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Unser Schilling heute

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Bei einer Währung unterscheidet man zwischen dem Binnenwert, das ist die Kaufkraft, und dem Außenwert, der durch die Wechselkurse repräsentiert wird. Vergleicht man die Kaufkraftentwicklung in den letzten zehn Jahren von 1957 bis 1967, so zeigt sich, daß Österreich international gesehen im günstigen Mittelfeld liegt. Geringere Verluste hatten unter den europäischen Industriestaaten nur Belgien, die BRD, die Schweiz sowie Großbritannien zu verzeichnen, während wichtige andere Industriestaaten, wie Holland, Italien, die skandinavischen Länder und Frankreich, schlechtere Resultate aufwiesen.

Auch in der Verbraucherpreisentwicklung der letzten IV2 Jahre, also von 1967 bis Mitte 1968, schneidet Österreich international gesehen nicht schlecht ab. Zwar trat in diesen 18 Monaten in der BRD und in der Schweiz ein Geldwertverlust von nur 2,6 Prozent bzw.

Prozent ein, doch liegt Österreich mit 5,3 Prozent günstiger als die meisten anderen Länder.

Wenn man auch in Österreich mit dieser aufgezeigten Entwicklung nicht ganz zufrieden ist, so sei dennoch darauf hingewiesen, daß es sich im Vergleich mit den anderen Staaten um einen relativ guten Erfolg handelt. Überdies wird in diesem Jahr eine geringere Kaufkrafteinbuße eintreten, als prognostiziert wurde. Die diesjährige Entwicklung ist auch beeinflußt von der Erhöhung einer Reihe amtlicher Preise sowie von der Ausgieichssteuer, die aus budgetären Gründen im Sinne einer Strukturverbesserung vorgenommen werden mußte.

Gold und Devisen

Den Außenwert einer Währung kann man auf Grund verschiedener Kriterien beurteilen: So läßt sich das Verhältnis zwischen den Gold- und Devisenbeständen und dem Gesamtumlauf, das ist der Banknotenumlauf zuzüglich der sofort fälligen Verbindlichkeiten der Notenbank, berechnen. Ein internationaler Vergleich dieses Deckungssatzes um die Jahresmitte 1968 zeigt, daß er in Österreich 77 Prozent betrug und nur von der Schweiz (98 Prozent) und den Niederlanden (79 Prozent) übertroffen wurde. Alle übrigen westlichen Industriestaaten einschließlich der USA hatten ungünstigere Raten zu verzeichnen.

Ein anderes Kriterium ergibt sich dadurch, daß man die Gold- und Devisenreserven mit den Monatsimporten in Beziehung setzt Auch .hier schneidet Österreich international gesehen ausgezeichnet ab und wird nur von der Schweiz übertroffen. Unsere Währungsreserven reichen nämlich aus, um mehr als sieben Monatsimporte zu decken, unter der Annahme, daß keinerlei Deviseneingänge aus Exporten oder anderen Titeln erfolgen.

Für. die Position einer Währung ist auch die Zahlungsbilanzentwicklung entscheidend. Im Jahre 1967 erbrachte die österreichische Zahlungsbilanz nach den Passiven der beiden Vorjahre wieder ein Akti- vum in der Höhe von 5,4 Milliarden Schilling. Diese Tendenz setzte sich auch heuer fort. Nicht wenig trug hiezu die Entwicklung der Ausfuhren bei, die im vergangenen Jahr um 7 Prozent zunahmen und eine wichtige Konjunkturstütze darstellten. Auch in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres vermochten sie sich ähnlich zu entfalten und erreichten eine Steigerungsrate von 8 Prozent Dazu kommt das heuer wieder günstige Ergebnis des grenzüberschreitenden Fremdenverkehrs: nach der Stagnation im Vorjahr haben die Nettoeingänge an Devisen bis Ende August um 8 Prozent zugenommen. Die Verbesserung der Zahlungsbilanz war nicht nur eine Folge der hohen Kapitalimporte, sondern es trat auch eine echte Verbesserung der Leistungsbilanz ein. Beispielsweise war Inden ersten acht Monaten 1968 das Leistungs-bilanzpassivum mit 231 Millionen Schilling um 58 Millionen Schilling kleiner als im Vorjahr.

Es ist daher nicht überraschend, daß der Schilling auf den ausländischen Devisenmärkten eine gefragte Währung ist. Er notierte im vergangenen und auch in diesem Jahr bemerkenswert fest. An dieser Tatsache haben selbst die krisenhaften Entwicklungen, denen das Weltwährungssystem seit vorigem Herbst unterworfen war, nichts geändert.

Versicherung auf Gegenseitigkeit

Auf Grund der festen Position unserer Währung und des hohen Devisenbestandes kann sich die Nationalbank in steigendem Maße an Stützungsaktionen für den Dollar und das Pfund beteiligen, und auch der Internationale Währungsfonds hat den Kapitalanteil Österreichs schon fast zur Gänze verwendet. Die Summe dieser Leistungen, ein schließlich der noch offenen Rahmenverpflichtungen erreicht etwa eine halbe Milliarde Dollar oder rund 13 Milliarden Schilling. Diese Zahl mag hoch erscheinen, doch sollte man nicht vergessen, daß es sich bei all diesen Einrichtungen um eine Art Versicherung auf Gegenseitigkeit handelt, denn auch uns würde geholfen, wenn wir in Schwierigkeiten kämen. Die in diesem Zusammenhang aufgewendeten Summen sind daher als Beiträge zur Aufrechterhaltung geordneter Währungsbeziehungen zu werten und stellen technisch eine besondere Form der ertragbringenden Veranlagung eines Teiles unserer Devisenreserve dar. Darüber hinaus unterstreicht die Einbeziehung Österreichs in den Kreis der für das Weltwährungssystem verantwortlichen Länder die konsolidierte Stellung des Schilling. Die feste Stellung des Schilling ist die Konsequenz einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik unseres Landes.

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