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Tirol, gezählt und gewogen

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Tirol, das schon zum Zeitpunkt seines Anschlusses an Österreich ein „Land” im politischen Sinne war, mit seiner „Tiroler Landschaft”, eineT ständischen Vertretung, die bei gesetzgebenden Akten mitwirkte und nicht nur den Adel sondern auch die Bauernschaft umfaßte, die seit dem vierzehnten Jahrhundert sogar ein Stand von politischer Bedeutung war, hat seitdem immer eine Sonderstellung unter den österreichischen Ländern eingenommen.

Überall Geburtenüberschuß

Die Einwohnerzahl Tirols hat sich während der letzten neunzig Jahre nahezu verdoppelt, wobei die Jahre zwischen 1900 und 1910 sowie 1934 und 1951 das stärkste Anwachsen verzeichnen. Am 21. März 1961 lebten in dem 12.647,45 Quadratkilometer großen Bundesland in 124.009 Haushalten eine anwesende Bevölkerung von 481.112 Personen und eine Wohnbevölkerung von 221.139 Männern und 241.760 Frauen, zusammen 462.899 Personen. Die stärkste absolute Bevölkerungszunahme wurde für Innsbruck Land errechnet, während, relativ betrachtet, die Bezirke Imst und Innsbruck Land an der Spitze stehen. Ein Geburtenüberschuß wurde in allen Bezirken registriert, dagegen ein Wanderungsgewinn nur in der Stadt Innsbruck, während alle anderen Tiroler Bezirke Wanderungsverluste ver- zeichneten.

Von den insgesamt 287 Tiroler Gemeinden haben 247 eine Einwohnerzahl von unter 2000. Zusammen 44 Prozent der Bevölkerung bewohnen ungefähr je zur Hälfte Gemeinden, deren Einwohnerzahl zwischen 1001 bis 2000 und 100.001 und mehr liegt. Die Wohnbevölkerung bestand aus 452,406 Österreichern, deren Anteil sich gegenüber 1951 um zwei Prozent erhöhte, und 10.493 Nichtösterreiehern (einschließlich Staatenloser und Fällen ungeklärter oder unbekannter Staatsangehörigkeit), deren Anteil um zwei Prozent zurückging.

Handel und Verkehr

Auch für Tirol ist der Rückgang der von der Land- und Forstwirtschaft Lebenden gegenüber 1951 charakteristisch, der einen Besetzungsverlust von 21 Prozent ergibt. Die allgemeine Längerlebigkeit der Menschen unserer Tage kommt auch in Tirol in den zahlenmäßig starken Zunahmen der Wirtschaftsabteilung Pensionisten und Rentner usw. zum Ausdruck. Zusammen mit den Personen ohne Berufsund Betriebsangabe ergibt sich hier eine Zunahme von 62.000 auf 79.000 oder 27 Prozent. Hohe Zunahmen weisen überdies die Abteilungen Handel und Verkehr und Freie Berufe mit je 27 Prozent und öffentlicher Dienst mit 26 Prozent auf, wobei für die zuletzt erwähnte Wirtschaftsabteilung zu bemerken ist, daß in dieser Zahl diesmal das Bundesheer enthalten ist.

Die Zahl der Berufstätigen hat sich gegenüber 1951 um fünf Prozent erhöht, die Erwerbsquote (Anteil der Berufstätigen an der Gesamtbevölkerung) ist dagegen innerhalb der letzten zehn Jahre von 48 auf 47 Prozent gesunken. Bei den Männern war in allen Altersgruppen, bei den Frauen aber erst ab dem Alter zwischen 50 und unter 60 Jahren eine Reduzierung der Erwerbsquote zu beobachten.

Die zunehmende Abwendung von den land- und forstwirtschaftlichen Berufen macht sich in einer Verminderung um 28 Prozent seit 1951 bemerkbar, während im gleichen Zeitraum die Zahl der in Industrie und Gewerbe sowie im Handel und Verkehr Tätigen um 22 beziehungsweise 41 Prozent zunahm.

In der Altersstruktur der Bevölkerung Tirols sind, ebenso wie in anderen Bundesländern, die durch den Geburtenausfall im ersten Weltkrieg entstandenen geringen Besetzungszahlen bei den 40- bis unter 45jährigen Männern und Frauen auffallend.

Die Zahl der Privathaushalte nahm von rund 115.000 im Jahre 1951 auf rund 124.000 im Jahre 1961 zu; der Anteil der Einpersonenhaushalte ging von 14 auf 13 Prozent zurück, ln Innsbruck Stadt lebten am häufigsten — in 17 Prozent aller Fälle — Personen in Einpersonenhaushalten, dagegen am seltensten, nur zu acht Prozent, im Bezirk Imst. Auch in Tirol steigt der Anteil der einzeln Lebenden mit zunehmendem Alter, wobei gleichzeitig auch die Frauen im vorgerückteren Altersstufen zunehmend dominieren: Es führten von den 75jährigen und älteren Frauen 20 Prozent allein einen Haushalt, während es unter den gleichaltrigen Männern nur acht Prozent waren. Von den insgesamt 16.090 allein in einem Haushalt lebenden Personen waren rund 9400 Pensionisten, Rentner (Auszügler) usw. In 304 Anstaltshaushalten waren 3554 Männer und 5618 Frauen, zusammen 9172 Personen, untergebracht.

Zweieinhalb Millionen Feriengäste

Tirol ist wegen seiner günstigen Verkehrslage und seiner landschaftlichen Schönheit das begehrteste Reiseland unter den österreichischen Bundesländern. Hatte doch im vergangenen Jahr das Land Tirol zu 28 Prozent an den insgesamt 54,253.400 Fremdenübernachtungen in Österreich teil. Der Fremdenstrom von rund 2,443.400 Menschen stammte zum Großteil aus dem Ausland; nur rund 341.000 Personen waren Österreicher, darunter 107.800 Wiener. Das Gros der Ausländer wird von Reisenden aus der benachbarten Deutschen Bundesrepublik gebildet, aus der allein mehr als 1,405.400 Menschen kamen.

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