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Wanderprediger

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Was hat Wien zu leisten, um — unabhängig vom Ziel der Weltausstellung — „eine der beliebtesten Städte Europas“ (Ernst Stock) zu bleiben?

„Wien hat es verstanden, sich vor- und darzustellen“, so der Generalsekretär des Vereins Weltfachausstellung Stock zur FURCHE. „Wien ist auch durch die Annäherung der Großblöcke attraktiver geworden, weil die Stadt nicht mehr Kopfstation ist.“

Lebt Wien in der Vergangenheit oder wird es auch als moderne Stadt akzeptiert? Für Stock ist die neu entstandene Beislszene und -kultur ein Indiz für eine lebendige Begegnungskultur neben der traditionellen Heurigenszene. Und von der Beislszene werde vor allem die Jugend angezogen.

„Bei allen Bemühungen müssen wir natürlich darauf achten, nicht nur in Nostalgie zu schwelgen und darin zu verkommen. Diesbezüglich ist noch viel zu tun.“

In einer „sicheren Großstadt“ — nach Stock auch ein Pluspunkt für Wien — müsse aber auch mehr Weltoffenheit herrschen, was sich beispielsweise schon bei den Ladenschlußzeiten dokumentieren könnte. „Da müssen wir uns einfach dem europäischen Standard anschließen“, betont Stock.

Desgleichen wird man dem Massenverkehr vermehrte Aufmerksamkeit schenken müssen (siehe Seite 15): „Unsere U-Bahn ist sehr sicher, die Intervalle müssen aber viel kürzer werden.“

Besondere Sorgfalt muß nach den Worten Stocks auf die Erziehung der Wiener zur Begegnung mit dem Gast, dem Fremden, dem Ausländer gelegt werden. Die Großkonferenzen, die ständigen UNO-Einrichtungen bieten zwar Gelegenheit, sich in Wien zu treffen. „Aber was noch viel mehr dazugehörte, ist die Begegnung der Menschen untereinander. Da werden wir uns noch einiges einfallen lassen müssen.“

Der Verein Weltausstellung hat Kontakte zur Rektorenkonferenz aufgenommen, ist an die Stadt-und Landesschulräte herangetreten, um die Jugend für die internationale Begegnung in Wien zu begeistern. „Wir haben nicht viele Rohstoffe, aber mit dem Rohstoff menschliches Gehirn sind wir doch gesegnet. Es gilt, die Kreativität in diesem Land in Schwung zu bringen. Das Transportmittel ist die Weltausstellung.“

Der ORF hat dazu einen Malwettbewerb gestartet, an den Universitäten sollen dazu Dissertationsthemen vergeben werden.

Künstler, Studenten, Journalisten — alle in diesem Land können Wanderprediger für das Jahr 1995 sein, um einen großen geistigen Aufbruch in Wien und Österreich zu bewirken, der uns befähigt, künftige Vermittlerrollen in einem weiter werdenden Europa zu übernehmen.

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