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Österreich im Welttourismus

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Nach einem unvorstellbaren Aufstieg des Reiseverkehrs der Nachkriegszeit in allen Teilen der Erde stehen wir heute im allgemeinen immer noch mitten in diesem Boom. Angesichts seiner unvermindert nachhaltigen Intensität während der letzten Jahre läßt sich unter allen derzeit verfügbaren Daten des Weltfremdenverkehrs und der außerhalb des Tourismus liegenden Bestimmungsgrößen, kein Anhaltspunkt dafür finden, daß sich diese Entwicklung — zumindest in der näheren Zukunft — entscheidend ändern würde. Der Fremdenverkehr gehört in der ganzen Welt zu den am raschesten expandierenden Wirtschaftszweigen. Begünstigt durch steigenden Wohlstand, vermehrte Freizeit und erleichterte Zoll- und Visafor-malitäten, ist der internationale Tourismus in den letzten zehn Jahren jährlich durchschnittlich um 9 Prozent gewachsen. Die Zahl der grenzüberschreitenden Touristen stieg zwischen 1960 und 1970 von 71 Millionen auf 169 Millionen. Auch im vergangenen Jahr konnte der Welttourismus seinen Aufschwung fortsetzen, wenngleich sich die Zahl der Auslandsreisen 1971 auf Grund der labilen internationalen Wirtschafts- und Währungslage nur um 7 Prozent auf 181 Millionen erhöht hat, gegenüber je 10 Prozent in den beiden Vorjahren. 1972 ließ sich wieder eine starke Zunahme der Reisefreudigkeit erkennen. Asien und Australien erreichten zwischen i960 und 1970 den weitaus größten Zuwachs im internationalen Tourismus. Die Zahl der ausländischen Besucher dieser Regionen war 1970 5,3 Millionen — sechsmal höher als vor zehn Jahren. Der Vordere Orient verzeichnete im gleichen Zeitraum eine Zunahme an devisenbringenden Touristen um 200 Prozent auf 2,8 Millionen. Hingegen wies der Ausländertourismus in Amerika den geringsten Anstieg auf. Afrika blieb ebenfalls hinter dem weltweit erreichten mittleren Zuwachs zurück. Europa mit einem Anteil von rund 75 Prozent am Welttourismus mit Abstand die bedeutendste Fremdenverkehrsregion, erzielte von 1960 bis 1970 eine leicht überdurchschnittliche Zunahme um 151 Prozent auf 121 Millionen Auslandstouristen. Die Deviseneinnahmen aus dem internationalen Tourismus sind ohne Berücksichtigung der Transportkosten seit 1960 um rund 200 Prozent auf 19,9 Müliarden Dollar im Jahre 1971 gestiegen. Bezogen auf die Zahl von 181 Millionen Auslandstouristen 1971, entspricht dies einem ProKopf-Betrag von 110 Dollar (1960 96 Dollar). Im vergangenen Jahr erzielten Spanien mit 1,9 Milliarden Dollar und Italien mit einer Milliarde Dollar den höchsten Einnahmenüberschuß der Fremdenverkehrsbilanz. Dagegen haben die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten mit 2,0 Milliarden Dollar beziehungsweise 1,8 Milliarden Dollar, den größten Passivsaldo aufgewiesen.

Optimistische Prognosen sehen für die siebziger Jahre eine Zunahme des internationalen Tourismus von jährlich etwa 11 Prozent voraus. Weniger optimistische Prognosen rechnen hingegen für das nächste Jahrzehnt mit einer merklichen Abschwä-chung der Wachstumsrate auf jährlich 4 bis 5 Prozent.

Europas Anteil am Welttourismus dürfte zwar leicht zurückgehen, aber mit schätzungsweise mehr als 70 Prozent auch im Jahr 1980 weiterhin dominieren.

Das IFO-Institut in München sagt bis 1985 eine Verlängerung des Jahresurlaubs von einem auf zwei Monate und eine Senkung der Arbeitszeit von wöchentlich 42 auf 30 Stunden voraus. Das sind Schätzungen, die bei ungestörter Weiterentwicklung unserer Wirtschaft und Technik einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad aufweisen und unter günstigen technischen Entwicklungen auch schon Anfang der achtziger Jahre erreichbar sein können. Für die Fremdenverkehrswirtschaft hat eine solche Prognose allerdings zwei Seiten. Die eine deutet darauf hin, welche Entwicklungsmöglichkeiten dem Gastgewerbe offen stehen, wenn es ihm gelingt, den wachsenden und sich schnell wandelnden Ansprüchen des Publikums immer gerecht zu werden, während die andere Seite einen Blick in die zu erwartenden Schwierigkeiten auf dem Personalsektor gibt und die Frage aufwirft, wie man unter solchen Arbeitszeitbedingungen im Dienstleistungsgewerbe überhaupt noch zurechtkommen kann. Alle lohnkostensparenden Investitionen werden unter diesem Aspekt besonders stark ins Gewicht fallen. Von Bedeutung ist auch die Frage, ob die Ansprüche der Gäste nicht vielleicht schneller ansteigen könnten, als die privaten Einkommen. Das IFO-Institut rechnet mit einem Anhalten des wirtschaftlichen Wachstums und schätzt, daß das Bruttosozialprodukt bis 1968 jährlich um 5 Prozent wachsen werde.

Ein Arbeiter, der heute im Durchschnitt 1000 D-Mark verdient, wird nach den Berechnungen der bayrischen Volkistoank München, im Jahr 1980 etwa 2000 D-Mark haben. Ein technischer Angestellter, der heute im Durchschnitt etwa 1500 D-Mark verdient, kann es 1980 auf 3000 D-Mark bringen. Die reale Kaufkraft-steigerung wird freilich geringer ausfallen, immerhin eine reale Erhöhung der Nettoeinkommen um zwei Drittel ist in den siebziger Jahren erreichbar.

In einer Studie des wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr, wurden die Entwicklungstendenzen des deutschen Fremdenverkehrs im Hinblick auf die dabei verwendeten Verkehrsmittel, untersucht. Die Ergebnisse sind für die Fremdenverkehrsbetriebe hinsichtlich der Standortwahl von außerordentlicher Bedeutung. Interessant ist, daß eine anteilsmäßige Vergrößerung des Reiseverkehrs im eigenen Auto bis 1980 nicht zu erwarten sein wird.

Der Anteil wird voraussichtlich bei gegenwärtig 57 Prozent stagnieren. Das bedeutet jedoch eine mengenmäßige Steigerung von 12,5 Millionen Urlaubsreisen im eigenen Wagen während des Jahres 1968 auf 30 Millionen im Jahr 1980. Bei Urlaubsreisen im Zug wird sich der anteilsmäßige Rückgang verlangsamen, so daß 1980 noch jede vierte Urlaubsreise mit dem Zug angetreten wird, gegenüber knapp jeder dritten im Jahr 1968. Zahlenmäßig erwartet man eine Verdoppelung des Urlaubsreiseverkehrs im Zug, von 6,8 Millionen auf 13,5 Mülionen Urlaubsreisende. Die Bedeutung der Busreise für den Urlaubsverkehr wird anteilsmäßig stärker abnehmen als die Bahnreise, und zwar von 8 auf 6 Prozent. Für 1980 schätzt man die Zahl der Urlaubsreisenden in Bussen auf 3 Millionen anstatt der 1.8 Millionen des Jahres 1968. Eine sensationelle Aufwärtsentwicklung ist beim Flugverkehr zu erwarten. Man rechnet damit, daß 1980 fast ebensoviele Bürger der Bundesrepublik mit dem Flugzeug in die Ferien reisen wie 1968 mit der Eisenbahn. Hier soll der Anteü der Ferienreisenden von 6 auf 12 Prozent ansteigen. Die Zahl der Urlaubsreisen von 1,3 auf 6,5 Millionen. 53 Millionen Urlaubsreisen durch Bürger der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1980, das bedeutet, daß sich in zehn Jahren die Zahl der Urlaubsreisen mehr als verdoppeln wird. In Auswirkung der zweimaligen

Aufwertung der D-Mark seit Herbst 1969 hat der Reise- und Urlaubsverkehr Deutscher nach dem Ausland im Jahr 1971 mit Ausgaben von 12.562 Millionen D-Mark einen neuen Höchststand erreicht. Gegenüber dem Jahr 1970, in dem die Reiseausgaben von 10,33 (7,47) Millionen D-Mark gestiegen waren, ergibt sich ein erneuter Anstieg um 21,7 Prozent. Unter den Zielländern des deutschen Urlaubs- und Geschäfts- und Dienstreiseverkehrs, haben die sechs größten: Österreich, Italien, Schweiz, die Niederlande, Spanien und Frankreich bei unveränderter Reihenfolge ihre Spitzenstellung behaupten können. Auf diese Länder entfallen rund 75 Prozent aller Reiseausgaben. Anschließend folgen als weitaus wichtigstes überseeisches Reiseziel die Vereinigten Staaten mit einer nur noch kleinen Zuwachsrate im Jahre 1971. Stark rückläufig war der Reiseverkehr Deutscher nach Kanada.

Reiseverkehr nach Zielländern

Von den Reiseausgaben der Deutschen ging jede fünfte D-Mark nach Österreich. Innerhalb der letzten drei Jahre stieg die Zahl der Urlaubsreisenden in der Bundesrepublik Deutschland um knapp 10 Prozent. Es ist anzunehmen, daß Österreich als Reisezielland für die Bundesrepublik Deutschland auch für die nächsten Jahre an erster Stelle stehen wird.

Bewegung in gesunder Luft, sie verhelfen dem Gast auch dazu, Land und Leute von Tirol mit völlig anderen Augen zu sehen. Man entdeckt verborgene Waldkapellen, kleine Gasthöfe, seltene Bäume, Vögel und Käfer, Tiere von Wald und Feld, man erlebt das Aufwachen der Natur nach dem langen Winterschlaf. Man erlebt plötzlich eine neue Beziehung zum Boden eines Landes — und erkennt, warum die Tiroler so sehr an diesem ihrem Boden hängen.

Professor Hittmair, der Tiroler Urlaubsforscher, propagiert seit lan-

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