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Das Wagnis Expo 1995

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Wien ist schön, Budapest ist schön — wie schön müssen erst beide Städte zusammen sein! Die Vision einer gemeinsamen Weltfachausstellung in den beiden Metropolen im Jahre 1995 nimmt Gestalt an. Während in Österreich die Idee von der Welt-Expo in Wien und Budapest schon seit Monaten öffentlich diskutiert wird, beginnt in Ungarn erst seit kurzem das Interesse für dieses Wagnis zu wachsen.

Das hängt damit zusammen, daß das Budapester Vorbereitungskomitee für die Weltausstellung bisher nur über nüchterne Fakten berichtete: Uber die Option der österreichischen und ungarischen Regierung, eine derartige Ausstellung in Angriff nehmen zu wollen (Herbst vergangenen Jahres), und über die vergangene Woche beim Internationalen Ausstellungsbüro in Paris (BIE) eingebrachte offizielle Bewerbung der Donaustädte um die Durchführung der Ausstellung.

Jetzt allerdings, hofft Peter Baläzs, Vorsitzender des ungarischen Weltausstellungsausschusses, werde die Neugier der Ungarn erwachen. Der Generaldirektor im Handelsministerium möchte das Gespräch über Thema, Standort und Finanzierung der Weltausstellung in Budapest vorantreiben.

Gegenüber der FURCHE warnte Baläzs vor übertriebener Hektik, was die Vorbereitungen zur Weltausstellung betrifft. Es sei nicht seriös, die beiden Städte gegeneinander auszuspielen und künstlich Konkurrenzdruck zu erzeugen.

Auch Zahlenspielereien weist der ungarische Ausschußvorsitzende zurück. Fest steht, daß sich immer mehr Beamte mit der Expo 1995 beschäftigen. Die ungarische Regierung hat dem Komitee ein bescheidenes Budget zur Verfügung gestellt, „das gerade dazu reicht, gemeinsame Verhandlungen in Wien oder Budapest durchzuführen“.

In der ungarischen Hauptstadt läuft gegenwärtig ein Wettbewerb, der die Standortfrage klären soll. Der Stadtrat Budapests hat 22 mögliche Plazierungen vorgelegt. Hier muß gesiebt werden. Bis Jahresende wird feststehen, wo die Ausstellung in Budapest stattfindet, welche Bauten benötigt werden und welche Infrastruktur geschaffen werden muß.

Die Themenfrage — Budapest und Wien müssen ein einheitliches, griffiges Motto wählen — ist vorläufig noch nicht gelöst. Den von einer ungarischen Agrarlob-by * eingebrachten Vorschlag „Food for world“ tut Baläzs als „Dummheit“ ab.

„Wir brauchen eine einheitliche Marketing-Strategie“, betont er. „Es geht darum, die Idee von einer Weltausstellung in zwei Hauptstädten möglichst gut zu verkaufen. Selbstverständlich muß es dann möglich sein, daß die beiden Städte noch spezifische Sub-The-men finden “

Den politischen Aspekt möchte der ungarische Organisationsleiter in der Vorbereitungsphase ausgeklammert wissen. „Wir müssen so etwas wie eine gute Theaterproduktion zustande bringen“, meint er.

Und diesbezüglich besäßen Wien und Budapest ein Atout: Zwei Nachbarländer, zwei sehr nah liegende Metropolen am selben Fluß (1992 wird der Rhein-Main-Donau-Kanal fertiggestellt) mit unterschiedlicher politischer und ökonomischer Ordnung - das sei einmalig. „US-Marketingexperten haben Mitteleuropa entdeckt und sehen ungeahnte Möglichkeiten in der Entwicklung dieses Raumes“, weiß Baläzs.

Die Expo 1995 müßte vorrangig an kulturellen Veranstaltungen interessiert sein und diese Werte betonen. Daraus könnte sich dann eine Zusammenarbeit der zwei politischen Systeme entwickeln.

Was Planung und Finanzierung betrifft, denkt Baläzs in Alternativen. Zunächst müsse man wissen, was für die Expo selbst, fürs Verkehrswesen und den Tourismus benötigt werde. Dann könne man entscheiden, wie man baut. „Wenn ich an die Tausendjahrfeier Ungarns 1896 denke, dann sehe ich, daß man schön und so viel wie möglich gebaut hat. Das werden wir in dem Ausmaß 1995 nicht schaffen. Aber ich bin für finanziell mögliche und schöne Lösun-gen.

Budapest werde ohnehin ständig erweitert, die Weltausstellung 1995 sollte daher nach Meinung Baläzs' auch dazu genützt werden, das Stadtbild — durch einen Prioritätenwechsel etwa im Bauprogramm — entscheidend zu verschönern.

Ungarn werde versuchen, zur Finanzierung Kredite aus dem Ausland zu erhalten. „Ganz bestimmt aber werden wir die Expo nicht aus österreichischen Steuergeldern finanzieren, wie* schon geschrieben wurde. Hinsichtlich der Zusammenarbeit sehe ich aber große Chancen für die österreichische Bauwirtschaft.“

Schnellzüge sollen unter zwei Stunden die beiden Städte verbinden, rasche Grenzabfertigungen und vermehrter Einsatz auch von Privatflugzeugen die Besucher in die Ausstellungsstädte bringen.

Baläzs ist fasziniert vom Beispiel Brüssel 1958: „Alles was in Brüssel heute gut und praktisch ist, kommt von der Weltausstellung 1958 her. Und das sollte auch für Wien und Budapest gelten.“

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