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Schritte ins Jahr 1995

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Mit Riesenschritten geht Wien auf das Jahr 1995 zu, dem Jahr, in dem es — so Gott und das Pariser Internationale Ausstellungsbüro (BIE) wollen — zur gemeinsamen Weltfachausstellung mit Budapest kommen soll.

Das Interesse der Öffentlichkeit nimmt zu. Der Generalsekretär des Vereins für die Weltausstellung, Ernst Stock, berichtet von Dutzenden Leuten, die schon mit verschiedenartigsten Ideen zur Expo '95 — „sei es Gartengestaltung, sei es Donauufergestaltung, sei es Gestaltung der Straßen zum künftigen Messegelände um das Austria Conference Center und die UNO-City“ - bei ihm in der Wiener Hofburg vorgesprochen haben.

„Es ist unglaublich, welche Diskussion die Weltausstellung in Österreich bereits ausgelöst hat“, so Stock zur FURCHE. „Es muß ja nicht jeder von Anfang an dafür sein, aber durch die Diskussion steigert sich die Akzeptanz und damit die unerhörte Chance Wiens, sich als Zentrum des Donauraumes mit Verbindung zu Bayern und zu Oberitalien zu profilieren.“

Nach dem großen Seminar der Wiener Ingenieur- und Architektenkammer „Weltausstellung aktuell“ in Wien und Budapest Anfang Oktober, bei dem der stellvertretende Generalsekretär des Vereins Weltfachausstellung, Gerhard Feltl, auf äußerst professionelle Weise die Vision und die damit verbundenen notwendigen Maßnahmen zur Durchführung der Weltausstellung vorstellte, finden immer mehr Einzelpersönlichkeiten und Gremien Gefallen an dem gigantischen Vorhaben.

Am kommenden Montag beispielsweise präsentiert der Bund Sozialistischer Akademiker, Intellektueller und Künstler gemeinsam mit der Girozentrale der Sparkassen einen Sammelband „Weltausstellung'95“, in dem sich Journalisten, Soziologen, Wirtschaftsfachleute, Architekten, Stadtplaner und Bankfachleute zum Großprojekt äußern.

Aber vorerst geht's nach Paris. Am Mittwoch, 14. Dezember, präsentieren Wien und Budapest ihr Projekt beim BIE. Das Pariser Ausstellungsbüro bestimmt dann die Kommission, die in Wien und Budapest vor Ort recherchiert.

Im März 1989 erwartet Wien das Eintreffen der Kommission, der dann alle bisher erarbeiteten Unterlagen — auch der sogenannte Zwölfer-Fragebogen, der, zu 90 Prozent beantwortet, im Jänner fertiggestellt wird — vorgelegt werden müssen.

Momentan gibt es Vorbereitungen für eine Planungs- und Errichtungsgesellschaft sowie für eine Tochtergesellschaft, die sich mit Marketing- und Sponsorentätigkeit in Drittländern beschäftigen wird, berichtet Ernst Stock. „Die Vermarktung besorgen Ungarn und Österreich für sich allein. Wir rechnen damit, daß es im

Frühjahr zur Errichtung dieser Gesellschaften kommen wird und daß mit dem Zuschlag, den wir hoffentlich im Mai erhalten, voll und professionell weitergearbeitet werden kann.“ Hinsichtlich der Finanzierung — so Stock — werden laufend Gespräche mit den Banken geführt, worüber aber noch keine Details veröffentlichbar sind.

Gut gefällt dem Generalsekretär das geplante Weltausstellungsgelände, wenngleich Wien mit der Entscheidung, die Papstwiese im Donaupark nicht zu verbauen - die FURCHE hat dagegen von Anfang an gewettert — „etwas beengt ist“.

Jetzt wird ein Wettbewerb der Gemeinde Wien ausgeschrieben, um von Raumplanern und Architekten Unterlagen über die Einfügung der Weltausstellung in die Gesamtplanung des Wiener Donauraumes erarbeiten zu lassen. Dann erst will man sich an den konkreten Weltausstellungswettbewerb heranwagen.

„Wichtig ist, daß es keine Wegwerf-Weltausstellung wird“, greift Stock eine klare FURCHE-Forde-rung auf. „Wir wollen nicht in etwas investieren, was wir nachher nicht brauchen. Das Wichtigste ist, was die Wiener Messe benötigt. Daher müssen wir zunächst unter dieser Perspektive bauen.“

„Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Donau hinunterfließen“, so Stock. „Hoffentlich durch eine Donau, die nicht durch den Kraftwerksbau behindert ist, sondern wo die Staustufe Wien bereits steht. Denn es wäre schade, wenn wir, nachdem der Rhein-Main-Donau-Kanal ab 1992 offen ist, zum Zeitpunkt der Weltausstellung ausgerechnet noch in der Schiffahrt behindert würden, weil wir mitten im Kraftwerksbau stehen.“

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