7017736-1988_33_01.jpg
Digital In Arbeit

Wiener Wegwerf-Expo '95

Werbung
Werbung
Werbung

Nach Quadratur des Kreises schaut die Begründung aus, mit der ein Planungsteam der Stadt Wien den Standort „Donaupark“ für die geplante Weltausstellung 1995 — gemeinsam mit Budapest — schmackhaft machen will.

Was Bürgermeister Helmut Zilk und Planungsstadtrat Hannes Swoboda am Dienstag mit der Präsentation des Donauparks als Hauptstandort der Expo als Empfehlung für eine im Wiener Gemeinderat am 26. September anstehende endgültige Entscheidung von sich gaben, läßt nur wenig von der Vision übrig, die im Expo-Thema „Brücken in die Zukunft“ mitschwingt.

Da ist die Rede von Berücksichtigung der gesamten Donauraumplanung, „wobei der Donauraum als Freizeit- und Erholungsraum nicht beeinträchtigt werden darf“. Und dafür ist man die „große Wiese bis zum Donauturm“ zu opfern bereit! Ein bestehendes Erholungsgebiet, akzeptiert von Wienern und Touristen, ist vom Tod bedroht.

Gleichzeitig wird gegen das Messegelände als möglicher Hauptstandort argumentiert, daß damit „ein Druck auf den Grünraum Prater zu erwarten“ sei.

Zweifellos spricht die Kostenfrage für diesen Hauptstandort. Der Bereich liegt tatsächlich verkehrsgünstig und erspart diesbezügliche Investitionen. Aber hätte sich Wien nicht doch einige Anleihen von den Budapester Überlegungen hinsichtlich Weltausstellung und künftiger Stadtentwicklung nehmen können?

Budapest hat nach dem Vorbild der Weltausstellung in Brüssel 1958 und auf der Grundlage eigener Erfahrungen der Stadterweiterung anläßlich der Millenniumsfeiern der Magyaren 1896 die Absicht, die Weltfachausstellung 1995 zu einer entscheidenden Verschönerung des Stadtbildes zu nützen. Der Budapester Hauptstandort bei Budaörs an der Westeinfahrt der ungarischen Hauptstadt entspricht den Visionen der Planer im Nachbarland.

Nach dem 1:0 für Budapest wegen der rascheren Standortwahl folgt jetzt das 2:0 für die Ungarn aufgrund einer Qualitätsbewertung.

Hat Wien keine Kraft, Visionen zu verwirklichen? Droht die Expo '95 zu einem Jahrmarkt zu verkommen. Bleiben letztlich nur Plastikvisionen übrig?

Wer da gewisse Vorstellungen von einem „riesigen, demontierbaren Glaszelt“ über dem Karlsplatz unter die Lupe nimmt — Karlsplatz sowie Messepalast sind als Nebenstandorte der Weltausstellung vorgesehen —, oder eine Teilüberbauung der Donau zwischen Brigittenauer- und Reichsbrücke als Freizeitzentrum, der kann nur fordern, daß dieser städtebauliche Unsinn nie verwirklicht wird. Sonst wird der Wiener Teil der Expo '95 zu einer Wegwerfweltausstellung, ohne Wert für die Entwicklung einer reizvollen Stadt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung