Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Kraft aus Glaube und Natur
„Wege zur Kraft" - das frühere Stift Pöllau, auf dem alten Wallfahrerweg vom Osten Europas nach Mariazell, beherbergt die Landesausstellung 1994.
„Wege zur Kraft" - das frühere Stift Pöllau, auf dem alten Wallfahrerweg vom Osten Europas nach Mariazell, beherbergt die Landesausstellung 1994.
Schon zu Sommerbeginn wurde der 50.000 Besucher der steirischen Landesschau „Wallfahrt - Wege zur Kraft" begrüßt. Damit liegt Pöllau im Reigen der vergleichbaren Ausstellungsorte dank der Vielfalt des Angebots auf einem guten Platz.
Es sind vier Schwerpunkte, die den Gast anziehen und begeistern. Das Herzstück bildet die klug inszenierte Ausstellung im weitläufigen Komplex des einstigen Klosters und der gewaltigen Rasilika. Von dort geht der Blick hinauf zur hochgotischen Wallfahrtskirche Pöllauberg, einem Juwel aus der Zeit, als man den Wiener Stephansdom erbaute. Wer von oben das Panorama genießt, kann in der gegenüberliegenden Ebene den Naturkraftpark PöT-lauer Tal entdecken. Das ist ein Fitneß-Parcours für die Sinne. Wie eine Perlenkette legt sich um diese Attraktion die Schönheit des sanften Hügellandes.
Die wissenschaftliche Leitung der Landesausstellung, der Regisseur Wilhelm Hengstler und der Historiker Karl Stocker haben sich mit dem Gestalter Michael Hoffer vorgenommen, das Thema „Wallfahrt" als Gang durch die Geschichte darzustellen. Vom Keller mit mythischen Darstellungen aus der Frühzeit führt der Weg durch einen Götterhain und über eine hohe Stiege in das Licht des Christentums. Eine Brücke aus Glas und Stahl, zehn Meter über dem Kirchenboden, gibt den unvergeßlichen Blick auf die Barockfresken des „steirischen Petersdomes" frei und schafft den Übergang in die von Christoph Kolumbus entdeckte
„Neue Welt". Auch die wechselhaften Epochen von Reformation und Gegenreformation sind aufgezeigt, Klösteraufhebungen und Wallfahrtsverbote.
Im Durchschreiten der Räume erlebt der Besucher ein hohes Maß an Frömmigkeit, dokumentiert am Beispiel großer Wallfahrtsorte und wertvoller Exponate. Die Auswahl reicht vom legendären Armreliquiar Karls des Großen aus dem Aachener Domschatz über das Korallenkleid aus den Kloster Jasna Gora in Tschenstochau bis zum Sarkophag des heiligen Eleutherius aus den Schatzkammern von Mariazell, Jerusalem, Rom, Santiago, Lourdes und Fatima sind vertreten, aber auch Gu-adelupe und das noch nicht anerkannte Medjugorje.
Steinig, sagt man, sei der Weg des Glaubens. Das trifft nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn zu. Seit Urzeiten schnüren Angehörige verschiedenster Religionsgemeinschaften Schuh und Ränzlein, um sich auf den beschwerlichen Weg zu machen. Welche Motive veranlassen Menschen, diese Strapazen auf sich zu nehmen?
In unserer Zeit erleben wir eine Renaissance der Wallfahrt aus religiösen Gründen, aber auch die Sehnsucht, an verschiedenen „Orten der Kraft und Strahlung" neue Lebensenergien zu gewinnen. Das ist wohl ein Grund dafür, daß die Organisatoren von Pöllau einerseits zum Pilgerweg und andererseits in den Naturkraftpark einladen. Dort, in der Hinterbrühl, kann der Mensch sein Sinnesbewußtsein erweitern, Hören, Sehen und Fühlen trainieren und sich bei einfachen Wahrnehmungsübungen den Urelementen zuwenden. „Wer Augen und Ohren, Herz und Seele offen hält, trifft hier auf ein kleines Paradies", meinen die Initiatoren unter der Führung des Innsbrucker Universitätsprofessors Dr. Jörg Purner. Ihr Appell: „Mach Dich auf die Suche, hier kannst Du Deine Entdeckung harmonisch umsetzen, das milde Licht auf dem Moos, das Rascheln des Laubes, das Grün der Wiesen, die Dämmerung im Wald, den würzigen Duft von Pilzen und Hölzern, den weichen Boden unter Deinen Füßen. Hier kannst Du Dich freimachen von der Hast des täglichen Lebens, seiner Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten!" Bis jetzt gibt es 22 Stationen, vom Steinlabyrinth und der
Riechstrecke bis zum „handgreiflichen Baum", weitere „Kraftströme" werden erschlossen.
Natur pur findet der Ausstellungsbesucher, beziehungsweise der Tourist, im ganzen Bezirk. In der Ebene liegt Bad Waltersdorf mit seiner Heilterme und dem Romantikhotel Schloß Obermayerhofen. Rund um den Stubenbergsee laden Maria Fie-berbründl, St. Johann bei Herberstein, die Bundessportschule Schielleiten, Schloß Stubenberg am See, sowie das Schloß Herberstein (mit Tierpark) zum Verweilen ein. Im Mittelpunkt der Sonnenregion Hartberg steht die historisch bedeutsame, gepflegte Stadt, im Umland finden sich die Villa rustica (aus der Römerzeit), das bäuerliche Kunsthandwerk im Schloß Klaffenau, das Erholungsdorf St. Johann in der Haide. Das Joglland mit Stift und Markt Vorau, Waldbach, Mönichwald, Wenigzell und St. Jakob im Walde ist längst ein Geheimtip für Sommerfrische entlang der Blumenstraße, das Wechselland glänzt mit der Stadt Friedberg, die heuer zum 800-Jahr-Jubiläum und zur Eröffnung des Thonet-Museums einlädt.
Wallfahrt - Wege zur Kraft. In dieser heiteren Gegend findet der Suchende Zeichen des Glaubens, Stätten der Kultur und die Gastlichkeit fleißiger, aufgeschlossener Menschen.
Hinweis zur Ausstellung: Der Katalog kostet 250 Schilling und ist im Ausstellungssekretariat erhältlich. Information: Tel. 03335/4455, Fax: 44558, Tourismusverband Naturkraftpark Pöllauer Tal, Tel. 03335/4210, Fax: 4235. Die Landesausstellung ist bis 30. Oktober täglich von 9-18 Uhr geöffnet, Kassaschluß ist 17 Uhr.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!