6616670-1955_35_11.jpg
Digital In Arbeit

Das Kampfal

Werbung
Werbung
Werbung

Das untere Kamptal umfaßt zunächst die wunderschöne Aulandschaft, die sich von der Donau entlang unseres Kamps gegen Grafenegg, einem alten Schlosse in neunormannischem Stil, noch umgeben von einem Wassergraben, inmitten meines einst prachtvollen englischen Parkes erstreckt.

Anschließend, in fruchtbarer Landschaft, Schloß und Ort Walkersdorf. Und nun winken uns die ersten Rebstöcke entgegen, und wir durchwandern den wohlhabenden Ort Etsdorf, von dem uns der Weg hinüberführt zum Eisenbahnknotenpunkt Hadersdorf, geschichtlich ein bedeutsamer Markt, der die Pforte in das Kamptal ist. Aulandschaft, wogende Aehrenfelder und Weingärten in besten Lagen vereinen sich zum Dreibund. In Hadersdorf mündet das Straßer Tal mit seinem Hauptort Straß, umgeben von wertvollsten Weingärten. Auch der etwas nördlicher gelegene Ort Eisarn birgt beste Weine in seinen Kellern. Und nun wird unser Kamp von den Abhängen des Manhartsgebirges und denen des niederösterreichischen Waldviertels in einem weiten Bogen umspannt, und die mit Reben bewachsenen Hänge beengen immer mehr das Kamptal. Gobelsburg, der liebliche weinbautreibende Ort, wird überragt von dem Stammschloß der Kuenringer. Und schon blickt uns der Kirchturm von Langenlois entgegen. Er ist der schönste Kirchturm weit und breit, von dem bekannten Wiener Baumeister Mathias Gehrl 1754

erbaut. Die Lage von Langenlois wird durch sein altes Wappen gekennzeichnet: durch den Kampfluß, das Aehrenfeld und den Weinberg. 1925 wurde der einst „mitleidende“ Markt zur Stadt erhoben. Aber wirkliche Stadt wurde Langenlois erst nach 1945, seitdem der neugewählte Gemeinderat mit seinem Bürgermeister Ing. August Kargt die Geschicke des Ortes leiten. Um nur ganz wenige der vielen, vielen Neuerungen der Stadt aufzuzeigen, sei der gewaltigen Loisbach-regulierung gedacht, die in den Jahren 1948 bis 1954 durchgeführt wurde. An Festtagen erstrahlt unser schöner Kirchturm in zauberhafter Beleuchtung, und auch das neuerrichtete Glockenspiel läßt täglich vom Turm herab seine Weisen hören. Am Sauberg erstand eine der modernsten Schulen von Niederösterreich, in der die heranwachsende Jugend für Wein-, Obst-und Gartenbau das nötige Rüstzeug erhält. Eine neuerbaute, modern eingerichtete Kellerei dient zur Kelterung des Eigenbauweines der Weinstadt Langenlois. Dies war nur eine teilweise Aufzählung des schon Geschaffenen.

Daß unsere Hauer des größten geschlossenen Weinbaugebietes in ihren Weingärten nur mehr die besten Sorten Weinreben pflanzen, ist selbstverständlich. Die verbreitetste und beliebteste Sorte ist der grüne Veltliner. Aber auch Neuburger, . verschiedene Muskatellersorten, Sylva-ner, roter Veltliner, Müller-Thurgau und blauer Portugieser werden häufig gepflanzt. Rheinoder Kleinriesling gedeiht besonders gut am Heiligenstein, an dessen Fuß der sehr bekannte Weinmarkt Zöbing liegt. Hier beginnt die vielgerühmte Romantik des Kamptales. Flußaufwärts, im „schönen“ Schönberg, einer gut gepflegten Sommerfrische mit vielen Ausflugsmöglichkeiten in das Manhartsgebiet, am Fuße der alten landesfürstlichen Burgruine gelegen, oder im lieblichen Stiefern mit seiner alten Wehrkirche und dem verträumten Stieferner Tal, in Altenhof und in der größeren Sommerfrische Plank, an einer Kampschleife romantisch hingebettet, gedeihen süße Trauben.

Die bewaldeten Hänge des Kamptales steigen nun zu Tal und kahle Hänge steigen steil auf. Der Weinstock wird schon selten, dafür aber zeigt sich eine neue landwirtschaftliche Kultur, der Tabakbau, der von der musterhaften Domä-

nenverwaltung des Schlosses Buchberg neu eingeführt wurde. Und nun schauen wir schon das mächtige Schloß Buchberg, welches weithin sichtbar am rechten Kampufer thront. An der Ruine Schimmelsprung vorüber, genießen wir nun eine der schönsten Ansichten des Kamptales, die zwei eng aneinanderliegenden Ruinen von Gars-Thunau. Am Fuße des Schloßberges liegen die sehr bekannten Sommerfrischen Thunau und am linken Kampufer das emporstrebende Gars, zwei Fremdenverkehrsstätten mit modernsten Einrichtungen, groß angelegten Bädern und schönen Parkanlagen. In neuester Zeit bietet Gars dem Besucher auch noch Moorschwefelbäder. Flußaufwärts durchziehen wir die Sommerfrischen Manichfall und Kamegg, die sich regsten Besuches erfreuen und mit Recht, denn den Gästen wird das Beste geboten. Und die Rosenburg auf hohem Felsen hingebaut, die schon 1175 geschichtlich bezeugt ist, nachher aber manchen Zu- und Umbau erfahren hat

(1593, 1659, 1859). Es lohnt sich wirklich, die Burg zu besuchen. Besonders schön ist der Fernblick von der Loggia: am Fuße der steil abfallenden Felswände, an der Taffamündung, liegt der schöne, gepflegte Fremdenverkehrsort Rosenburg, im Hintergrund die alte Wallfahrtsstätte Maria Dreieichen und davor der schnell aufblühende ländliche Ort Mold, mit seinen landwirtschaftlichen Musterwirtschaften. Keiner, der über ein wenig Freizeit verfügt,, versäume es, von hier durch fast immer schattigem Hochwald zur wunderschönen Benediktinerabtei Altenburg zu wandern. Der Ort Altenburg ist eine emporblühende Sommerfrische, wo es gut sein ist. Wir aber wandern weiter zu den von duftenden Wäldern umgebenen Mustersommerfrischen Steinegg, Wegscheid und dem schon 1084 genannten Krummau. Unmittelbar bei Krummau ist das jüngste, größte Waldviertler Elektrizitätswerk, welches mit Kampwasser aus dem Stausee Dobra gespeist wird. Einige Kilometer dahinter, am Fuße der Burg Ottenstein, aber errichtet man den größten Stausee des Waldviertels, der wegen seiner herrlichen Waldlage bald ein vielbesuchtes Ausflugsgebiet werden wird. Und nun stehen wir in unmittelbarer Nähe des Stiftes Zwettl. wo der Unterlauf des Kamps sein Ende gefunden hat.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung