsprechenden Statistik entstanden ist, wird für pädagogisch und sozial arbeitende Berufe von Nutzen sein.

Ausgewählte Schriften von Karl Lechner. Zu seinem 50. Geburtstage herausgegeben von Kurt V a n c s a. Phönix-Verlag, Wien.

Der Herausgeber hat es .verstanden, durch geschickte Auswahl aus bereits gedruckten Werken Karl Lechners ein fesselndes Bild von der wissenschaftlichen Tätigkeit dieses Gelehrten zu entwerfen. Während er im ersten Aufsatz eine verfassungsgeschichtliche Studie über das Verhältnis von Grafschaft, Mark und Herzogtum bringt, zeigen uns die folgenden den Jubilar hauptsächlich als Forscher auf dem Gebiete der Siedlungskunde, auf dem er „als anerkannter Fachmann in der vordersten Reihe der Historiker“ steht. Es ist ungemein anziehend, wie wir aus dieser Artikelreihe, insbesondere aus dem über „Leistungen und Aufgaben siedlungs-kundlicher Forschung in den österreichischen Ländern“, einen tiefen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit Lechners gewinnen, der nicht nur die Siedlungsgeographie, die natürlichen Gegebenheiten von Boden und Klima, die Wirtschaftsgeschichte, Patrozinienkunde, Orts-, Personen- und Flurnamenkunde, Besitz- und Familienkunde, Archäologie und Heraldik und andere Hüfswissenschaften zu seinen Untersuchungen heranzieht, wie die Urkundenforschung, die ihm als niederösterreichischer Landesarchivar sozusagen Hausbrot ist. Nicht nur Freunde der Heimatkunde werden in diesem Buche ein reiches Maß vqa Belehrung und Anregung zu eigenem Schaffen finden. Eine vom Herausgeber am Sdilusse des Bandes angefügte Karl-Lechner-Bibliographie ergänzt diesen Band in dankenswerter Weise. Dr. Ernst Na gl

Österreich unter den Babenbergern. Von Edmund Daniek. Obelisk-Verlag, Wien.

Der Verfasser wollte ein Volksbuch schreiben, ohne dabei den Boden der Wissenschaft zu verlassen. Dies ist ihm gelungen. Es soll besonders erwähnt sein, daß auch die neueren Ergebnisse der Heimatforschung auf diesem Gebiet Berücksichtigung finden. Das Buch ist so aufgebaut, daß im ersten, umfangreicheren Teil das politische Geschehen um die einzelnen Babenberger in verschwenderischer, fast möchte man sagen verwirrender Fülle dargeboten wird, während im zweiten Teü „allgemeine Betrachtungen“ über Staatsform, Bauernstand und Landwirtschaft und das Städtewesen im Mittelalter angestellt werden. Hier scheint es nun, daß die Maßstäbe verkehrt angelegt sind, selbst wenn dies aus Tendenz gegen die nationalsozialistischen Entstellungen geschehen wäre. Es soll aber doch festgehalten sein, daß wir heute in erster Linie Kulturgeschichte lehren wollen. Und gerade auf kulturpolitischem Gebiet liegen ja die großen Leistungen der Babenberger. Diese aber scheinen durch die allgemeinen Bemerkungen nicht hinlänglich gewürdigt zu sein. — Abschließend sei gesagt, daß das Buch eine beachdiche Bereicherung des heimatkundlich-geschichtlichen Schrifttums darstellt, dessen Lektüre allerdings einen gesicherten StockfcEeschichtlichen Wissens voraussetzt. Jfl Klemens Zens

Was heißt »Aon anständig? Ein Buch.für An-si Von Helene Haluschka.' Verlag

Styria, Graz 1947. 76 Seiten.

Helene Halpmka legt die Umarbeitung des 1938 erschienenen Büchleins „Noch guter Ton?“ unter verändertem Titel vor. Sie bewegt sich damit auf der Linie, die sie vor Jahren mit „Adam und Eva unter vier Augen“ erfolgreich eingeschlagen hat. Das Buch behandelt die aktuellen Fragen des guten Benehmens, das Ausdruck persönlicher Kultur, daß heißt nach den Worten der Verfasserin „edler Lebensauffassung und Haltung“ sein soll. Sie ist weit davon entfernt, in der Form der Anstandsbücher von einst trockene Anstandsregeln aneinanderzureihen, sondern würzt jedes einzelne Kapitel mit treffenden Anekdoten aus alter und neuester Zeit, um so die Kulturforderung der Höflichkeit um so dringlicher abzuleiten. Ob sie über Auftreten oder Kleidung, über „heroische Höflichkeit“ oder „Stolz und Würde“ schreibt, sie bleibt niemals am Firnisrande äußerer Höflichkeit stehen, sondern dringt immer vor bis zum letzten und tiefsten Grunde jeder Takt- und Anstandsforderung: der Geschwisterschaft aller Menschen aus dem Titel der Gotteskindschaft-Das Büdilein gehört in die Hand jedes Erziehers und. ist ein wertvolles Geschenk audi für den modernen jungen Menschen, denn es wird ihn erziehen, ohne daß er viel davon merkt. Dr. Anna Humer

Das Buch ohne Titel. Von Lina Loos. Wiener Verlag.

Für das allerliebste Kunterbunt aus Erinnerungen, Anekdoten und Plaudereien, in dem da eine Wiener Schauspielerin ihie Lebensgeschichte erzählt, läßt sich in der Tat ein völlig zutreffen- -der Titel so leicht nicht finden, und so mag der von ihr gewählte, der bereits den geistvoll witzigen Ton des ganzen Buches ankündigt, seine Geltung haben. Lina Loos, einst die Gattin des Baukünstlers Adolf Loos, führt uns in einen erstaunlich reichen Kreis bekanntester Dichter, Schriftsteller und Schauspieler ein, sie macht uns wieder einmal den Zauber der wienerischen Landschaft und die Wesensart des Wiener Mensdien fühlbar und vergißt auch nicht, uns von den Tieren zu berichten, mit denen sie gelegendiche Freundschaften schloß. Das liebenswürdige Buch birgt einen kleinen Ausschnitt Kulturgeschichte aus der Vorkriegszeit. Nicht ganz auf der Höhe des Textes stehen manche der beigegebenen Federzeichnungen. Hans Brecka

Jugendbücher des Verlags Carl Ueberreuter.

In dieser Reihe ist neben einer wohlgelungenen Ausgabe der nie veraltenden orientalischen Märchen „Tausendundeine Nacht“ ein Jung-mäddienbuch „T rüdes Sorgenkind“ (255 Seiten) von Dora Thaler erschienen, die Geschichte einer Mädchenschar, die sich eines von Zirkusleuten entführten Knaben annimmt. Um das ansprechende, warmherzig genützte Motiv faltet die Verfasserin eine flotte, fesselnde Erzählung. Dies Jungmädchenbuch ist gelungen. Nicht so Gutes kann von der Abenteuererzählung „Das Geheimnis der Inkainsel“ von Leo Wied ausgesagt werden, ein Kompositum aus dem üblichen Zubehör einer Robinsonade, aber voll UnWahrscheinlichkeiten, ein Ragout erkünstelter Romantik. Audi als exotische Erlebniserzählung soll man der Jugend nichts Unechtes bieten. — Ein buchhändlerisch etwas kühnes Unterfangen ist es, in einem mächtigen Folianten von 620 Seiten alle fünf Lederstrumpf. Erzählungen Coopers zusammenzufassen. Ein Jugendbuch im Umfang eines Lexikonbandes hat nicht seine Handlichkeit verloren. Leider ist dieser Band auch in seiner Bebilderung, sowohl was Komposition wie auch Offsetdruck anlangt, nicht auf der Höhe früherer Leistungen desselben fleißigen Verlages.

Dr. F. Greiffenburger

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