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Notizen

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Die in Wien (Donauverlag) erscheinende Zeitschrift „Freude an Büchern: Monatshefte für Weltliteratur“, schlägt einen ungewöhnlichen Weg ein, um drei Dichterpreise an Romanautoren, und zwar an einen aus Österreich, einen aus dem übrigen deutschen Sprachgebiet und einen aus dem nichtdeutschen Ausland verleihen zu können. Nicht eine Jury der Wenigen wird die Auswahl der drei Preisgekrönten bestimmen, sondern d i e Leser der Zeitschrift stimmen über die auszuzeichnenden Autoren a b. Die Abstimmung wird ein aufschlußreiches Bild vom unbeeinflußten Geschmack der Leserschaft geben. •

Eine bedeutende Stellungnahme zu aktuellen Hochschulfragen gab vor kurzem der ehemalige Rektor der Universität München Prof. Dr. Walter Gerlach: Aus der historischen Entwicklung der Universität als einer „Republik des Geistes“ bestimmte Gerlach ihre gegenwärtige Position, die in keinem Verhältnis zu den Erfordernissen der jüngsten Zeit stünde. Die Universität sei sowohl in Lehrstoff, Lehrplan und Prüfungsordnung wie auch in materiellen und personellen Unterrichtsvoraussetzungen weit zurückgeblieben. Die fortschreitende Vermehrung des Wissens stehe 6omit in merkwürdigem Gegensatz zur Stoffbeschränkung des Unterrichts. Die Voraussetzung, daß die Übermittlung des neuen Wissens mit dem gesamten bisherigen Fachwissen verbunden sein müsse, sei falsch, und es sei eine Frage der Pädagogik, auf welche

Details des alten Wissens unbeschadet verzichtet werden könne. Als Aufgabe der Universität bezeichnete es Professor Gerlach, aus allen Wissensgebieten die entscheidenden Ideen 60 herauszuholen und vorzutragen, daß dem Studenten ihre Zusammenhänge deutlich würden und er im späteren Berufsleben befähigt sei, an der kommenden Entwicklung teilzunehmen und deren Ergebnisse seinem Fach einzuordnen.

Die deutschen Zeitungsverleger wollen der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main ein besonderes Zeitungsarchiv angliedern. Diese neue geplante Sammelstelle 6oll aber nicht gebundene Zeitungsexemplare enthalten, sondern lediglich Mikrofilme der wichtigsten deutschen Blätter. Die Zeitungsexemplare werden Seite für Seite fortlaufend auf einen Filmstreifen photographiert. Von dem Negativ6treifen wird ein Positiv abgezogen, das mit der Lupe, einem Speziallese-gerät oder einem Projektionsapparat beinahe beliebig vergrößert werden kann. Werden einzelne Artikel oder Ausschnitte benötigt, so lassen sich mit Hilfe der Mikrofilme ohne weiteres vergrößerte Photokopien für jeden Zweck herstellen. Die neue Methode ist raum-und materialsparend. Jeweils ein Erscheinungsmonat wird auf einem zehn bis zwölf Meter langen, sehr schmalen Filmband aufgenommen. Eine auf diese Weise hergestellte Monatsrolle hat einen Durchmesser von sechs und eine Dicke von vier Zentimeter und wiegt knapp 150 Gramm. Ein ZeitungsJahrgang auf Mikrofilm hat .also ein Gewicht von noch nicht zwei Kilo, während ein Band gehefteter Originalexemplare ungefähr anderhalb Zentner wiegt und entsprechenden Raum einnimmt. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Bei der heutigen Qualität des Zeitungspapiers sind die Originalblätter bereits nach 30 bis 40 Jahren vergilbt. Der neuzeitliche Mikrofilm entspricht jedoch bestem holzfreiem Papier und hat bei sachgemäßer Behandlung eine Lebensdauer von 200 bis 300 Jahren. In England und Amerika wird das Verfahren der Mikrokopie im Pressewesen bereits auf breiter Grundlage angewandt. Die Londoner „Times“ zum Beispiel verkauft die Mikrofilm-Gesamtausgabe aller ihrer Jahrgänge (Gründungsjahr 1814). Der Prei6 von 2000 Pfund Sterling erscheint für 138 Jahrgänge nicht einmal unangemessen. Die „New York Times“ liefert auf Wunsch eine besondere Mikro-auegabe, die vor allem überseeischen Beziehern mit der Luftpost auf dem technisch schnellsten Wege zugestellt wird. In den USA und Großbritannien gehen Bibliotheken mehr und mehr dazu über, die Originalbände gesammelter Zeitungsjahrgänge nach einer Fri6t von zwei Jahren durch Mikrofilme zu ersetzen.

Die „Führer-Bauten“ auf dem Obersalzberg werden abgebrochen. Die bayrische Staatsregierung hat hiezu mit einer Baufirma in Reichenhall einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge bis spätestens 31. Mai 1952 die Abbrucharbeiten abgeschlossen sein müssen. Dann wird die Forstverwaltung das Gelände wieder aufforsten.

Der amerikanische Militärbezirk Stuttgart will deutsche Familien bitten, junge amerikanische Soldaten zum Weihnachtsfest einzuladen, um ihnen das Gefühl der Einsamkeit im fremden Lande zu nehmen. Die amerikanischen Dienststellen wollen ihrerseits noch mehr als bisher Weihnachtsfeiern für deutsche Kinder und Bedürftige veranstalten. — In den Vereinigten Staaten ist es üblich, daß in der Umgebung von Kasernen wohnende Familien Soldaten für die Freizeit „Familienanschluß“ bieten.

Ende dieses Jahres wird in Hamburg das Verwaltungsbüro geschlossen, das die 16.000 bei Kriegsende auf dem Glockenfriedhof in Hamburg liegenden deutschen Kirchenglocken betreute. Die durch das Kriegsende vor der Einschmelzung bewahrten Glocken, deren Gewicht zwischen 7000 und 12.000 Kilogramm lag, wurden inzwischen in ihre Heimatgemeinden im westlichen und östlichen Deutschland zurückgeschafft. Katholische wie evangelische Flüchtlings- oder Patengemednden übernehmen leihweise 1200 Glocken au6 deutschen Ostgebieten. Alle zu Hamburg lagernden Glocken sind systematisch in einem Archiv erfaßt worden, das heute einen einmaligen kulturgeschichtlichen Wert darstellt. Dieses Archiv wird auch nach der Auflösung des Verwaltungsbüros weiterarbeiten. Eine „Deutsche Glockenkunde“ mit mehreren Bänden wird die Auswertung des Archivs darstellen und einen umfassenden Uberblick über die kulturgeschichtliche Entwicklung der deutschen Kirchenglocken geben. Der erste Band dieses „Glockenatlas“ 6oll 1952 erscheinen.

Uber 16.000 private Gewerbe-, Handels- und Handwerksbetriebe in der Sowjetzonenrepublik sind nach den Handelsregistern seit Beginn dieses Jahres durch Konkurs, Liquidation oder Schließung erloschen. Allein in Sachsen sind es 5400 Firmen. Die Zahl der Konkurse von Privatbetrieben in der Sowjetzone 6teigt 6tändig. Anlaß hiefür sind in erster Linie die neuen steuerlichen Richtlinien und Verfügungen, die Nachzahlungen der erhöhten Steuersätze rückwirkend von 1946 an vorsehen.

Zur Werbung für die bevölkerungspolitischen Ziele der gegenwärtigen ungarischen Regierung wurde in der Gynäkologischen Klinik in Budapest die Inschrift angebracht: „Das Gebären ist Pflicht der Mutter — für das Mädchen ist es Ruhm.“

Das in Belgrad in deutscher Sprache erscheinende Blatt „Der Schaffende“ bringt einen Bericht über Unzulänglichkeiten tat einem der Erholung der Werktätigen dienenden Hotel und schildert, wie schließlich durch das Eingreifen von Beamten, welche eine Gästevereammlung einberiefen, diese Ubel-stände abgeschafft wurden. Da den Berufstätigen während ihrer Erholung alles geboten werden 6oll, sei es angezeigt, heißt es in dem Bericht, in den Hotels Gästeau66chüsse zu bilden, die dem Direktor, der Küche und dem Personal direkt ihre Wünsche mitteilen und Vorschläge machen.

Seit beinahe einem Jahr haben die i t a-lienischen Frauen ein gewisses Vetorecht gegen Gesetzesvorlagen und Verabschiedungen von Gesetzen, die die Interessen der Frauen einschneidend berühren. Eine jeweils auf ein halbes Jahr von sämtlichen Frauenorganisationen Italiens gewählte fünfköpfige Delegation prüft die einzelnen Paragraphen und erhebt Einspruch bei der Regierung, wenn sie mit Stimmenmehrheit zu der Uberzeugung kommt, daß die eine oder andere Klausel gegen die Interessen aller Frauen verstößt. In den zehn Monaten des Bestehens dieser Sonderregelung haben die Italienerinnen viermal ihr Veto gegen einen vor der Verabschiedung stehenden Gesetzestext eingelegt. Zweimal kam es zu einer Abänderung zugunsten der Frauen. In den weiteren Fällen lehnte der 6ich in der Hauptsache au6 männlichen Parlamentsmitgliedern zusammensetzende Prüfungsausschuß die Einwände als „unerheblich* ab.

Paul Claudel schreibt gegenwärtig an einem neuen Stück, das dem Andenken Christoph Kolumbus gewidmet sein wird.

Die Zeitungen des Nahen Ostens widmen einem Problem, da6 jedem Orientalen naheliegt, breiten Raum: dem Haschisch. Die libanesische Regierung hat erklärt, daß sie mit allen Kräften darangehen werde, die riesigen Haschischpflanzungen ihres Landes zu zerstören, und hat bereits den Anfang gemacht. Sie folgt damit einem Wunsche Ägyptens und handelt entsprechend einem Ubereinkommen der Staaten der Arabischen Liga.

Uber die Zerstörungsaktion veröffentlicht die Regierung in Beirut täglich Berichte, die In allen Einzelheiten das Ausmaß der betroffenen Flächen, den Wert der verbrannten Ware und die Namen der Besitzer angeben. Bei der Aktion kommt es gelegentlich zu schweren Zusammenstößen, da die Pflanzer den Regierungsbeamten oft heftigen Widerstand leisten. Nach den neuesten Statistiken wurden bis jetzt etwa zehn Millionen Quadratmeter Haschischpflanzungen zerstört. Die Maßnahmen Beiruts stellen einen energischen Schritt zur Unterbindung des Ha6chi6chlaster6 dar. Es handelt sich aber nur um einen ersten Schritt, da bis jetzt lediglich der fünfte Teil des Gesamtanbaufläche in Syrien und dem Libanon zerstört worden ist. Um den Plan völlig zu verwirklichen, wäre e6 notwendig, gleichzeitig in allen arabischen Ländern sämtliche Pflanzungen zu zerstören.

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