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Bereit für Europa
Die Skierzeugung bedeutete viel für das wirtschaftliche Image von Salzburg. Die Insolvenzen von Atomic und Blizzard zeigen den Strukturwandel.
Die Skierzeugung bedeutete viel für das wirtschaftliche Image von Salzburg. Die Insolvenzen von Atomic und Blizzard zeigen den Strukturwandel.
Die jüngste Insolvenz der Skifirma Blizzard stellt, so bedauerlich dieser Konkurs auch ist, dennoch fast ein Symbol für den starken Strukturwandel dar, dem auch die Wirtschaft des Bundeslandes Salzburg unterworfen ist. Industriesparten wie die Skierzeugung galten zumindest bisher als Garant dafür, daß auch in den Bezirken des Landes die Beschäftigungsstatistiken so positiv ausfielen. Es ist zu hoffen, daß diese Bolle weiter erfüllt werden kann.
Gleichzeitig mit den Insolvenzen von Atomic und Blizzard wird in Salzburg ein Wandel sichtbar, der auch andernorts beobachtbar ist: das Vordringen von Dienstleistungen aller Art, das Wachsen der Informationswirtschaft - Sparten, die mit der Bedeutung des Produktionssektors längst gleichgezogen haben. Salzburgs Wirtschaft ist - vielfach noch unbemerkt - dabei, sich eine neue wirtschaftliche Identität zu erarbeiten, was auch durch den EU-Beitritt Österreichs beschleunigt wird.
War zum Beispiel bisher das Bundesland Sitz großer Kfz-Importeure, die die Grenznähe zu nutzen versuchten, so dürfte auch dies im Binnenmarkt einer Uberprüfung unterzogen werden. Lagen bisher Standorte in Niedriglohnländern wie in Tschechien außerhalb der Beichweite der Salzburger Produktionsfirmen, ermöglicht nun das Offnen der Grenzen Investitionen im „Hongkong vor der Haustüre”, wie das Schlagwort dazu lautet. Für große Teile des Salzburger Handels stellt auch der Wegfall der Zollkontrollen an der Grenze eine enorme Herausforderung dar. Große Anstrengungen sind notwendig, die Kaufkraftabflüsse in Milliardenhöhe, die Jahr für Jahr zu verzeichnen sind, zumindest ansatzweise umzupolen.
In der Phase des deutlichen Wandels, der wohl alle industrialisierten Länder des Westens betrifft, werden jene Standortvorteile bedeutsam, die sich Salzburg schon in den vergangenen Jahren erarbeitet hat und nun in die Waagschale zu werfen vermag. So gehört das Bundesland nach wie vor zu den attraktivsten Unternehmensstandorten in Europa. Eine vielzitierte Untersuchung des deutschen Forschungsinstitutes „Empiri-ca” reiht Salzburg sogar an die hervorragende fünfte Stelle unter 274
europäischen Wirtschaftsregionen. In Osterreich hat Salzburg damit ohnehin die beste Position erreicht, die in den volkswirtschaftlichen Daten ihre Bestätigung findet.
Auch 1994 nahm Salzburgs Wirtschaft, wie in den Jahren zuvor, einen Spitzenplatz ein. Mit einer Wachstumsrate von 3,2 Prozent erreichte das Bundesland 1994 in der langsam angelaufenen Konjunktur den größten Wert im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Das Bruttoregionalprodukt hat mittlerweile 160 Milliarden Schilling erreicht. Die Pro-Kopf-Wertschöpfung beträgt 313.000 Schilling und liegt damit nicht nur über dem österreichischen Durchschnitt, sondern auch über dem OECD-Mittelwert.
Standort mit Zukunft
Die Arbeitslosenrate ist schon fast „traditionell” gering, in der Landeshauptstadt herrscht überhaupt Vollbeschäftigung. Alle Fachleute sind sich einig, daß diese ausgezeichneten Werte der Mix an unterschiedlichsten Branchen und Unternehmensgrößen begründet. Eine Vielzahl von Handels- und Gewerbebetrieben, mittlere Industrieunternehmen und der starke Sektor des Tourismus und der Freizeitwirtschaft sorgen für eine sichere Beschäftigungslage. Zahlreiche Betriebsansiedlungen im High-Tech-Bereich, viele davon in einem zunehmend wechselnden Netzwerk
an Technologiezentren, stehen für die Bemühungen des Landes Salzburg und der mit Betriebsansiedlungen beauftragten Gesellschaft Tech-Invest, Salzburg auch zu einer High-Tech-Region zu entwickeln.
Einen wesentlichen Standortfaktor stellt das ausgezeichnete Bil-dungs- und Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer dar. Das traditionelle Bildungsangebot wie etwa die geisteswissenschaftlich orientierte Universität wurde durch ein Institut für Computerwissenschaften und nun durch Fachhochschulstudiengänge für Holzwirtschaft und Telekommunikationstechnik und -Systeme ergänzt. Weltweit anerkannte Tourismusschulen, betrieben von der Wirtschaftskammer Salzburg, sorgen für eine wirtschaftsorientierte Ausbildung im wachsenden Segment der Freizeitwirtschaft. Nicht zuletzt läßt es sich im Fremdenverkehrsland Salzburg gut leben, ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor. Der offizielle Slogan vom „Kleinen Para-
dies” ist nicht weit hergeholt.
Natur und Technologie - im Bundesland Salzburg kein Widerspruch: Mitte Mai geht der „Salzburger Daten-Highway” in Betrieb, eine Hochleistungsdatenstrecke, die im Endausbau 17 „Knoten” im Bundesland Salzburg miteinander verbinden wird. Zum Ortstarif werden dann Nutzer aus der Wirtschaft in Hochleistungsnetzen Daten senden und miteinander kommunizieren, vAnbieter ihre „Mehrwertdienste” zur Verfügung stellen und Forscher neue Telekommunikationsanwendungen erproben. Salzburg schafft sich damit eine Infrastruktur für die Technologie der Zukunft. Es ist nicht nur deshalb durchaus wahrscheinlich, daß sich das Bundesland seine wirtschaftlichen Spitzenwerte wohl auch über die Jahrtausendwende erhalten wird.
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