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Konjunktur 1979

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Mehr als einen bescheidenen Wirtschaftsaufschwung wird man auch im Jahr 1979 nicht erwarten dürfen. Wie man die aktuellen Prognosen zum Jahreswechsel auch auslegen mag, einen Boom wie in den ausklingenden sechziger und frühen siebziger Jahren wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Heißt es also endgültig Abschied nehmen von den guten Jahren, die eigentlich schon 1974 ausgelaufen sind - wird es jetzt auch bei uns ernst?

Wenn man den professionellen Konjunkturforschern glauben darf, kann das neue Jahr nur besser werden als das alte. Die Wirtschaft soll wieder etwas rascher wachsen, heißt es mehr oder weniger ausdrücklich in den Vorhersagen, wobei die unterschiedlichen Nuancen der vorgelegten Studien durchaus Beachtung verdienen.

So schreibt beispielsweise das Institut für Höhere Studien („Ford-Institut“), daß „die gegenwärtige Rezession 1979 und 1980 einer bescheidenen Wirtschaftsbelebung Platz machen“ wird. Im selben Atemzug fügen die Auguren das große Aber hinzu: Die Belebung dürfte zu schwach ausfallen, um einen „selbsttragenden Aufschwung herbeizuführen und die Vollbeschäftigung im bisherigen Umfang sicherzustellen“.

Im übrigen soll die Zukunft der österreichischen Wirtschaft noch stärker als bisher von der Entwicklung im Ausland abhängen; eine Aussage die das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung („Wifo“) zur Schlagzeile der Ende Dezember vorgestellten Prognose 1979 gemacht hat. Eine grob vereinfachte Aussage, die die Entwicklung 1979 unter Auf- oder Abschwung einreiht, sucht man in dem Wifo-Papier vergeblich.

International sind jedenfalls „die . Aussichten für 1979 sehr viel besser als es vor fünf oder sechs Monaten noch zu erwarten stand“, verlautete dieser Tage in Paris.

Diese internationale Prognose trifft Aussagen für die 24 wichtigsten industrialisierten Staaten der Welt, die mit Ausnahme der kommunistischen Länder in der OECD (Organization for Economic Cooperation and Development - Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zusammengefaßt sind.

Die beiden österreichischen Institute, Ford und Wifo, sehen die Auslandseinflüsse für unser Land sogar noch etwas besser als aus den generellen Angaben der OECD-Experten in Paris zu vermuten wäre. Der Grund: In Westeuropa, wohin Österreich den Großteil seiner Exporte liefert, zeichnet sich schon seit Mitte 1978 eine deutliche Erholung der Wirtschaft ab.

Speziell in der Bundesrepublik Deutschland ist diese Tendenz ausgeprägt. Auf der anderen Seite dürfte von dem Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten 1979 kaum mehr ein positiver Effekt zu erwarten sein (der für Österreich aber auch im günstigsten Fall nicht sehr stark wäre, da die Außenhandelsverflechtung mit den USA vergleichsweise lose ist).

In den verschiedenen Details zeigen die von den Instituten hochgerechneten Zahlen einige nicht uninteressante Abweichungen, je nachdem, ob man das Ford- oder das Wifo-Papier zur Hand nimmt. Hatte das Wirtschaftswachstum (die pro-

zentuelle Zunahme des Bruttonatio-nalproduktes, das ist vereinfacht ausgedrückt die Summe der von einer Volkswirtschaft in einem Jahr hergestellten Güter und Leistungen) 1977 noch 3,7 und 1978 etwa 1,5 Prozent betragen, so rechnen die Wifo-Leute für das neue Jahr mit drei Prozent, wogegen das Ford-Institut auf 2.3 Prozent tippt. Die Arbeitslosenrate soll von 2,1 Prozent auf 2,4 (Wifo) oder sogar 3,1 Prozent (Ford) zunehmen.

Mißt man den vorherberechneten Verlauf der Wirtschaftsentwicklung an den dann tatsächlich eingetretenen Fakten, so zeigen sich für das abgelaufene Jahr bemerkenswerte Verschiebungen, in positiver wie negativer Richtung. Bei der Arbeitslosenrate verschätzen sich die Experten nicht erst seit 1978, sie wird schon seit

längerer Zeit immer etwas schwärzer an die Wand gemalt, als sie sich dann im Nachhinein zeigt. Vor einem Jahr hatten die Wifo-Experten noch 2,5 Prozent veranschlagt - ein Wert, der gottlob mit 2,1 Prozent nicht erreicht worden ist.

Wäre es nach den Wirtschaftsforschern gegangen, s*o stünden wir im Jahresschnitt 1978 bei 4,5 Prozent Inflationsrate und nicht bei den nachträglich festgestellten 3,5 Prozent. Die Entwicklung der Exporte brach dann alle Prognosen: Real nahmen sie um neun Prozent zu, die Vorhersage hatte hingegen auf schwache vier Prozent gelautet. Umgekehrt verlief die Entwicklung bei den Investitionen, die um 1,5 Prozent hätten wachsen sollen, statt dessen aber um zwei Prozent geschrumpft sind.

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