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Die Gemeinden und ihre Sorgen

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Man rühmt Niederosterreich als Land der mannigfaltigen Landschaft. Die Bergwelt der Alpen, die Hügellandschaft des Wienerwaldes , der landschaftliche Reiz der Wachau, die fruchtbare Ebene des Marchfeldes und der Brucker Pforte sowie die Eigenart des Waldviertels geben unserem Land ein interessantes Gepräge. Dementsprechend ist auch die Entwicklung der Gemeinden in Niederösterreich, ihre Geschichte und ihre Wirtschaft eine sehr mannigfaltige. Das Viertel unter dem Wienerwald hat in Wiener Neustadt eine Zentrale auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, das Viertel ober dem Wienerwald beherbergt die größte Stadt des Landes, St. Pölten, der Vorort der Wachau ist das alte, historische Krems und im Wald-und Weinviertel sind Orte wie Gmünd, Horn, vor allem aber auch Stockerau echte Schwerpunkte im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben. Es ist verständlich, daß in den industrialisierten Gegenden Niederösterreichs der Industriecharakter unserer Städte und Gemeinden überwiegt. Die Gemeinden in den vorwiegend agrarischen Gebieten haben anderen Charakter und andere Aufgaben zu erfüllen und die Orte in den landschaftlich besonders günstig gelegenen Gebieten Niederösterreichs bemühen sich mit Recht um den Ausbau des Fremdenverkehrs als wichtigen Zweig der modernen Wirtschaft. Eine richtige Landes- und Kommunalpolitik muß diesen Gegebenheiten Rechnung tragen. Daher besteht das echte Anliegen, durch ein modernes Raumplanungsgesetz störende Elemente in der Zukunftsentwicklung auszuschalten.

Erfreuliche Eigeninitiative

Daß sich gewisse Industrieanlagen mit dem Versuch, ein Erholungszentrum für Fremde zu werden, nicht vertragen, bedarf keiner näheren Begründung. Wir sind also bemüht, unseren Gemeinden zu helfen. Für Industriegründungen steht die Einrichtung der Kommunalbank zur Beschaffung von Industriegelände zur Verfügung. Wir haben ein Landesgesetz über die Errichtung eines Betriebsinvestitionsfonds, wird sind in der Lage, für notwendige Kredite der Wirtschaft eine Landeshaftung zu übernehmen und entsprechende Mittel für Gewerbe und Fremdenverkehr zur Verfügung zu stellen. Immer aber wird die Gemeinde aktiv sein müssen, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Viele Gemeinden haben auch eine erfreuliche Initiative entwickelt. Wenn man weiß, wie viele moderne Bäder in Niederösterreich in den letzten Jahren geschaffen wurden, wie viel die Gemeinden für Schlepp- und Sessellifte ausgegeben haben, um den Fremdenverkehr zu stützen, wie viel aber auch für die Industrieentwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen gerade aber von den Gemeinden geleistet wurde, dann kann man mit Befriedigung sagen, daß sich bei einer Großzahl der Gemeinden ein neuer Geist der Kommunalpolitik durchgesetzt hat. Schwierig ist die Lage der Kleingemeinden, vor allem in den Grenzgebieten, die aus verständlichen Gründen bis jetzt nicht den Anschluß an die allgemeine Entwicklung finden konnten. Hier wird der von der Landesregierung und vom

Landtag geforderte Plan, die Zusammenlegung von Klein- und Kleinstgemeinden, hoffentlich Abhilfe schaffen können. Als wirklich besondere Leistung der Zusammenarbeit zwischen Land und Gemeinden soll erwähnt werden, daß es gelungen ist, in Niederösterreich seit 1950 300 neue Volksund Hauptschulen zu errichten. Die neue Gemeindeordnung, die auf Grund der Gemeindeverfassungsnovelle noch in diesem Jahr vom Landtag beschlossen werden wird, räumt den Gemeinden eine verstärkte Autonomie und volle Freiheit in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit ein. Wir hoffen, daß die oft erwähnten Grundzellen der Demokratie diese Rechte gut nützen: im Interesse ihrer Bürger und unseres Heimatlandes Niederösterreich.

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