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Außenhandel, der große Unbekannte
Wenn Österreicher den Namen „Wirtschaftsforschungsinstitut“ fWTFO) hören, denken sie gewöhnlich an Prognosen Schließlich werden sie ja auch viermal im Jahr von den Medien über Konjunkturprognosen informiert Für WIFO-Mit-arbeiter sind solche Assoziationen nicht ganz so selbstverständlich,denn nur ein relativ bescheidener Teil ihrer Arbeitskapazität wird für Prognosen aufgewendet, der Großteil für Gutachten.
Die Konjunkturprognosen des Instituts stützen sich auf vier Pfeilen
• Internationale Wirtschaftsprognosen
• Unternehmerbefragungen
• genaue Beobachtung der laufenden Konjunkturlage
• ökonometrisches Modell Internationale Wirtschaftsprognose: Die Vorausschätzung der internationalen Konjunkturentwicklung wird weitgehend von internationalen Organisationen (vor allem der OECD) und von den nationalen Wirtschaftsforschungsinstituten der großen Industrieländer übernommen Nur in Ausnahmefällen wird davon abgegangen
Diese Orientierung an den verfügbaren internationalen Prognosen ist der Hauptgrund für die geringen Abweichungen zwischen den Konjunkturprognosen verschiedener Institute, sie ist aber auch die entscheidende Ursache für die Prognose-Fiaskos der Jahre 1975 und 1988.
Unternehmerbefragungen: Der große Prognosevorteil des Instituts für Wirtschaftsforschung hegt in seinen Unternehmerbefragungen (Investitions- und Konjunkturtest). Zweimal im Jahr werden die Unternehmen nach ihren Investitionsplänen und deren Revision gefragt Die Investitionstätigkeit, eine stimmungsabhängige Größe, wird dadurch im allgemeinen besser prognostiziert als bloß mit ökonometri-schen Investitionsfunktionen
Die Unternehmungen werden darüberhinaus viermal im Jahr nach ihrer Einschätzung der Wirtschaftslage gefragt Sie geben in diesen Konjunkturtests Auskunft üb er ihre Produktions- und Preiserwartungen, ihre Auftragslage und so weiter.
Konkjunkturbeobachtung: Die Prognostiker im Institut für Wirtschaftsforschung beobachten die Konjunkturentwicklung sehr genau. Jeden Monat werden diese Konjunkturanalysen in den WIFO-Monats-berichten veröffentlicht Die exakte Kenntnis der aktuellen Entwicklung mit all ihren saisonalen und Sondereinflüssen ist wesentlich für eine gute Prognose.
Die traditionelle Konjunkturanalyse, die weitgehend auf Vorjahrsvergleichen und einfachen Saisonbereinigungsverfahren beruhte, wird heute zunehmend durch anspruchsvollere Methoden ersetzt Mit Hilfe von strukturellen Zeitrei-henmodelllen werden die Zeitreihen in Trend, saisonale und irreguläre Komponente zerlegt Diese Methoden erlauben eine bessere Verarbeitung der neuesten Informationen.
Das WIFO rechnet überdies monatlich einen „Leading Indicator“, in dem zehn Reihen zusammengefaßt sind, die der Konjunktur gewöhnlich vorauseilen
ökonometrisches Modell: Das ökonometrische Modell des WIFO, in dem die Kausalbeziehungen zwischen den wichtigsten wirtschaftlichen Variablen erfaßt sind, ist ein wichtiges Instrument der Prognose. Für die WIFO-Prognose ist das Modell allerdings nur eines der Hilfsmittel, die Prognose beruht nicht vollständig darauf. Die Güte der Modellprognosen hängt ebenfalls entscheidend an den richtigen oder falschen Annahmen über die exogenen Variablem insbesondere internationale Konjunktur und Lohnrunde.
Das ökonometrische Modell wird besonders auch dazu herangezogen, die Einflüsse wirtschaftspolitischer Maßnahmen - also etwa der Steuerreform -abzuschätzen Die richtige Einschätzung der wirtschaftspolitischen Einflüsse ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine gute Prognose. Auch die Effekte von „Schocks“ (wie Erdölpreis- oder Dollarschwankungen) können mit diesen Modellen abgetastet werden
Wie treffsicher sind nun die österreichischen Wirtschaftsprognosen? Achillesferse der Wirtschaftsprognose ist die Vorausschätzung der Exportentwicklung. Diese beruht auf - notwendigerweise unsicheren - Annahmen über die internationale Konjunkturentwicklung, besonders die Wirtschaftslage in der Bundesrepublik, unserem wichtigsten Handelspartner.
Im großen und ganzen gilt Je kleiner die Exportquote, um so besser die Wirtschaftsprognose. Vorausschätzungen für große Wirtschaftsräume —etwa für die gesamte OECD - sind deshalb in der Regel besser als für kleine Staaten mit hoher Exportintensität. In einem Land wie Österreich, in dem die Exporte (einschließlich Reiseverkehr) mehr als 40 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes betragen, muß eine überraschende Entwicklung der internationalen Konjunktur natürlich die realisierte BIP-Wachstumsrate (Bruttoinlandsprodukt) stark beeinflussen Das Wachstum der österreichischen Exporte ist, grob gesprochen, etwa doppelt so rasch wie das Wirtschaftswachstum der OECD-Länder.
Der Fehlerspielraum ist deshalb bei der Exportprognose besonders groß: Beim letzten großen internationalen Prognoseirrtum des Jahres 1988 stiegen die österreichischen Warenexporte tatsächlich um 9,5 Prozent real, nachdem zunächst eine Erhöhung um nur ein Prozent erwartet worden war.
Die Prognose der inländischen Nachfragekomponenten ist leichter und besser. Für die Investitionsprognose stehen die Investitionspläne der Unternehmen (laut Investitionstest) und die geplanten öffentlichen und halböffentlichen Bauvorhaben als Anhaltspunkte zur Verfügung.
Die Konsumprognose ist ebenfalls relativ sicher. Denn die Konsumsteigerungen schwanken relativ wenig (von dauerhaften Gütern abgesehen), und überdies stehen die Ergebnisse der Herbstlohnrunde als wichtigste Orientierungsgröße für die Konsumprognose bereits zur Verfügung.
Eine besonders hohe Ubereinstimmung zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Wert weisen die Arbeitslosenraten und die Inflationsrate auf. Das ist nicht verwunderlich. Denn die Arbeitslosenrate schwankt von Jahr zu Jahr nur relativ wenig, und die Entwicklung der Arbeitsmarktlage weist gegenüber jener der Wirtschaft eine zeitliche Verzögerung (von etwa einem halben Jahr) auf. Das erhöht naturgemäß die Prognosegenauigkeit
Auch die Inflationsprognose ist recht treffsicher. Zunächst wird die Preisprognose für das kommende Jahr dadurch erleichtert, daß die Lohnabschlüsse als wichtiger Einflußfaktor schon im Herbst des laufenden Jahres feststehen Außerdem sind geplante Tariferhöhungen meist schon längere Zeit vorher bekannt und können in die Prognose eingebaut werden Der wunde Punkt bei der Inflationsprognose ist die Einschätzung der Importpreise. Hier ist man vor Überraschungen (Erdöl, Rohwaren) nicht gefeit
Der Autor ut Konjunkfurexperte des öeterreich! echen Instituts für Wirtechaftsforschung (WIPO).
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