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Mitnaschen an der Expo 1995

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Durch seine Nähe zum EG-Raum einerseits und zum Ostblock andererseits ist Oberösterreich ein klassisches „Drehscheibenland“. Wie es diese Vermittlerfunktion sieht und erfüllt, ist Thema dieses Dossiers.

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Durch seine Nähe zum EG-Raum einerseits und zum Ostblock andererseits ist Oberösterreich ein klassisches „Drehscheibenland“. Wie es diese Vermittlerfunktion sieht und erfüllt, ist Thema dieses Dossiers.

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Von der Weltausstellung Wien-Budapest im Jahr 1995 werden neben kulturellen und politischen vor allem wirtschaftliche Impulse ausgehen. Oberösterreichs Wirtschaft beginnt sich daher für die Weltausstellung zu rüsten. Das Land Oberösterreich und die Stadt Linz haben als erste ihre Bereitschaft zur Mitarbeit im Expo-Bundesländer- und Sozialpartnerausschuß erklärt. Die Handelskammer Oberösterreich steht seit einiger Zeit in Kontakt mit dem Expo-Büro der Stadt Wien und in der

Kammer entsteht in diesen Tagen eine Weltausstellungsprojektgruppe. Oberösterreichs Wirtschaft wird auch im Expo-Arbeitskreis „Wirtschaft und Wissenschaft“ sowie im Weltausstellungsbeirat des Amtes der oberösterreichischen Landesregierung vertreten sein.

Eine Definition der regionalpohV tischen Ziele der Weltausstellung gibt es derzeit noch nicht. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß für die oberösterreichische Wirtschaft die Bereiche Errichtungsinvestitionen und Baumaßnahmen, internationale Fachausstellung sowie Ausstellungstourismus interessant sein werden.

Die Kosten der Errichtung der Weltausstellungsgebäude werden mit 7,5 Milliarden Schilling geschätzt. Die Errichtung und der Ausbau der für die Weltausstellung benötigten Verkehrsinfrastruktureinrichtungen werden um die zwölf Milliarden Schilling kosten. Amerikanische und arabische Finanzierungskonsortien haben außerdem Pläne für den großzügigen Ausbau von Handelszentren sowie Wohn-und Bürobauten entlang der Wag-ramer Straße als Ergänzung zur eigentlichen Weltausstellung vorgelegt. Eine Verwirklichung dieser Maßnahmen würde noch mehr kosten als die Weltausstellung selbst. Die Investitionen werden zum überwiegenden Teil der Bauwirtschaft zugute kommen. Aber auch eine Reihe anderer Branchen, zum Beispiel Metallverarbeitung, Erzeugimg von Sand, Kies, Lehm und Ton, Holzverarbeitung sowie Dienstleistungsunternehmen technischer Art, partizipiert an den Bauinvestitionen. Eine Milliarde Schilling Bauinvestitionen würden nach einer Studie des österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung für die Bundesländer außer Wien eine Wertschöpfung von mehr als 200 Millionen .Schilling und einen Beschäftigungseffekt von 400 Beschäftigten ergeben.

Aufgrund der Leistungsfähigkeit der oberösterreichischen Wirtschaft sowie der geographischen Lage kann erwartet werden, daß außer Wien lediglich Niederösterreich ein stärkerer Nutznießer der Bauaufträge als Oberösterreich sein wird.

Für die oberösterreichische Bauwirtschaft kämen Weltausstellungsaufträge sehr gelegen, weil in den letzten Jahren das Ausmaß der öffentlichen Aufträge stark zurückgegangen ist. Besonders stark betroffen davon ist der Tiefbaubereich. Im Hochbaubereich konnte dieses Manko bisher durch private Aufträge ausgeglichen werden.

Die beiden letzten Weltausstellungen verzeichneten 14 Millionen (Brisbane, 1988) und 22 Millionen (Vancouver, 1986) Besucher. Eine genaue Schätzung der Besucherzahlen für Wien ist derzeit noch nicht möglich, da noch zu wenig Faktoren (zum Beispiel Ausstellungsangebot, Höhe des Eintritts) bekannt sind. Spekuliert wird mit einer Gesamtbesucherzahl (Wien und Budapest) von ungefähr 20 Millionen, wobei Besucher aus aller Welt erwartet werden. Für ein wirtschaftlich dynamisches Bundesland wie Oberösterreich - dieses Bundesland hat nach Wien den zweithöchsten Beitrag aller Bundesländer an der österreichischen Wertschöpfung - ist eine internationale Ausstellung mit einer derart hohen Besucherzahl von großem Interesse. Die oberösterreichische Wirtschaft erhofft sich durch dieExpo 1995die Anbahnung neuer interessanter Geschäftsverbindungen. Die Teilnahme an der Ausstellung ist eine Chance für die Wirtschaft, die bereits jetzt ungefähr ein Viertel der österreichischen Exportleistung erbringt, sich noch mehr als bisher an internationalen Standards zu messen und zu noch mehr Weltoffenheit zu gelangen. Vielleicht führt dies auch zur Entwicklung neuer Produkte.

Oberösterreich wird auch die Gelegenheit nutzen, sich sowohl in Wien als auch in Budapest als idealer Wirtschaftsraum und Erholungsraum zu präsentieren.

Die meisten auswärtigen Besucher werden in Ungarn, Wien oder Niederösterreich nächtigen. Für Oberösterreich besteht daher nur die Chance, diese Gäste im Anschluß an den Ausstellungsbesuch oder eventuell vorher nach Oberösterreich zu bekommen. Den Besuchern werden dabei die in den letzten Jahren durchgeführten Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Fremdenverkehrsbetriebe zugute kommen. Die oberösterreichische Fremdenverkehrswirtschaft will daher in Zusammenarbeit mit der Expo-AG Programme anbieten, die den Ausstellungsbesuch und einen anschließenden Aufenthalt in Oberösterreich oder eine Rundreise durch dieses Land enthalten. Besonders geeignet für diese Programme sind die Regionen Donautal und Salzkammergut.

Zusammenfassend betrachtet, erwartet sich die oberösterreichische Wirtschaft von der Weltausstellung 1995 deren Motto entsprechend Brücken in die Zukunft.

Der Autor ist Referent der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Handelskammer Oberösterreich.

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