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Investitionen

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Die Konjunktur ist derzeit gut. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Ein Aufschwung bei den Investitionen dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Karl Aiginger, Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), nimmt an, daß die für 1984 prognostizierte Wachstumsrate von sieben Prozent nominell und drei Prozent real überschritten werden dürfte.

Auch der Blick über die Grenzen stimmt optimistisch. Selbst eine etwas abgeschwächte Dynamik in den USA ist noch stark genug, um die Konjunktur zu halten, und in der BRD ist die Stimmung derzeit schlechter als die Lage.

Dennoch sind Investitionen nicht mehr das, was sie zu Beginn der siebziger Jahre waren. Erreichten sie damals acht bis neun Prozent vom Umsatz, liegen sie heute bei fünfeinhalb Prozent.

Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft geht auch in Österreich rasch voran.

Dieser tertiäre Sektor hat mit 53 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt bereits bald doppelt so viel wie Industrie und Gewerbe, die nur dreißig Prozent erreichen. An den Gesamtinvestitionen hält der Dienstleistungssektor 68 Prozent, die Industrie gemeinsam mit dem Gewerbe 18 Prozent. Industrie-Investitionen werden sich, so Aiginger, in Zukunft auf eine Flexibilisierung des Produktionsapparates konzentrieren. Der Kapitalbedarf ist damit geringer. Neu ist der Bereich der „Umweltschutz-Investitionen", die häufig auch mit Energieeinsparungen verbunden sind.

Förderungen machen es der Wirtschaft hier leicht, das Angenehme (Prestigegewinn) mit dem Nützlichen (Umweltfreundlichkeit) zu verbinden.

Investitionen, definiert der ,JSrockhaus", sind der Einsatz von Produktionsfaktoren zur Erhaltung und Verbesserung eines

Produktionsmittelbestandes, außerhalb des Bereichs der privaten Haushalte mit dem Ziel einer besseren Güterversorgung.

Diese sehr weite Definition ist den heutigen Bedingungen angemessen. Investiert wird nämlich vor allem betriebsintern in bessere Organisationsstrukturen. Dazu gehört der rasant steigende Einsatz von Computern in den Klein-und Mittelbetrieben, ebenso wie die Gliederung der Großbetriebe nach Sparten, wodurch Verluste und Gewinne deutlich sichtbar gemacht werden (Steyr, VEW usw.).

Eines unterscheidet die kommende Investitionskonjunktur von anderen: Sie wird bei hohen Produktivitätssteigerungen kaum ein Mehr an Beschäftigung zur Folge haben. Im Gegenteil, durch bescheidene Lohnrunden werden Zuwächse automatisch den qualifizierteren, flexiblen und kreativen Arbeitskräften zugute kommen. Prinzipiell ist diese leistungsgerechtere Verteilung erfreulich.

Bleibt die Frage, was mit „den anderen" geschieht. Denn diese andern sind längst nicht mehr nur Minder qualifizierte, sondern auch Jugendliche, die durch die Beschäftigungsstagnation oft gar nicht erst die Chance erhalten, in den Arbeitsprozeß einzutreten. Die Konjunktur hat also zwei Gesichter ...

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