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Holzexport - Oesterreichs Lebensnerv

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Der Holzexport ist als einer der wichtigsten Devisenbringer für die gesamte österreichische Wirtschaft von lebensnotwendiger Bedeutung. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und den Jahren seit 1950 betrug die Ausfuhr von Holz und aus Holz hergestellten Produkten wertmäßig im Jahresdurchschnitt nahezu ein Drittel unserer Gesamtausfuhr. Der mengenmäßige Anteil ist noch höher, er liegt bei rund 50 Prozent.

Unter den verschiedenen Roh-, Halb- und Fertigwaren der Holzausfuhr steht das Schnittholz weitaus an erster Stelle. Sein Exporterlös bezifferte sich im Jahre 1954, trotz der von der Regierung verfügten Restriktionen, auf rund 3 Milliarden Schilling, das sind fast 20 Prozent des mit 15,85 Milliarden Schilling ausgew i e s e n e n W e r-tes der österreichischen Gesamtausfuhr des vergangenen Jahres.

Wenn in diesem Zusammenhange häufig davon gesprochen wird, daß die österreichische Holzausfuhr in entscheidender Weise unsere Handelsbilanz und damit die Zahlungsbilanz beeinflußt und daß der Holzexport devisenmäßig die Einfuhr zahlreicher Roh- und Halbstoffe, auf deren Bezug Oesterreich dringend angewiesen ist, ermöglicht, so ist dieser Hinweis bestimmt nicht übertrieben.

Es kommt noch hinzu, daß Holz im internationalen Warenverkehr von den Abnehmerländern als hochwertiges Importgut geschätzt wird und daß es bei den Handelsvertragsverhandlungen ein wertvolles Atout in den Händen der österreichischen Linterhändler darstellt, welches den Abschluß der Verträge wesentlich erleichtert.

Es wäre daher naheliegend, daß die Ausfuhr von Holz seitens der Regierung und der Oeffentlichkeit die notwendige Förderung, die ihr in den anderen Holzexportländern gewährt wird, erfahren sollte und daß in Oesterreich selbst alle Anstrengungen unternommen werden, um der Holzwirtschaft jede nur mögliche Unterstützung angedeihen zu lassen. Bedauerlicherweise ist das nicht der Fall und die sehr lebhafte Pressepolemik der letzten Monate sowie die seit einem halben Jahr in Geltung stehenden Exportverbote und Ausfuhreinschränkungen haben gezeigt, daß das Problem weniger von seiner wirtschaftlichen Seite her, sondern in vielen Fällen ausschließlich aus einer rein doktrinären Betrachtungsweise gesehen ' wird. Mit dieser Methode können aber wirtschaftliche Fragen nicht gelöst werden.

Es würde wiederholt im Zusammenhange mit den im Laufe der letzten Jahre ständig steigenden Holzexporten auf die Gefahr der Ueberschlägerungen hingewiesen, wobei man sich nicht genug daran tun konnte, Waldbesitz, Sägeindustrie und Holzhandel unlautere Absichten unterzuschieben und ihnen den Raubbau an den österreichischen Wäldern zum Vorwurf zu machen. Diese Enunziationen übersehen dabei, daß der überwiegende Teil der Waldbesitzer konservativ eingestellt und, wie eine jahrhundertelange Entwicklung zeigt, an der Erhaltung seines Besitzes interessiert ist. Nach dem Urteil maßgeblicher Forstleute kann von Ueberschläge-rungen im Staatswald und im Großwald nicht gesprochen werden. Dagegen dürften teils auf

Jahrzehnte zurückgehende Ueberschlägerungen im Kleinwaldbesitz vorliegen, die vor allem ihre Ursache in der sozialen Notlage der Bergbauern haben. Diese Ueberschlägerungen können aber keinesfalls durch Exportabgaben oder Exportrestriktionen verhindert werden, sondern ausschließlich durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, die ihrerseits wieder nur bei Erfüllung gewisser agrarpolitischer Voraussetzungen (Besserung der wirtschaftlichen Lage der Bergbauern durch auskömmliche Preise für ihre Agrarpro-dukte) mit Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden können.

Im übrigen muß der Hinweis auf die Ueberschlägerungen so länge als unsachlich bezeichnet werden, als nicht die Ergebnisse der'Waldstandsaufnahme, die seitens des Landwirtschäfts ministers für Ende dieses Jahres in Aussieht gestellt worden sind, vorliegen. Erst dann wird sich an Hand einwandfreier Ziffern ergeben; ob die Befürchtungen berechtigt sind und ob tatsächlich die Notwendigkeit besteht, eine straffere Handhabung der forstlichen Gesetze vorzunehmen.

Bei der Prüfung der Frage des österreichischen Holzexportes wird auch vielfach übersehen, daß

die Ausfuhren der Nachkriegszeit gegenüber der Periode vor dem zweiten Weltkrieg ein namhaftes Absinken der Rohholzexporte zugunsten einer gesteigerten Ausfuhr von Haibund Fertigwaren aufweisen. Während in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die Rohholzausfuhr im Durchschnitt eine Million Festmeter betrug und bedeutende Mengen von Sägerundholz und Schleifholz (für die Papier-., und Zelluloseerzeugung bestimmtes Schwachholz) umfaßte, haben in der Nachkriegszeit die Sägerundholz- und Schleifholzexporte, von ganz geringfügigen Ausnahmen abgesehen, fast völlig aufgehört, während die Exporte an son- ' stigen Rohholzsortimenten, darunter hauptsächlich Grubenholz, auf rund 300.000 Festmeter im Jahresdurchschnitt abgesunken sind. Diese im Vergleich zur Vorkriegszeit stark reduzierten Mengen dürften im Zuge der Zeit eine weitere Kürzung erfahren, ihr Export wird jedoch auf Grund der handelsvertraglichen Abmachungen mit verschiedenen Ländern in einem gewissen, wenn auch stark eingeschränkten Umfange aufrecht erhalten werden müssen. Die sehr nam- ; hafte Verminderung der Rohholzausfuhren hat ] dazu beigetragen, den Export von Schnittholz £ und von Produkten der Papier- und Zelluloseindustrie wesentlich zu steigern, wodurch der von der österreichischen Handelspolitik ver- • tretenen Tendenz einer Erhöhung der Halb-“ und Fertigwarenausfuhr auf dem Gebiete des Holzexportes Rechnung getragen wird.

Wenn nun von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen wird, daß es richtig wäre, diese Entwicklung noch weiter voranzutreiben und daß alles darangesetzt werden sollte, die Holzausfuhr womöglich auf Fertigprodukte zu beschränken, so muß dem entgegengehalten werden, daß dieser Absicht die MarktverLältnisse in den Abnehmerländern entgegenstehen, deren Bedarf für Produkte der Holzfertigwarenindustrie begrenzt ist und die in erster Linie Holz für Bauzwecke, also Schnittholz, benötigen. Diesen marktmäßigen Erfordernissen können sich auch industriell hochstehende Staaten, wie beispielsweise Schweden oder die Vereinigten Staaten, nicht verschließen, die den größten Teil ihrer Holzüberschüsse in Form von Schnittholz zur Ausfuhr bringen, obwohl dort alle Voraussetzungen für einen weiteren Ausbau der Holzfertigwarenindustrie gegeben wären. Selbstverständlich soll damit nicht gesagt werden, daß nicht alle Anstrengungen der österreichischen Holzfertigwarenindustrie auf Steigerung ihres Exportes nachhaltigste Unterstützung verdienen. Um aber auf diesem Gebiete zu konkreten Ergebnissen zu gelangen, wird es notwendig sein, diese Industrie im internationalen Konkurrenzkampf durch entsprechende Rationalisierung wettbewerbsfähig zu machen, was leider in vielen Fällen noch nicht zutrifft.

Bei den in den letzten Monaten um das Holzexportproblem stattgefundenen Diskussionen wurde seitens der inländischen Holzabnehmer immer wieder der Vorwurf über die starken Preiserhöhungen des österreichischen Nadelschnittholzes erhoben, wobei die Preisentwicklung des vergangenen Jahres so dargestellt wurde, als ob die zweifellos eingetretenen starken Preisbewegungen auf eine einseitige Preispolitik der holzerzeugenden Wirtschaftskreise zurückzuführen seien, die, durch gewisse Mangelerscheinungen begünstigt, in der Lage gewesen wären, Preisdiktate auszuüben. Diese Darstellung ist unrichtig. Erfahrungsgemäß werden seit der Beendigung des ersten Weltkrieges rund zwei Drittel der österreichischen Schnittholzproduktion zur Ausfuhr gebracht, während nur knapp ein Drittel vom Inlandsmarkt aufgenommen werden kann. Der österreichische Schnittholzpreis richtet sich daher nach dem Weltmarktpreisniveau und wird durch dieses bestimmt.

Die Richtigkeit dieser Feststellung wird durch die Tatsache erhärtet, daß das österreichische Holz auch auf entfernten Märkten, wie beispielsweise den Niederlanden oder in gewissen Ueberseegebieten, wo es im Konkurrenzkampf mit anderen Produktionsländern steht, die transportmäßig wesentlich günstiger liegen, qualitätsmäßig und preislich im Wettbewerb bestehen kann. Von übermäßig hohen österreichischen Holzpreisen kann daher keine Rede sein. Anderseits ist es richtig, daß die Preissteigerungen im Laufe der letzten zwei

Jahre besonders augenfällig in Erscheinung traten. Die Ursache hierfür liegt vor allem in der 1953 vorgenommenen Aenderung des Abrechnungskurses des Schillings zum Dollar, die bei gleichbleibenden Verkaufserlösen im Auslande auf Grund des geänderten Umrechnungsschlüssels wesentlich höhere Schillingpreise im Exportgeschäft erbrachte, sowie in der steigenden Preistendenz, die auf den Auslandsmärkten in den letzten Jahren vorherrschte. Im übrigen ist, was die Preise anbetrifft, im Laufe des vergangenen Jahres hauptsächlich zufolge der starken Baukonjunktur das Inlandspreisniveau für Schnittholz den Weltmarktpreisen weitgehend angepaßt worden. Bei einem großen Teil der hiervon betroffenen Wirtschaftsgruppen war dies ohne nennenswerte Schwierigkeiten möglich, weil der Holzkostenanteil bei der Erstellung des Endproduktes keine ausschlaggebende Rolle spielt.

Die Absatzverhältnisse für österreichisches Schnittholz auf den ausländischen Märkten sind im Gegensatz zur Zeit vor dem Kriege derzeit günstig. Das Absinken der Schnittholzlieferungen aus den Oststaaten sowie die erhöhte Bautätigkeit in den europäischen Holzkonsumländern haben den Verkauf unseres Schnittholzes wesentlich erleichtert. Das gegenüber den Jahren der Vorkriegszeit erhöhte Preisniveau läßt die hohen Bringungskosten und das Fehlen billiger Wasserwege für den Transport ins Ausland nicht mehr als ein schwer überwindbares Handikap erscheinen. Bei dieser Gelegenheit soll noch vermerkt werden, daß die Erhöhung der Preise die Erschließung transportungünstig gelegener Forste, deren Nutzung vor dem Kriege unrentabel war, erlaubt, wodurch die österreichische Holzproduktion wesentlich gesteigert werden konnte. Wenn wir so auch seit mehreren Jahren in der glücklichen Lage sind, den Holzexport unter günstigen Marktbedingungen durchzuführen, so sollte man doch die Schwierigkeiten und Sorgen nicht vergessen, die uns die Holzausfuhr in den Vorkriegszeiten bereitet hat. Damals waren durch ein übermäßiges Holzange-bpt einzelner Produktionsländer, die über günstigere Produktionsverhältnisse verfügen als wir, die Preise derart heruntergewirtschaftet, daß von einer Rentabilität in der österreichischen Forst-und Holzwi'rtschaft nicht mehr gesprochen werden konnte. Die damaligen Absatzschwierigkeiten für die österreichischen Holzüberschüsse waren mit ein Grund für die schwere wirtschaftliche Krise, mit der die erste Bundesrepublik zu kämpfen hatte. Vom Standpunkt der österreichischen Holzexportwirtschaft aus gesehen, die sich zu einem großen Teil aus Kaufleuten zusammensetzt, die sich durch jahrelangen Aufenthalt und ihre ständige Verkaufstätigkeit in den Abnehmerländern nicht nur die notwendigen Erfahrungen, sondern auch den im kommerziellen Leben nun einmal unerläßlichen Realismus bei der Beurteilung unserer Exportmöglichkeiten erworben haben, sollte die derzeitige günstige

Situation in erster Linie dazu verwendet werden, unsere Positionen auf den Auslandsmärkten, die wir uns in der Nachkriegszeit in zäher Arbeit wieder erworben haben, zu festigen und weiter auszubauen. Für diese Aufgabe steht der österreichischen Wirtschaft in erster Linie im Holzexporthandel eine große Anzahl erfahrener Fachleute zur Verfügung, die im Laufe der letzten

Jahrzehnte bei der Erschließung neuer Absatzmöglichkeiten Pionierarbeit geleistet haben, die uns heute in die Lage versetzt, auf den Auslandsmärkten vor allem auch mit den kleinen und mittleren Abnehmern in Verbindung zu treten und die den Absatz unserer Holzüberschüsse in ausreichenden Mengen und zu auskömmlichen Preisen erlaubt.

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